Quäkerspeisung
Wenn bcv deutsche Botschafter in Washington beim Tobe Wilsons sich auch nicht zu benehmen verstaub —, die deutschen
Kinder sind für die Dummheiten der Großen nicht verantwortlich zu machen.
Die G e I> u v t
der Operette
Die Operette ist ein geistiges
Sparsystem. Sie ist die intellek-
tuelle Begleiterscheinung des Be--
amtenabbaus, der Kohlrüben-
marmelade, der industriellen
Kurzarbeit.
Die Operette besteht A) aus
einem Libretto. Zu seiner Ver-
stellung gehören mindestens drei
Autoren. Eine Verminderung
dieser Zahl ist untunlich. Denn
es werden erfordert: 1. cinAutor,
der kein Deutsch kann (für
den Prosatert); 2. ein Autor,
der keine Verse machen kann
(für die Couplets); 3. ein Autor,
der keine Witze machen kann
(für die komischen Rollen).
Früher brauchte man noch
einen vierten Autor, der die
Handlung machte (bzw. aus einer
uralten Komödie stahl). Dieser
— „Wenn du sparen mußt, dann spar'' gefälligst
an deine Arbeiter
erübrigt sich jetzt, weil a) auf
Handlung entweder gänzlich ver-
zichtet, oder t>) diese in maschi-
nellem Großbetrieb hcrgestellt
wird. Am praktischsten geschieht
dies im sogen. Mischverfahren,
indem drei bisvierbeliebigeFilme
in kleine Stücke geschnitten, durch-
einandergewirbelt und die ein-
zelnen Teile dann so, wie sie
zufällig liegen, aneinandergeklebt
werden. Dies ergibt eine streng
logische, spannende und geistvolle
Handlung. Sehr gut ist cs
auch, tvenn man zu Beginn
der Operette eine Person ein-
schläfen und die ganze Handlung
träumen läßt. Der Eingeschlafene
wird sich —solange er schlummert
— der restlosen Sympathie des
Publikums erfreuen.
Das so entstandene Libretto
wird nun B) von einem Kom-
ponisten vertont. Der Komponist
hat vor allein darauf zu achten.
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