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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 1.1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8803#0453
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3ci$tuing von Lerdert Anger

Mosestown

Eine Entdeckung von Paul Gut mann

Die epochale Rasseforschung der letzten
Zeit hat unweigerlich festgestellt, daß der
Sitz des edelsten preußischen Junkertums
zugleich das germanische Paradies, die
Wiege völkischen Pochstrebens (Kultur) ge-
wesen ist. Von Schivelbein bis Pasewalk
und südlich Krebsjauche reichten die Poch-
stätten germanischer
Belange. Welche eine
Lust muß cs da zu leben
gewesen sein! Aber wie
kommt es, fragen wir
uns empörten Sinnes,
daß der zersetzende Ein-
fluß asiatischen Blutes
nur die Erinnerung an
jenes Paradies übrig
gelassen hat? Wir
haben nach vielen liefen
Forschungen die Lö-
sung gesunden, wir
beglücken damit unsere
dankbaren Leser.

Die Silbe el bedeu-
tet in der Sprache der
Pcbräer ihren für uns
nicht diskutablen Gott.

Israel, Emanucl, Be-
thel, sind Zusammen-
setzungen mit jener
ominösen Silbe. Die
Sprache ist bekanntlich
die beste Führerin durch
das Dunkel der Ge-
schichte. In die herr-
lichen Gefllde, deren
Ortsnamen meist aus
ow, den alkgermani-
schen Kriegsrus enden,
drang ein Fremdvolk
undversuchtedortseinen
verheerenden Einfluß
geltend zu machen. Ei-
nige geographische Na-
men geben dem Wissen-
den Kunde. Pav-el,

Teg-el,El-be bezeichnen

Karawanenzüge jenes Wüstenvolkes. Aus
dem germanischen Templow machten sie Tem-
pclhof! Damit nicht genug. Der Forscher-
geist, der uns führte, dringt in die tiefsten
Klüfte der Vergangenheit. Wie ist es mit
Berlin? Pier muß schon von altcrsher der
Quell altgermanischer Reinheit vergiftet ge-
wesen sein. And siehe da, auch hier kommt dem
aufmerksamen Forscher die Sprache zu

Soll er so bleiben

der Reichstag?

Pilse. Wenn man von Berlin nach Westen
fährt, kommt man an einen Ort Namens
Drewitz. Drewitz oder Drehwitz, welcher
Witz wäre ein solcher, wenn nicht der
jüdische! War mit diesem Ortsnamen
nicht zugleich eine freche Verhöhnung
beabsichtigt? Wende man diesen Drehwitz
nun aus Berlin an, was ergibt sich?
Nilreb! Nun verwandelt sich unser
Wissenstrieb in Stau-
nen. Nilreb, derRebbe
des Nils, der Rabbi
oder Perr war ja kein
anderer als Moses.
Nach ihm war die
Stätte genannt, die auch
noch heute die Poch-
burg jenes Wüstenvolks
ist. Mosesstadt oder
Mosestown, wie die
Amerikaner ihre neu
gegründeten Städte zu
nennen pflegen.

Wenden wir den
Blick weiter. Potsdam
ist die Schwesterstadt
Berlins. Was ergibt
sich, wenn wir den Na-
men umkehrcn? Mads-
top oder der Aus-
sprache nach Mazztopp,
der Topf, in dem Mazze
bereitet wird.

Zwei Liebcslcute
sitzen im Mondschein
auf dcr Parlbank, zärt-
lich umarmt. Zwischen
zwei Küssen flüstert sie
iir Seligkeit:

„Schorschi, so wie
ich dich kenne, wirst du
mir gewiß treu bleiben,
ja?"

Schorschi antwortet
nach einiger Acbcrle-
gung: „Wie kann ich
das wissen, Erna, bin
ich ein Prophet?"

Das neue Borkumlied

(Zu singen nach der alten Melodie)

„Nur immer munter feste druff!"

Ist unser Losungswort.

Es lebe alter deutscher Suff
Lud heil'ger Fememord!

Nur der wahrt echten deutschen Geist,

Der fromm auf Gott vertraut
Und aus die innern Feinde — steigt
Und gründlich sie verhaut.

Drum laßt das Schwert nicht länger stecken!
Lipp Lipp Lurra! Lipp Lipp Äurra!
Die rote Mistbrut soll verrecken!

Lipp Lipp Lurra! Lipp Lipp Lurra!

Die Republik das Volk betrügt,

Gibt Ehr' und Würde preis.

Wer sich den: deutschen Geist nicht fügt.
Den: knall'n wir eins vorn Steiß!

Mehr schuften muß lins der Prolet
Auch für bescheid'nen Lohn.

Wer stramm vorm Unternehmer steht,

Der rettet die Nation!

Drlim laßt das Schwert nicht länger stecken!
Lipp Lipp Lurra! Lipp Lipp Lurra!
Die rote Mistbrut soll verrecken!

Lipp Lipp Lurra! Lipp .Lipp Lurra!

Und wenn die Welt voll Juden war'

Und rings nach Knoblauch stinkt.

Wir stinken immer noch viel mehr,

Bis einst der Sieg uns winkt.

Der Jude stört uns das Geschäft
Und räubert uns ganz aus.

Drum schlagt ihn tot, wo ihr ihn trefft,
In ritterlichem Strauß!

Wir loben uns die deutsche Nasse
Und einen giftgetränkten Pfeil
Und eine wohlgefiillte Kasse.

Ein dreifach' Leil! Ein dreifach' Leil!

L e i l! Kallipygos.

Achtung! Wer die Absingung dieses Liedes, sei es als Landrat, sei es als Regierungspräsident'verhindert, wird vom
Amtsgericht Aurich zu 100000 Goldmark Strafe verurteilt.

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