Ehrlichkeit ist eine Zier. . .
Raffke sucht durch Inserat einen Freier
für seine Tochter. Ein junger, nicht sehr
bemittelter Mann stellt sich vor, er gefällt
Raffke. Raffke sagt jovial:
„Also, nich wahr, wissen möchten Sie
natürlich, mit wem Sie es tun haben. Also
passen Sie auf: Ich war mein Lebtag ein
tüchtiger Kaufmann. Bloß einmal Hab' ich
Pech gehabt, mit der Pleiie dunncmals!
Iott — die zwölf Monate sind ooch 'rumge-
gangen. Meine Tochter kriegt 100000 M
mit!"
„Schön, schön. And die gnäd'ge Frau?"
„Eine Perle is meine Frau. Bloß ein-
mal hat se Pech gehabt. Im Iuwelierladen
gefallen chr 'n paar hübsche Ringe — plötz-
lich sind de Ringe weg! Na ja, wie das
so is. Sie wissen ja. Aber das Jahr is ooch
'rumgegangen für meine Frau, die gute!
Aebrigens: meine Tochter kriegt 15OOOOM
mit!"
„Schön, schön. Darf ich das gnädige
Fräulein ..."
„Einen Augenblick! Also meine Tochter
ist mein Augapfel, mein Juwel. Ein liebes
Kind, schade — daß sie einmal Pech ge-
habt hat. Manöver war, der Leutnant
schlief nebenan. Was soll ich lange reden ...
Lerr Nothardt,
ein Angeklagter, der in einem dreiwöchigen
Prozeß trotz imposanten Exterieurs nicht
in Erscheinung trat.
Das beruhigte Gewissen
„And wenn ich auch mal strauchle, —
für mich wird ge orgt!"
die neun Monate sind ooch 'rumgegangen.
Das Mädchen kriegt 175 000 M m t. So,
uu wissen Se, woran Se sind. And mit
wem habe ich die Ebre?"
„Ich nehme Ihre Tochter auf alle Fälle.
Nun wissen Sie, mit wem Sie es zu tun
haben!"
Das Auslaufen st er
Lausbuben balgen sich in der Hauptstraße.
Weifen mit Steinen, zielen nach einem Aus-
lagfcnstcr und treffen es glücklich.
Äoppla! Die Scherben krachen.
Zufällig kommt die Obrigkeit dazu.
Der Schutzmann droht: „Warts nur, ihr
Lausnickl!"
Alid zu einigeil Erwachsenen sagt die
Behörde in Gestalt des Schutzmanns:
„Wissens, es is ner um dös, wenn die Po-
lizei dazu kummt, nachä is der Tcif'l los ..."
Lustige Aniversität
Ein durch seine Gelehrsaiiikeit wie durch
seine Wellfrcmdheit ausgezeichneter Hoch-
schullehrer betritt bei Scmesterbeginn an
dem — durch den üblichen Anschlag aur
Schwarzen Brett — angekündigten Tage
zu der gleichfalls dort angcküudigten Stiiiide
seinen Vortragssaal, der in der Regel die
Anzahl der Lörcr nicht zu fassen vermag,
und — sieht sich völlig leeren Bänken
gegenüber. Voir Anruhe gepeinigt, stürzt
er ans Schwarze Brett, um dort festzu-
stellen, daß er sich in der Angabe von Tag
und Stunde und Nummer des Äörsaalcs
keineswegs geirrt habe. Iii ärgerlicher
Stimmung begibt er sich auf den Äeiinweg.
Schon am Portal begegnet er einem ihin per-
15
sönlich bekannten früheren überaus fleißigen
Besucher seiiierVorlesungcn undAebungen, -
dem jetzigen Seminarälresten. „Was soll
das heißen?" fährt er diesen an, „'ein
Mensch in meiner Vorlesung?" „Ver-
zeihung, L»err Geheimrat", lautet die Ant-
ivort „Sie haben in Ihrer Ankündigung
geschrieben: Im Somnrersemester ge-
denke ich fortzufahren, und das haben
die Kommilitonen wörtlich aufgefaßt."
Li' ks von den Deutschnationalen
In Kieseritz in Äintcrpommern hatte der
neue Hilfslehrer Deutsche Volkspartei ge-
wählt und dies in der K cipe gelegentlich
durchblicken lassen. Seitdem war er als
Kuliurbringer in Kicserih erledigt. In
seiner Äerzensnot ging er schließlich zu
einem Prominenten des Dorfes unb be-
sprach mit ihm, was weiter zu tun sei.
„Da ist nicht viel zu machen", äußerte sich
dieser bestimmt, „Volkspartei rechnet man
hier in Kicseritz mit zum Bolschewismus."
Einer von den
HintermännernLerrnRothardts, die in dem
Prozeß sehr deutlich in Erscheinung traten.
Raffke sucht durch Inserat einen Freier
für seine Tochter. Ein junger, nicht sehr
bemittelter Mann stellt sich vor, er gefällt
Raffke. Raffke sagt jovial:
„Also, nich wahr, wissen möchten Sie
natürlich, mit wem Sie es tun haben. Also
passen Sie auf: Ich war mein Lebtag ein
tüchtiger Kaufmann. Bloß einmal Hab' ich
Pech gehabt, mit der Pleiie dunncmals!
Iott — die zwölf Monate sind ooch 'rumge-
gangen. Meine Tochter kriegt 100000 M
mit!"
„Schön, schön. And die gnäd'ge Frau?"
„Eine Perle is meine Frau. Bloß ein-
mal hat se Pech gehabt. Im Iuwelierladen
gefallen chr 'n paar hübsche Ringe — plötz-
lich sind de Ringe weg! Na ja, wie das
so is. Sie wissen ja. Aber das Jahr is ooch
'rumgegangen für meine Frau, die gute!
Aebrigens: meine Tochter kriegt 15OOOOM
mit!"
„Schön, schön. Darf ich das gnädige
Fräulein ..."
„Einen Augenblick! Also meine Tochter
ist mein Augapfel, mein Juwel. Ein liebes
Kind, schade — daß sie einmal Pech ge-
habt hat. Manöver war, der Leutnant
schlief nebenan. Was soll ich lange reden ...
Lerr Nothardt,
ein Angeklagter, der in einem dreiwöchigen
Prozeß trotz imposanten Exterieurs nicht
in Erscheinung trat.
Das beruhigte Gewissen
„And wenn ich auch mal strauchle, —
für mich wird ge orgt!"
die neun Monate sind ooch 'rumgegangen.
Das Mädchen kriegt 175 000 M m t. So,
uu wissen Se, woran Se sind. And mit
wem habe ich die Ebre?"
„Ich nehme Ihre Tochter auf alle Fälle.
Nun wissen Sie, mit wem Sie es zu tun
haben!"
Das Auslaufen st er
Lausbuben balgen sich in der Hauptstraße.
Weifen mit Steinen, zielen nach einem Aus-
lagfcnstcr und treffen es glücklich.
Äoppla! Die Scherben krachen.
Zufällig kommt die Obrigkeit dazu.
Der Schutzmann droht: „Warts nur, ihr
Lausnickl!"
Alid zu einigeil Erwachsenen sagt die
Behörde in Gestalt des Schutzmanns:
„Wissens, es is ner um dös, wenn die Po-
lizei dazu kummt, nachä is der Tcif'l los ..."
Lustige Aniversität
Ein durch seine Gelehrsaiiikeit wie durch
seine Wellfrcmdheit ausgezeichneter Hoch-
schullehrer betritt bei Scmesterbeginn an
dem — durch den üblichen Anschlag aur
Schwarzen Brett — angekündigten Tage
zu der gleichfalls dort angcküudigten Stiiiide
seinen Vortragssaal, der in der Regel die
Anzahl der Lörcr nicht zu fassen vermag,
und — sieht sich völlig leeren Bänken
gegenüber. Voir Anruhe gepeinigt, stürzt
er ans Schwarze Brett, um dort festzu-
stellen, daß er sich in der Angabe von Tag
und Stunde und Nummer des Äörsaalcs
keineswegs geirrt habe. Iii ärgerlicher
Stimmung begibt er sich auf den Äeiinweg.
Schon am Portal begegnet er einem ihin per-
15
sönlich bekannten früheren überaus fleißigen
Besucher seiiierVorlesungcn undAebungen, -
dem jetzigen Seminarälresten. „Was soll
das heißen?" fährt er diesen an, „'ein
Mensch in meiner Vorlesung?" „Ver-
zeihung, L»err Geheimrat", lautet die Ant-
ivort „Sie haben in Ihrer Ankündigung
geschrieben: Im Somnrersemester ge-
denke ich fortzufahren, und das haben
die Kommilitonen wörtlich aufgefaßt."
Li' ks von den Deutschnationalen
In Kieseritz in Äintcrpommern hatte der
neue Hilfslehrer Deutsche Volkspartei ge-
wählt und dies in der K cipe gelegentlich
durchblicken lassen. Seitdem war er als
Kuliurbringer in Kicserih erledigt. In
seiner Äerzensnot ging er schließlich zu
einem Prominenten des Dorfes unb be-
sprach mit ihm, was weiter zu tun sei.
„Da ist nicht viel zu machen", äußerte sich
dieser bestimmt, „Volkspartei rechnet man
hier in Kicseritz mit zum Bolschewismus."
Einer von den
HintermännernLerrnRothardts, die in dem
Prozeß sehr deutlich in Erscheinung traten.