JOSEF MARIA FRANK: VERREHRSPOIIZEILICHE
PLAKATVORSCHLÄO® FÜR BEI NEUEN REICHSTAG-
giiiiiiimiiiiiiiiiiiiimimiiiiimiiimiiiiimiiimimiiiiiiiiimimimiiimiiimimiiimiiimimiiimg
jj Stö ke und Schirme sind abzugeben, dito §
I Kinder über 18 und Jungfrauen beiderlei Geschlechts! |
■ min iiiiiiiiiin iieiai i im ii i iiimiiiii i in iiinm iimu iimmii n n n ib iii ei iii iiiiimiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiä
Die Leitung bittet das gesch. Publikum die Papier-
körbe zu benutzen, sowie die Toilettenwände nicht
zu beschmutzen oder lyrisch zu beschreiben!
Bei Tobsmhtsgefahr Notbremse ziehen! 3mU kühlen!
Vor Mißbrauch wird gewarnt!
Bissige Hunde ! ! !
B tte links überholen!
Die Anlage wird dem Schutze des Publikums empfohlen!
Es wird gebeten, sich wie zu Hause zu fühlen!
Betreten des Rasens ist sowieso verboten!
Und außerdem :
Das Berühren
der Figüren
mit den Pfoten!
Desgleichen: AUF- UND AB SPRINGEN WÄHREND DER
FAHRT! TASCHENDIEBSTÄHLE! PATENTVERLET-
ZUNGEN JEDER ART! DER AUFENTHALT AUF DER
PLATTFORM! Und ebenfalls: JEDE UNTERHALTUNG
UND ANODUNG DES FÜHRERPERSONALS! FAHRGELD-
HINTERZIEHUNG! MITBRINGEN VON HUNDEN!
POSTENANWÄRTER! OBERPAULE KUNDEN!RAUCHEN
WEGEN EXPLOSIONSGEFÄHRDUNG DER FIGUREN!
STINKBOM BEN-JUCKPULVER-SCHWÄRMER-SCH WIN-
DELAGENTUREN! Sowie jegliches die Anstandsgefühle
verletzende und die Atmosphäre des Raumes chemisch
zersetzende AUSDRUCKSENTARTUNG EINES INNEREN
DRANGS!
Zuwiderhandelnde werden strafrechtlich verfol„ch“t
und durch Diätentziehung bestens erdolcht!
Die Direktion des Etablissemangs!
Außerdem werden zur dringenden Beachtung empfohlen:
Strafaeietzbuch § 127:
„©er unbefugterweise einen bewaffneten Hansen bildet oder befehligt...,
wud mit Gefängnis bis &u zwei Ja tuen bestraft!"
Strafgesetzbuch § 366, Z. 7:
„Wer Steine oder andere harte Körper oder Unrat auf Menschen, auf
Pferde, oder andere Zug- oder Lasttiere. .. wirft, wird mit Geldstrafe bis
zu 60 Mark oder mit Hast bis zu vierzehn Tagen bestrafll"
Strafgesetzbuch § 367, Z, 11:
.Wer ohne polizeiliche Erlaubnis gefährliche wilde Tiere hält, oder wilde
oder bösarlige Tiere frei umherlaufen läßt, oder in Ansehung ihrer
die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung von Beschädigungen
unterläßt, wird mit Geldstrafe brs zu 150 Mark oder mit Haft bestraft!'
D. O.!
Cunowollte nach Amerika
Er hatte schon alles vorbereitet zum
großen Llmzug. Aber richtig, verstehn Se!
Die Koffer waren fertig gepackt, nichts lvar
vergessen. Drin stapelten sich die neuen,
gutgeschnitteuen Ellts, die Fräcke, die
Roben für Frauchen, und die Anzüge für
die reizenden blonden Kinderchen, die da-
mals in Hamburg, bei der Schiffstaufe,
dem hochseligen Äerrn Stmnes so gut ge-
fallen hatten. Obenauflagen die hübschen, ge-
schmackvollen Nippessachen aus der Großen
Zeit, und die aus der Kleineren
Zeit, nämlich dem glorreichen
Ruhikrieg, den man doch ei-
gentlich recht treudeutsch ge-
führt hatte, nehmt es nur
von der Speckseite, bitte sehr!
Weiter unten verbarg sich,
sorgfältig umhüllt, die Kor-
respondenz der letzten paar
Jährchen. Gott, man konnte
natürlich nicht alles aufheben,
aber es gab da doch so einige
Souvenirs, die einem ansÄerz
gewachsen waren: die huld-
reichen Schreiben Seiner Ma-
sestät mit den seltenen hollän-
dischen Iubiläumsmarken, die
Visitenkarten des sympathi-
schen jungen Offiziers na,
wie hieß er gleich, Roßapfel
oder so, man vergißt so leicht
und schließlich die Dankbriefe der westfälischen
Industriellen aus den Inflationstagen. Ganz
am Boden raschelte cs seidig; Frauchen hatte
da die Pakete mit den ruhmreichen Farben
Schwarziveißrot hingelegt, die man sicher
drüben brauchte, ivenn einen der Deutsche
Klub einlud. Na, man konnte zufrieden
sein. Das Dampfcrbülctt knisterte in der
Brieft chche — Freifahrtkarte selbstverständ-
lich, das hat'en sich die alten guten Be-
kannten von der Papag nicht nehmen
lassen —, das Abschiedsessen lvar schon
angesetzt in Esplanade, die Reise durfte
Im Cafe Eros
endlich losgehen. Der Wiedtfeld war längst
zurück; schade um den Mann, im Grunde
genommen, er halte sich damals bei der
Flaggengeschichte so stramm national be-
nommen, als der Wilson krepierte; aber man
ist sich schließlich selbst der Nächste, und man
hatte sich den guten Posten in Washington
weiß Gott sauer genug mit dem Kampf
gegen den äußeren und inneren Feind
verdient . . .
Wie langsam diele Bande in der Re-
gierung machte! Wann sie lvohl endlich
die Bestallungsorder schickten? Ja, wenn
man selbst noch was zu sagen
hätte; da würde man schon
Dampf dahinter setzen! Da
lassen sie einen nun lauern!
Der Stresemann könnte sich
auch wirklich ein bißchen an-
ständiger aufführen. Er ist
und bleibt doch ein Parvenue:
Frauchen hatte ihn noch nie
leiden mögen, sie muß wohl
recht haben, man kann sich auf
den Menschen nicht verlassen.
Da sitzt man nun hier fest, und
drüben stehen die Betten leer!
Ach, da kommt ja das
Abendblatt — na, zeig mal
her die Deutsche Zeitung,
Jungchen. Was Neues? So,
so, — erschte Seite nischt,
zweite Seite auch nischt, —
halt, auf der dritten — wie,
„Er ist anders wie die andern. Wenn doch auch seine Verse
mal anders waren!"
PLAKATVORSCHLÄO® FÜR BEI NEUEN REICHSTAG-
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jj Stö ke und Schirme sind abzugeben, dito §
I Kinder über 18 und Jungfrauen beiderlei Geschlechts! |
■ min iiiiiiiiiin iieiai i im ii i iiimiiiii i in iiinm iimu iimmii n n n ib iii ei iii iiiiimiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiä
Die Leitung bittet das gesch. Publikum die Papier-
körbe zu benutzen, sowie die Toilettenwände nicht
zu beschmutzen oder lyrisch zu beschreiben!
Bei Tobsmhtsgefahr Notbremse ziehen! 3mU kühlen!
Vor Mißbrauch wird gewarnt!
Bissige Hunde ! ! !
B tte links überholen!
Die Anlage wird dem Schutze des Publikums empfohlen!
Es wird gebeten, sich wie zu Hause zu fühlen!
Betreten des Rasens ist sowieso verboten!
Und außerdem :
Das Berühren
der Figüren
mit den Pfoten!
Desgleichen: AUF- UND AB SPRINGEN WÄHREND DER
FAHRT! TASCHENDIEBSTÄHLE! PATENTVERLET-
ZUNGEN JEDER ART! DER AUFENTHALT AUF DER
PLATTFORM! Und ebenfalls: JEDE UNTERHALTUNG
UND ANODUNG DES FÜHRERPERSONALS! FAHRGELD-
HINTERZIEHUNG! MITBRINGEN VON HUNDEN!
POSTENANWÄRTER! OBERPAULE KUNDEN!RAUCHEN
WEGEN EXPLOSIONSGEFÄHRDUNG DER FIGUREN!
STINKBOM BEN-JUCKPULVER-SCHWÄRMER-SCH WIN-
DELAGENTUREN! Sowie jegliches die Anstandsgefühle
verletzende und die Atmosphäre des Raumes chemisch
zersetzende AUSDRUCKSENTARTUNG EINES INNEREN
DRANGS!
Zuwiderhandelnde werden strafrechtlich verfol„ch“t
und durch Diätentziehung bestens erdolcht!
Die Direktion des Etablissemangs!
Außerdem werden zur dringenden Beachtung empfohlen:
Strafaeietzbuch § 127:
„©er unbefugterweise einen bewaffneten Hansen bildet oder befehligt...,
wud mit Gefängnis bis &u zwei Ja tuen bestraft!"
Strafgesetzbuch § 366, Z. 7:
„Wer Steine oder andere harte Körper oder Unrat auf Menschen, auf
Pferde, oder andere Zug- oder Lasttiere. .. wirft, wird mit Geldstrafe bis
zu 60 Mark oder mit Hast bis zu vierzehn Tagen bestrafll"
Strafgesetzbuch § 367, Z, 11:
.Wer ohne polizeiliche Erlaubnis gefährliche wilde Tiere hält, oder wilde
oder bösarlige Tiere frei umherlaufen läßt, oder in Ansehung ihrer
die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung von Beschädigungen
unterläßt, wird mit Geldstrafe brs zu 150 Mark oder mit Haft bestraft!'
D. O.!
Cunowollte nach Amerika
Er hatte schon alles vorbereitet zum
großen Llmzug. Aber richtig, verstehn Se!
Die Koffer waren fertig gepackt, nichts lvar
vergessen. Drin stapelten sich die neuen,
gutgeschnitteuen Ellts, die Fräcke, die
Roben für Frauchen, und die Anzüge für
die reizenden blonden Kinderchen, die da-
mals in Hamburg, bei der Schiffstaufe,
dem hochseligen Äerrn Stmnes so gut ge-
fallen hatten. Obenauflagen die hübschen, ge-
schmackvollen Nippessachen aus der Großen
Zeit, und die aus der Kleineren
Zeit, nämlich dem glorreichen
Ruhikrieg, den man doch ei-
gentlich recht treudeutsch ge-
führt hatte, nehmt es nur
von der Speckseite, bitte sehr!
Weiter unten verbarg sich,
sorgfältig umhüllt, die Kor-
respondenz der letzten paar
Jährchen. Gott, man konnte
natürlich nicht alles aufheben,
aber es gab da doch so einige
Souvenirs, die einem ansÄerz
gewachsen waren: die huld-
reichen Schreiben Seiner Ma-
sestät mit den seltenen hollän-
dischen Iubiläumsmarken, die
Visitenkarten des sympathi-
schen jungen Offiziers na,
wie hieß er gleich, Roßapfel
oder so, man vergißt so leicht
und schließlich die Dankbriefe der westfälischen
Industriellen aus den Inflationstagen. Ganz
am Boden raschelte cs seidig; Frauchen hatte
da die Pakete mit den ruhmreichen Farben
Schwarziveißrot hingelegt, die man sicher
drüben brauchte, ivenn einen der Deutsche
Klub einlud. Na, man konnte zufrieden
sein. Das Dampfcrbülctt knisterte in der
Brieft chche — Freifahrtkarte selbstverständ-
lich, das hat'en sich die alten guten Be-
kannten von der Papag nicht nehmen
lassen —, das Abschiedsessen lvar schon
angesetzt in Esplanade, die Reise durfte
Im Cafe Eros
endlich losgehen. Der Wiedtfeld war längst
zurück; schade um den Mann, im Grunde
genommen, er halte sich damals bei der
Flaggengeschichte so stramm national be-
nommen, als der Wilson krepierte; aber man
ist sich schließlich selbst der Nächste, und man
hatte sich den guten Posten in Washington
weiß Gott sauer genug mit dem Kampf
gegen den äußeren und inneren Feind
verdient . . .
Wie langsam diele Bande in der Re-
gierung machte! Wann sie lvohl endlich
die Bestallungsorder schickten? Ja, wenn
man selbst noch was zu sagen
hätte; da würde man schon
Dampf dahinter setzen! Da
lassen sie einen nun lauern!
Der Stresemann könnte sich
auch wirklich ein bißchen an-
ständiger aufführen. Er ist
und bleibt doch ein Parvenue:
Frauchen hatte ihn noch nie
leiden mögen, sie muß wohl
recht haben, man kann sich auf
den Menschen nicht verlassen.
Da sitzt man nun hier fest, und
drüben stehen die Betten leer!
Ach, da kommt ja das
Abendblatt — na, zeig mal
her die Deutsche Zeitung,
Jungchen. Was Neues? So,
so, — erschte Seite nischt,
zweite Seite auch nischt, —
halt, auf der dritten — wie,
„Er ist anders wie die andern. Wenn doch auch seine Verse
mal anders waren!"