Legende
Es trafen sich drei
Geistliche, ein christ-
licher, ein katholischer
und ein jüdischer.
And wie das so ist,
wenn fromme Men-
schen zusammenkom-
men, sie lagen sich bald
in den Laaren. In
den blonden Paaren,
in den Paaren mit der
Tonsur und in den
schwarzen haaren.
Jeder erklärte seinen
Gott für den besten/
und das ließen sich die
zwo andern nicht ge-
fallen. (Wofür werden
sie auch bezahlt.)
Wie sie nun so feind-
selig streiten, siehe, da
kam plötzlich ein Mensch
des Weges und schaute
die drei an.
Als diese ihn sahen,
ließen sie von einander
und stürzten sich auf
den Menschen.
Zeder aber schrie voll
Ausbrunst: An ihm
soll mein Gott zeigen,
daß er der mächtigste ist.
Der evangelische Geist-
liche stellte sich vor ihm
hin und sagte: „Gott,
Zeichnung von Lans Kossatz
„Durch die Radioaufführung, schreiben sie, werden die Theater leer. Das ver-
steh' ich nicht. Wie kann man denn im Radio seinen Schmuck und seine
Toiletten zeigen?"
laß ihn schwarzweißrot
werden." And siehe, der
Mann ward es. Der
katholische Geistliche
stellte sich vor ihm hin
und sagte: „Gott, laß
ihn schwarzrotgold wer-
den." And siehe, der
Mann ward es.
Der jüdische Geist-
liche stellte sich vor ihm
hin und sagte: „Gott,
laß ihn rot werden."
And siehe, der Mann
ward es.
Als die drei Prie-
ster sahen, daß jeder
Gott dasselbe ver-
mochte, schlugen sie
sich nur noch gegen-
seitig in die Büsche.
Der Mann aber
wurde wieder so, wie
er war und ging in
die Stadt.
Dort mußte er reden.
Im Reichstag.
Gustav Stresemann
hieß er. Leinz Ludwigg.
Re cker ei
„Auf meinen Skitou-
ren begleitet mich stets
meine Frau." „Da
läufst du also immer
mit doppelter Bin-
dung!"
JOSEF MARIA FRANK: WIR KONDOLIEREN
(Am Wochenbett der Republik zu rezitieren!)
Rach wochenlanger Deutschland-hoch-in-Ehren-Krisis
Quiekt nun in deinem schwarzrotgoldenen Ehbruchbett
— Wer wundert sich da, wenn es mäckrig-mies is'! —
Dies schwarzweißrotgefärbte Fehltrittkabinett.
Du kneipst verlegen dich ins eigene Öhrchen —
Du sagst es selber — es ist ein Malhörchen!
Laß dich man ruhig weiter so umgaukeln!
Das Kind wird dich schon schaukeln —
Eia-popei!
Du darfst dein Gör dir schnell noch mal betrachten —
Es tritt dir auf den Bauch, streckt schon die Zunge raus!
Boshaft
„Ich werde," sagt Schieber Gohlke, „jetzt
den alten Adam ausziehen."
„Können Sie ja auch gut tun," meint
ein Eingeweihter, „nachdem Sie so viele
andere Leute ausgezogen haben."
Moderne Christen
„Was machst du eigentlich an den Sonn-
tagvormittagen?"
„Wenn ich nichts Besseres weiß, gehe
ich in die Kirche."
Dann darfst du dir im Sanatorium eine stille Zelle pachten —
And — Madameken, kurieren Sie sich da gefälligst aus!
Denn diese Mißgeburt wird dich nicht lange schwächen
And dann — doch etwas klüger, bitte! — mußt du wieder ran!
Für andrer Väter Kinder wird das Volk dann nicht mehr blechen
And schließlich ist doch das dein legitimer Mann!
Verzweifelt fragt man nämlich sich: Mein Göttchen,
Sind Sie, Germania, wirklich ein — Kokottchen
Oder eine Frau, die etwas auf sich hält —-? ? ?
So fragen wir! And so fragt auch die „Welt"!
Also — bitte!!!
Ein Menschenkenner
Im Lesekaffeehaus erscheint ein neuer Gast.
Der Kellner drückt ihm sofort eine nationa-
listische Zeitung in die Land, in die sich der
Fremde eifrig vertieft. Als alter Bekannter
und Stammgast frage ich den Ganymed,
wie. er wissen konnte, daß des Fremden Lese-
appetit gerade auf den „Fridericus" ge-
richtet sei.
„Ra," sagt der Ober, „der Kerl hat doch
cin so dummes Gesicht!"
Eine alte Geschichte
Literarisch angehauchte Backfische plau-
dern über Pauptmanns neuen Roman „Die
Insel der großen Mutter". Frauenstaat.
Keine Männer, trotzdem kommen Kinder zur
Welt.
Sagt Liffy, die Jüngste:
„Was ist denn Wunderbares dabei?
Meine ältere Schwester hat auch ein Kind
gekriegt und hat keinen Mann!"
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Es trafen sich drei
Geistliche, ein christ-
licher, ein katholischer
und ein jüdischer.
And wie das so ist,
wenn fromme Men-
schen zusammenkom-
men, sie lagen sich bald
in den Laaren. In
den blonden Paaren,
in den Paaren mit der
Tonsur und in den
schwarzen haaren.
Jeder erklärte seinen
Gott für den besten/
und das ließen sich die
zwo andern nicht ge-
fallen. (Wofür werden
sie auch bezahlt.)
Wie sie nun so feind-
selig streiten, siehe, da
kam plötzlich ein Mensch
des Weges und schaute
die drei an.
Als diese ihn sahen,
ließen sie von einander
und stürzten sich auf
den Menschen.
Zeder aber schrie voll
Ausbrunst: An ihm
soll mein Gott zeigen,
daß er der mächtigste ist.
Der evangelische Geist-
liche stellte sich vor ihm
hin und sagte: „Gott,
Zeichnung von Lans Kossatz
„Durch die Radioaufführung, schreiben sie, werden die Theater leer. Das ver-
steh' ich nicht. Wie kann man denn im Radio seinen Schmuck und seine
Toiletten zeigen?"
laß ihn schwarzweißrot
werden." And siehe, der
Mann ward es. Der
katholische Geistliche
stellte sich vor ihm hin
und sagte: „Gott, laß
ihn schwarzrotgold wer-
den." And siehe, der
Mann ward es.
Der jüdische Geist-
liche stellte sich vor ihm
hin und sagte: „Gott,
laß ihn rot werden."
And siehe, der Mann
ward es.
Als die drei Prie-
ster sahen, daß jeder
Gott dasselbe ver-
mochte, schlugen sie
sich nur noch gegen-
seitig in die Büsche.
Der Mann aber
wurde wieder so, wie
er war und ging in
die Stadt.
Dort mußte er reden.
Im Reichstag.
Gustav Stresemann
hieß er. Leinz Ludwigg.
Re cker ei
„Auf meinen Skitou-
ren begleitet mich stets
meine Frau." „Da
läufst du also immer
mit doppelter Bin-
dung!"
JOSEF MARIA FRANK: WIR KONDOLIEREN
(Am Wochenbett der Republik zu rezitieren!)
Rach wochenlanger Deutschland-hoch-in-Ehren-Krisis
Quiekt nun in deinem schwarzrotgoldenen Ehbruchbett
— Wer wundert sich da, wenn es mäckrig-mies is'! —
Dies schwarzweißrotgefärbte Fehltrittkabinett.
Du kneipst verlegen dich ins eigene Öhrchen —
Du sagst es selber — es ist ein Malhörchen!
Laß dich man ruhig weiter so umgaukeln!
Das Kind wird dich schon schaukeln —
Eia-popei!
Du darfst dein Gör dir schnell noch mal betrachten —
Es tritt dir auf den Bauch, streckt schon die Zunge raus!
Boshaft
„Ich werde," sagt Schieber Gohlke, „jetzt
den alten Adam ausziehen."
„Können Sie ja auch gut tun," meint
ein Eingeweihter, „nachdem Sie so viele
andere Leute ausgezogen haben."
Moderne Christen
„Was machst du eigentlich an den Sonn-
tagvormittagen?"
„Wenn ich nichts Besseres weiß, gehe
ich in die Kirche."
Dann darfst du dir im Sanatorium eine stille Zelle pachten —
And — Madameken, kurieren Sie sich da gefälligst aus!
Denn diese Mißgeburt wird dich nicht lange schwächen
And dann — doch etwas klüger, bitte! — mußt du wieder ran!
Für andrer Väter Kinder wird das Volk dann nicht mehr blechen
And schließlich ist doch das dein legitimer Mann!
Verzweifelt fragt man nämlich sich: Mein Göttchen,
Sind Sie, Germania, wirklich ein — Kokottchen
Oder eine Frau, die etwas auf sich hält —-? ? ?
So fragen wir! And so fragt auch die „Welt"!
Also — bitte!!!
Ein Menschenkenner
Im Lesekaffeehaus erscheint ein neuer Gast.
Der Kellner drückt ihm sofort eine nationa-
listische Zeitung in die Land, in die sich der
Fremde eifrig vertieft. Als alter Bekannter
und Stammgast frage ich den Ganymed,
wie. er wissen konnte, daß des Fremden Lese-
appetit gerade auf den „Fridericus" ge-
richtet sei.
„Ra," sagt der Ober, „der Kerl hat doch
cin so dummes Gesicht!"
Eine alte Geschichte
Literarisch angehauchte Backfische plau-
dern über Pauptmanns neuen Roman „Die
Insel der großen Mutter". Frauenstaat.
Keine Männer, trotzdem kommen Kinder zur
Welt.
Sagt Liffy, die Jüngste:
„Was ist denn Wunderbares dabei?
Meine ältere Schwester hat auch ein Kind
gekriegt und hat keinen Mann!"
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