Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lachen links: das republikanische Witzblatt — 2.1925

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0075
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karikaturen - Schau des Auslands

Die vertagte Räumung Kölns

„Der Lerr mag das nicht? Aber es ist ein
ausgezeichnetes Mittel, das Gedächtnis aufzu-
frischen!" („Le Rire“, Paris.)

„La, er hat nicht entwaffnet!"

(„Labour Leader,,1 London.)

Die Labsburger Monarchisten

„Mama, wie kommt man eigentlich nach Wien?"
„Nun, über Budapest, mein lieber Otto!"

(„Götz von Berlichingen", Wien.)

KLEINE H T E €. KBKIEFE

Dr. Luther:

(nicht reformiert, doch stets in Butter)
Ein Stahlbad-Mann.Methode„Sanders".
„Lier stehe ich — ich kann auch anders!"
Kernteutfch — nur das an ihm ist ,panisch:
wieso jetzt plötzliä) „republikanisch"?

(Er war auf Bismarcks Seffel scharf
und ist sehr froh, daß er 'mal darf!)

Dr. Stresemann:

- (der nicht nur anders, sondern noch ganz
anders kann)

Iongleur°Eiertänzer.Illusionist-1-2-3°

Manipulator.

Lalb Sekt (in Deutschland abgefüllt!) und
halb Salvator.

Lumsti-Bumsti (fällt stets auf die Füße)
und siderisches Pendel.

Lalb Parfüm „Mystikum", halb „Alt-
deutsch Lavendel!"

(Er dreht sich mit dem Winde per
Magnus-Effekt.

Er hat den Rotor vor Flettner entdeckt.)

Schiele:

(auch kurze Beine führen manchmal zum
Ziele.)

Lut ab zum Gebet! Es naht ein Voll-
blutarier

und in Viehzucht erfahrener Ost-Agrarier.
Was keinem gelang, ihm gelang's: er
hat Lergt

als Oberbonzen prompt abgewergt!

(Und nun ist er der geliebte Sohn
der deutschnationalen ThronfraktionI)

Von Sch lieben:

(der Ablaß-Luther hat ihn wieder auf-
getrieben»

Nicht nur zürn Beten vor Gott den
Gerechten tritt er,

sondern auch vor den angestammten
König als Johanniter.

Ihm sä)wur er Treue und das noch vor
einem Jahr —

wie er die „Verfassung" damit vereinbart,
ersaßt man nicht klar!

(Aber das tut nichts — nehmt nur alles
in allem!

Dem überparteilichen Luther hat er
prima gefallen.)

N e u h a u s :

(er steht martialisch und dabei treu aus.)
Man rühmte ihn in jedem nationalen
Bräuhaus:

denn noch 1919 rief er stolz und ohne
Scheu aus:

„Auf die republikanische Verfassung leiste
ich keinen Eid!"

Liber jetzt wird das nachgeholt — wir
sind soweit.

(1919 hat der Mann uns gefallen, denn
da hatte er Mut!

Liber — was ist das, was er heute tut —?)
Frenken:

(Was soll man davon nun eigentlich
denken —?)

Ein stiller Greis — in weiten Kreisen
unbekannt,

dem fä)wärzesten Zentrum nieren- und
stammverwandt,

ein vergilbtes Blatt, noch unbeschrieben,
sozusagen: Pique Sieben!

G e ß l e r:

(Der Reichswehrbestricker und Parade-
entfeßler)

Der Äerr mit den Seeckc'schen Sympathien.
Man kennt ihn aus Stechschrittphoto-
graphien.

Seine Partei hat es eigentlich nicht gebilligt;
aber er hat es sich lelbst bewilligt.

(Man hat sich so schön an ihn gewöhnt —
und das versöhnt!)

Graf Kanitz:

(Dös is' echt und kan Witz!)

Das ist ostelbiiche Paradegarnitur.

Ein Seufzer in Moll, ein Pathos in Dur.
Der Typ derDamen, wo auf den Tribünen.
Das enfant terrible der Lergt'schen
Lünen!

(Sein Blick ist so frei, sein Auge so froh,
sein Taillensd)nitt ist comme il saut.)

Dr. Brauns:

(Er lächelt diskret, na da schaun's!)
Der Lerr hat ihn gegeben, der Lerr hat
ihn gelassen.

Man braucht sich nicht weiter mit ihm
zu befassen.

DieWirthe stehen derSache „was" fern —
doch — der Gast gastiert gern.

Stingl und Krone:
Biedere Leute, kernige Menschen,
so etwa Tuntenhausen gemixt mitBentschen.
Lalb Stengel, halb Stingl, doch sehr
viel Krone.

Nicht ohne —!

I. M. Frank.

L. L. - Zeitungsschau

In einem Artikel „Arbeilszeit und Arbeitspausen" der Arbeitgeberzcitung
„Die Holzindustrie" vom 6. 1. 1925 heißt es u. a.:

„Die in der Neuzeit eingebürgerte Gepflogenheit, die Arbeitszeit möglichst zu
verkürzen oder gar wegfallen zu lassen, widerspricht allen Grundsätzen
der Arbeitsphysiologie und bedeutet Raubbau an der Arbeitskraft."

Sehr richtig! Die Gepflogenheit der Dividendenschlucker, die Arbeitszeit weg-
fallen zu lassen, übersteigt alles erlaubte Maß!

71
 
Annotationen