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https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0094
Das Collier mit Vorbehalt
Zeichnung von Alois Florath
„Entzückend, Edgar! Aber wie steht's mit der Indemnität?"
Achtung, Berliner Rundfunksender!
(Deutsche Sprachtechnik in der Welt voran!)
Kaffeekränzchen für Abendländer!
Da hält die Welt den Atem an!
Lier funkt man rund, statt in die Runde,
die Anterhaltungsrundfunkstunde.
Wir stehn mit unseren Rundfunkgemeinden
direkt gegen eine Welt von Feinden.
Winke fürs Laus! Eine kleine Pause!
Gegen vorzeitige Schwäche Kulirol!
Achtung! Ministerialrat Krause!
Lieber besetztes Gebiet und Alkohol.
Leimatklänge! Kaminreverie!
Ansere Marine, Marschpotpourri I
Gewaltig choralt das Deutschlandlied!
Da schlingert das deutsche Sofagemüt. —
Wie lieblich schallt das Gebet einer Jungfrau
und die rubinsteinerne Melodie!
Andächtig lauscht die durchdeutschte Funk-
Das Sofa stöhnt vorMelancholie. — sfrau.
Stimmungsbild für Getrcidehändler!
Klosterglocken! Großmütterchenländler!
Marsch des Garde-Grenadier-Regiments!
(Nur ein Rnndfunkstündchen wie einst im
Lenz!)
Der Geist, der Welten überbrückt,
ist in Berlin in Kamelhaarsocken
bei Kaffee und Kuchen eingenickt.
Da bleibt keine Dachantenne trocken! —
So weiß jede Zone des Erdenballes,
(auf dem wir immer noch über alles,)
und wenn alle Welt auch runfunksendert, —
bei uns hat sich wenigstens nischt geändert!
BERLINER RUJJDFMKSTU1VDE
Von Erich Weinert
Wohl dem, der frei von Kriegsschuld und
(AufWiederhören um 5 Ahr 10!) sFehle,
bewahrt die deutsche Rundfunkseele!
(Das Wort sie sollen lassen stehn!)
Achtung! Lier ist Berlin, auf Welle
505! Die Rundfunkkapelle!
Des Vaterlandes Lochgesang!
(Es geht bei gedämpftem Trommelklang.)
Wer weiß . . .
„Ich will Ihnen einen Calauer erzählen,
aber Sie dürfen nicht lachen."
„Wozu erzählen Sie ihn dann?"
„Weil man wirklich nicht wissen kann . . .
Also hören Sie zu. Man munkelt doch
wieder von neuen Aufständen der Rechts-
parteien."
„Na, hoffentlich nicht."
„Ach, diesmal wird es nicht so schlimm,
ich weiß ein gutes Mittel."
„?"
„Ja, wenn uns die sogenannte Armee
90
der Rechtsputschisten gegenübersteht, dann
schicken wir einfach Stresemann zum Ver-
handeln."
„Na und?"
„Na und! Der schaukelt soviel, daß sie
sich alle übergeben!"
Zeichnung von Alois Florath
„Entzückend, Edgar! Aber wie steht's mit der Indemnität?"
Achtung, Berliner Rundfunksender!
(Deutsche Sprachtechnik in der Welt voran!)
Kaffeekränzchen für Abendländer!
Da hält die Welt den Atem an!
Lier funkt man rund, statt in die Runde,
die Anterhaltungsrundfunkstunde.
Wir stehn mit unseren Rundfunkgemeinden
direkt gegen eine Welt von Feinden.
Winke fürs Laus! Eine kleine Pause!
Gegen vorzeitige Schwäche Kulirol!
Achtung! Ministerialrat Krause!
Lieber besetztes Gebiet und Alkohol.
Leimatklänge! Kaminreverie!
Ansere Marine, Marschpotpourri I
Gewaltig choralt das Deutschlandlied!
Da schlingert das deutsche Sofagemüt. —
Wie lieblich schallt das Gebet einer Jungfrau
und die rubinsteinerne Melodie!
Andächtig lauscht die durchdeutschte Funk-
Das Sofa stöhnt vorMelancholie. — sfrau.
Stimmungsbild für Getrcidehändler!
Klosterglocken! Großmütterchenländler!
Marsch des Garde-Grenadier-Regiments!
(Nur ein Rnndfunkstündchen wie einst im
Lenz!)
Der Geist, der Welten überbrückt,
ist in Berlin in Kamelhaarsocken
bei Kaffee und Kuchen eingenickt.
Da bleibt keine Dachantenne trocken! —
So weiß jede Zone des Erdenballes,
(auf dem wir immer noch über alles,)
und wenn alle Welt auch runfunksendert, —
bei uns hat sich wenigstens nischt geändert!
BERLINER RUJJDFMKSTU1VDE
Von Erich Weinert
Wohl dem, der frei von Kriegsschuld und
(AufWiederhören um 5 Ahr 10!) sFehle,
bewahrt die deutsche Rundfunkseele!
(Das Wort sie sollen lassen stehn!)
Achtung! Lier ist Berlin, auf Welle
505! Die Rundfunkkapelle!
Des Vaterlandes Lochgesang!
(Es geht bei gedämpftem Trommelklang.)
Wer weiß . . .
„Ich will Ihnen einen Calauer erzählen,
aber Sie dürfen nicht lachen."
„Wozu erzählen Sie ihn dann?"
„Weil man wirklich nicht wissen kann . . .
Also hören Sie zu. Man munkelt doch
wieder von neuen Aufständen der Rechts-
parteien."
„Na, hoffentlich nicht."
„Ach, diesmal wird es nicht so schlimm,
ich weiß ein gutes Mittel."
„?"
„Ja, wenn uns die sogenannte Armee
90
der Rechtsputschisten gegenübersteht, dann
schicken wir einfach Stresemann zum Ver-
handeln."
„Na und?"
„Na und! Der schaukelt soviel, daß sie
sich alle übergeben!"