Zeichnungen von Lerberc Anger
^8DU>W
umso besser wird es sein!
Der Doktor Luther ist Protestant,
Ich hab's im Geschichtsbuch gelesen!
Dem ersten kam ein Geistesblitz,
Drum brüllte er auf der Stelle:
„Nieder mit Ebert, dem kleinen Fritz!
Er bleibt nur ein Sattlergeselle!"
Am Nebentisch ein Staatsanwalt,
Der klatschte in die Pände,
Er stiftete freundlichst alsobald
Eine Runde als Pitlerspende.
Da aber brachte den Zweiten, o Graus,
Ein Schluckauf fast zum Sterben.
Er hatte nicht Weib und Kind zu Paus,
Die ohne ihn verderben.
Er träumte von einem Scheunentor
Als seiner Riesenklappe, fMajor
Er sah sich als Ortskommandant und
In der wunderschönen Etappe.
Da wird der Dolchstoß abgebüßt,
Geschniegelt wird und geschunden.
EinLandwehrmann hat schlecht gegrüßt
Lind wird an den Baum gebunden.
Von Ferne tönt's Tatütata,
Die Augen flammen und blitzen.
And im Kasino sind wir da.
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!
III.
Ihr Perm um Doktor Luther
So schön, so hold, so rein:
Ich seh' euch an, und Wehmut
Schleicht mir ins Perz hinein.
Mir ist, als ob ich diePände
Falten sollte in Not,
Betend, ihr möchtet verschwinden
So schwarz, so weiß, so rot!
Lein hett recht!
Zeichnung von Aritz Wolsf
„DeDütscheVolkspartei is monarchisch worden,
Lein!" — „Dat glöw ick sacht! Süh, wenn ick
Geld heww, denn besup ick mi, un wenn ick be-
sapen bün, denn lat ick den Kaiser hochlewen!"
D i e
Verfassungsfeier
In einer größeren Stadt war amt-
liche Verfassungsfeier. Die Festan-
sprache hielt der sozialdemokratische
Stadtverordnetenvorsteher.
Zum Abschluß sollte der Magistrat
die ebenso günstige wie unvermeid-
liche Gelegenheit wahrnehmen, um
seinerseits die Feier mit einer Schluß-
ansprache zu beenden.
Der Oberbürgermeister war krank.
Der zweite Bürgermeister ist ein tüch-
tiger Verwaltungsbeamter. Aber reden
kann er nicht. Er kriegt vor lauter
Kehlkopfschlucken kein vernünftiges
Wort heraus.
Aber diesmal mußte er dran glau-
ben. Seine Rede war höchstwahr-
scheinlich iin Manuskript sehr nett aus-
gefallen. Als sie nun vom Stapel
laufen soll, klappt die Sache nicht.
Der Perr Bürgermeister steht da
und macht in schöner Reihenfolge
den Mund auf und zu. Aber kein
einziges Wort entfleucht dem Gehege
seiner Zähne.
Die Situation wird für beide Teile
peinlich. Peilige Jungfrau! Der Perr
Bürgermeister richtet sich kerzengerade
auf. Erwächstsozusogenüber sich hinaus.
Dann kommt der Erlösungsschrei:
„Ich fordere die Anwesenden auf, nun-
mehr in Ruhe den Saal zu verlassen!"
Die feierliche Feier war in jeder
Beziehung zu Ende.
95
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umso besser wird es sein!
Der Doktor Luther ist Protestant,
Ich hab's im Geschichtsbuch gelesen!
Dem ersten kam ein Geistesblitz,
Drum brüllte er auf der Stelle:
„Nieder mit Ebert, dem kleinen Fritz!
Er bleibt nur ein Sattlergeselle!"
Am Nebentisch ein Staatsanwalt,
Der klatschte in die Pände,
Er stiftete freundlichst alsobald
Eine Runde als Pitlerspende.
Da aber brachte den Zweiten, o Graus,
Ein Schluckauf fast zum Sterben.
Er hatte nicht Weib und Kind zu Paus,
Die ohne ihn verderben.
Er träumte von einem Scheunentor
Als seiner Riesenklappe, fMajor
Er sah sich als Ortskommandant und
In der wunderschönen Etappe.
Da wird der Dolchstoß abgebüßt,
Geschniegelt wird und geschunden.
EinLandwehrmann hat schlecht gegrüßt
Lind wird an den Baum gebunden.
Von Ferne tönt's Tatütata,
Die Augen flammen und blitzen.
And im Kasino sind wir da.
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!
III.
Ihr Perm um Doktor Luther
So schön, so hold, so rein:
Ich seh' euch an, und Wehmut
Schleicht mir ins Perz hinein.
Mir ist, als ob ich diePände
Falten sollte in Not,
Betend, ihr möchtet verschwinden
So schwarz, so weiß, so rot!
Lein hett recht!
Zeichnung von Aritz Wolsf
„DeDütscheVolkspartei is monarchisch worden,
Lein!" — „Dat glöw ick sacht! Süh, wenn ick
Geld heww, denn besup ick mi, un wenn ick be-
sapen bün, denn lat ick den Kaiser hochlewen!"
D i e
Verfassungsfeier
In einer größeren Stadt war amt-
liche Verfassungsfeier. Die Festan-
sprache hielt der sozialdemokratische
Stadtverordnetenvorsteher.
Zum Abschluß sollte der Magistrat
die ebenso günstige wie unvermeid-
liche Gelegenheit wahrnehmen, um
seinerseits die Feier mit einer Schluß-
ansprache zu beenden.
Der Oberbürgermeister war krank.
Der zweite Bürgermeister ist ein tüch-
tiger Verwaltungsbeamter. Aber reden
kann er nicht. Er kriegt vor lauter
Kehlkopfschlucken kein vernünftiges
Wort heraus.
Aber diesmal mußte er dran glau-
ben. Seine Rede war höchstwahr-
scheinlich iin Manuskript sehr nett aus-
gefallen. Als sie nun vom Stapel
laufen soll, klappt die Sache nicht.
Der Perr Bürgermeister steht da
und macht in schöner Reihenfolge
den Mund auf und zu. Aber kein
einziges Wort entfleucht dem Gehege
seiner Zähne.
Die Situation wird für beide Teile
peinlich. Peilige Jungfrau! Der Perr
Bürgermeister richtet sich kerzengerade
auf. Erwächstsozusogenüber sich hinaus.
Dann kommt der Erlösungsschrei:
„Ich fordere die Anwesenden auf, nun-
mehr in Ruhe den Saal zu verlassen!"
Die feierliche Feier war in jeder
Beziehung zu Ende.
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