Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lachen links: das republikanische Witzblatt — 2.1925

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0103
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karikaturenschau
des Auslands

Die gepanzerte Faust Mussolinis

Ein sehr interessanter Artikel, mein Lerr,
aber lange werden Sie den Landschuh nicht
tragen — die Land ermüdet allzu schnell!"
(„II Travaso“, Rom.)

3n Erwartung des Kaisers

„Achtung! Augen — rechts!"

(„Re Rire“, Paris.)

Amerikanischer Militarismus

„Was ist das für ein Auflaus Schutzmann?"
„Revolte, Revolte — man hat in einem Kino
ein Stück gezeigt, in dem kein Kriegsschiff vor-
kommt!" („Judge“, Newyork.)

Die deutsche Junker-Negierung

Dr. Luther: „Und nun, meine Lerren, beendige
ich meine Regierungserklärung mit dem Ruf:
Die Kaiserlich-königliche Republik Deutschland,
sie lebe hoch!" („Notenkraker,“ Amsterdam)

D i e verfl . . . Zitate
Vor einiger Zeit passierte, das irgend-
wo in Mitteldeutschland ein Stadtver-
ordneter der K. P. D. am Schluffe einer
fulminanten Agitationsrede sich der S. P. D.-
Fraktion zuwandte und ihr voller Emphase
zuschmetterte: „Wenn die S.P.D. sich
endlich entschließen könnte, mit uns zu-
sammenzuarbeiten und an unserer Seite
wahre Arbeiterpolitik zu treiben, dann
bildeten wir vereint jene Macht, von der
schon der Dichter sagt, daß selbst Götter
gegen sie vergebens kämpfen!"

MODERNES LUTHERTUM

Einerseits sind wir Republikaner,

Treu und fest wie’n deutscher Eichenklotz,
Andrerseits ist uns die Judenfahne
Schnuppe, piepe, oder ein Gekotz.

Einerseits sind wir für die Erfüllung
(Auf dem Rücken des Proletariats),

Andrerseits sind wir für Frontauffüllung —
Schweigen wir von wegen Hochverrats.

Einerseits sind wir für weiße Westen
Marke Bismarck. Preußisches Patent,

Andrerseits gehts uns am allerbesten,

Wenn Kutiskerchen uns Freunde nennt.

Einerseits sind wir für Christenliebe
Und des Herren Pastors sanften Zimmt,

Andrerseits sind wir für deutsche Hiebe,

Sind wie Wotan fürchterlich ergrimmt.

Einerseits klebt unser Herz wie Kleister
An dem edlen Sprossen Eitelfritz,

Andrerseits ein Eid dem Sattlermeister,

Und gekooft ist ein Ministersitz.

Einerseits ein bißchen Säbelrasseln,
Friedenspalmenfächeln, kunterbunt,

Andrerseits lockt unser ganzes Qnasseln
Auf der weiten Welt nicht einen Hund. Lucian.

Ein hereingefallener Architekt

In Karlsruhe (Baden) hat die Rhei-
nische Kreditbank s. Zt. einen Bankpalast
erbaut. Man munkelt, daß die Bank mit
dem ausführenden Architekten in einen
Prozeß verwickelt sei. DerArchit.kt hat näm-
lich garantiert, daß in dieVorhalle derSchal-
terabfertigung mindestens 300 Personen
gehen, und die Bank behauptet, daß täglich
höchstens eine Person in die Lalle gehe.

Es war einmal

eine Rede Stresemanns, bei der man nicht
seekrank wurde.

ein Jahr ohne Reichstagswahl,
ein Buch Tirpitz's, das auf eigenen Lügen-
beinen stand.

ein Minister, der nach der Wahl noch
wußte, was er vorher gesagt hatte,
ein Minister, der hätte aus Versehen bald
einmal danach gehandelt,
ein Massenmörder, der wurde nach seinem
ersten Morde verhaftet. (Wie bitte?)
ein Prozeß gegen Ebert, in dem ein Gegen-
zeuge die Wahrheit sagte,
eine Reichstagssitzung, die ordnungsgemäß
verlief. (Dauer: 5 Minuten.)
ein politischer Mord von links,
ein politischer Mord von rechts (der be-
straft wurde.)

ein Kaiser, der kein Flüchtling war.

eine deutsche Republik.

* *

99
 
Annotationen