FESTPROLOG
zum 1 8. Stiftungsfest
des Vereins der Leipzig-Connewitzer Kleintierzucht- und Schrebergartenfreunde E.V.
Deklamiert von Herrn Schümichen junior.
Erlaubd, daß ich in schönsdr Harmonie
Mit diesm Fesdesgruß euch nahe dräde!
Im Fesdgebränge brangd die Gohlenie.
Drum gönnd auch mir ein Wort dr freien Räde!
Drum wended heude einmal eurn Bligg
Von Hiehnern, Endn, Daubm und Ganienen,
Wie auch von Alldaachszwisd und Bollidigg!
Beud euch die Hand mit heidrn Fesdesmienen!
Hier läbd dr Mensch am Buhsen dr Naduhr
Und brüded Rasse-Endn odr Hiehnchen.
Und auch die Daube schwirrd durch Wald und Flur.
Im Schdalle grasd das friedliche Ganienchen.
Laßd den Humor in eure Herdsn ziehn
An diesm Daach, obs Schwiele odr giehle!
Störd nich mid Meinungsdausch die Harmonien!
Bedenggd es: Mir verfolchn höhre Ziele!
Doch, wenn des Fesdes Freudchkeid verrauschd
Nach des Vereinsgesanges ledsdr Schwellung,
Dann sei dr Frohsinn mid dem Ernsd verdauschd
Zum Zwegg dr näächsden Gleindierzuchtaus-
schdellung!
Nur so gann unsr zahlreicher Vrein
Der Gleindierzuchd- und Schräbrgardenfreunde
In Zeid dr Nood durch Nachd zum Lichd gedeihn.
Dann siechdr sichr iewwr alle Feinde! Erich Weinert.
1
Wenn ihr auch sonsd in ernsdr Arwweid sinnd,
Die Gleindier- und Gemüsezucht zu hääm,
So derfd ihr diesn Daach, mit Weib und Gind
Zu wohlverdiender Muhse euch ergääm.
Erinnerung
Der große Sitzungssaal des Reichsgerichts
zu Leipzig Hat mancherlei gesehen. Auch den
kahlen Schädel des Herrn von Iagow, auö
dem wehmütig-keck eine markante Hakennase
vorspringt. Damals, als die Verhandlung
wegen Hochverrats beim Kapp-Puksch statt-
fand, war ihr Ausdruck zunächst wehmütig.
Trotz blitzenden Monokels, trotz engan-
liegenden Taillen-Gehrocks.
Das Verhör begann.
„Sie heißen?"
„Traugott von Iagow."
„Ihr Beruf?"
„Polizeipräsident a. D."
„Sie wohnen?"
Stutzen. Kurze Pause.
Dann blitzt das Monokel. Die Haken-
nase hebt sich und ein echtpreußischer Kom-
mando-Diskant schnarrt durch die Leipziger
Hallen:
„Natürlich — äh — Hotel Hausse!"
M. v. L.
390
zum 1 8. Stiftungsfest
des Vereins der Leipzig-Connewitzer Kleintierzucht- und Schrebergartenfreunde E.V.
Deklamiert von Herrn Schümichen junior.
Erlaubd, daß ich in schönsdr Harmonie
Mit diesm Fesdesgruß euch nahe dräde!
Im Fesdgebränge brangd die Gohlenie.
Drum gönnd auch mir ein Wort dr freien Räde!
Drum wended heude einmal eurn Bligg
Von Hiehnern, Endn, Daubm und Ganienen,
Wie auch von Alldaachszwisd und Bollidigg!
Beud euch die Hand mit heidrn Fesdesmienen!
Hier läbd dr Mensch am Buhsen dr Naduhr
Und brüded Rasse-Endn odr Hiehnchen.
Und auch die Daube schwirrd durch Wald und Flur.
Im Schdalle grasd das friedliche Ganienchen.
Laßd den Humor in eure Herdsn ziehn
An diesm Daach, obs Schwiele odr giehle!
Störd nich mid Meinungsdausch die Harmonien!
Bedenggd es: Mir verfolchn höhre Ziele!
Doch, wenn des Fesdes Freudchkeid verrauschd
Nach des Vereinsgesanges ledsdr Schwellung,
Dann sei dr Frohsinn mid dem Ernsd verdauschd
Zum Zwegg dr näächsden Gleindierzuchtaus-
schdellung!
Nur so gann unsr zahlreicher Vrein
Der Gleindierzuchd- und Schräbrgardenfreunde
In Zeid dr Nood durch Nachd zum Lichd gedeihn.
Dann siechdr sichr iewwr alle Feinde! Erich Weinert.
1
Wenn ihr auch sonsd in ernsdr Arwweid sinnd,
Die Gleindier- und Gemüsezucht zu hääm,
So derfd ihr diesn Daach, mit Weib und Gind
Zu wohlverdiender Muhse euch ergääm.
Erinnerung
Der große Sitzungssaal des Reichsgerichts
zu Leipzig Hat mancherlei gesehen. Auch den
kahlen Schädel des Herrn von Iagow, auö
dem wehmütig-keck eine markante Hakennase
vorspringt. Damals, als die Verhandlung
wegen Hochverrats beim Kapp-Puksch statt-
fand, war ihr Ausdruck zunächst wehmütig.
Trotz blitzenden Monokels, trotz engan-
liegenden Taillen-Gehrocks.
Das Verhör begann.
„Sie heißen?"
„Traugott von Iagow."
„Ihr Beruf?"
„Polizeipräsident a. D."
„Sie wohnen?"
Stutzen. Kurze Pause.
Dann blitzt das Monokel. Die Haken-
nase hebt sich und ein echtpreußischer Kom-
mando-Diskant schnarrt durch die Leipziger
Hallen:
„Natürlich — äh — Hotel Hausse!"
M. v. L.
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