Nur in Deutschland möglich
Zeichnung von Zacobus Belsen
Ehrhardt und Konsorten werden amnestiert . . .
Die schlotterichte Königin
Wie war sie doch bis gestern auf dem Damm:
Die hehre Fürstin triumphierte dauernd.
Da kriegt aus Moskau sie ein Telegramm,
Vereinsamt hockt sie jählings, blaß und
trauernd.
Vom Throne polterte die edle Ruth
Und ihre Zähren tropfen fett und ölig.
Es sank vom Haupt der stolze Herrscherhut:
Nein, so ein jäher Sturz stimmt keinen
fröhlich!
Sie hatte ja im Eifer des Gefechts,
- Kann nicht solch Mißverständnis mal »a<
sieren't
Sich allzuhäufig koaliert mit rechts,
Statt, wie es nötig war, zu — kollidieren!
Nun war erlöst kein Mensch von seinem Weh,
Vernichtet war kein Henker und kein Würger,
Sie hat nicht mal zerquetscht die S. P. D.,
Entzückt von Ruth sind nur - dre Hinden-
bürger.
Doch was jetzt jammernd die Gestürzte spricht,
Zerquält von Reue, intressiert nur wenig:
Weil für die Freiheit deine Lippe ficht,
Folgt sie, wenn Moskau winkt, höchst unter-
tänig! H. Ouderstadr.
/ Ein dramatisches Spiel von Theoderich Neumond
Szene: Eine deutsche Landschaft. Es
treffen sich Lüttwitz, Ehrhardt und Pabst.
L ü t t w i tz : Seid mir gegrüßt, Ge-
nossen meiner Schmach!
Pabst: Man warf uns jüngst d:e
goldene Freiheit nach,
Lüttwitz: Die wir im Grunde nie-
mals noch entbehrten.
Ehrhardt: Verzeihung, Euer
Exzellenz vergaß,
Daß ich ein Weilchen fest in Leipzig faß,
Bewacht von manchem braven Schupomanne.
Pabst: Als Ihnen dann zu lang die
Sachen währten,
Entflohen flugs Sie aus der Badewanne.
Ehrhardt: Laßt das Vergangene
vergangen fein!
L ü t t w i tz : Zu neuen Ufern lockt ein
neuer Tag.
Pabst: Wir schließen einen frischen
Dienftvertrag.
Ehrhardt: Ich fang' mir wieder
eine Dame ein,
Die zu 'nem kleinen Falscheid mir erbötig.
Es ist nicht immer 'ne Prinzessin nötig,
Ein Bürgermädchen schafft'ö genau so fein,
Vielleicht auch kommt ein adeliges Mädchen.
Pabst: Ich inszenier ein luftig Hoch-
verrätchen.
Als Kerl von Ruf Hab' ich die Oberleitung.
Es nährt ja schon den Mann die Vor-
bereitung,
Stets finden sich die Dummen für die
Kosten.
L ü t t w i tz : Gibt's bei der Reichswehr
nicht 'nen freien Posten?
Gern wär' zur Unterstützung ich vorhanden.
Es ist der Rummel halb so schlimm. Man
siebt's
Doch an der Probe, die wir jetzt bestanden.
Alle: Es hilft uns aus der Patsche
die Justiz!
P a b st : Und geht ein sogenannter
Staatsmann flöten,
Man weiß cs vom Excmpel Rathcnau:
Nur die Verführten schweben dann m
Nöten.
Ehrhardt: Dem teutfchen Gott fei
Dank: Wir sind zu schlau.
L ü 1 t w i tz : Verreckt mal wer, was ist
denn groß dabei?
Alle: Die deutsche Republik ist
vogelfrei!
Pabst: Laßt schimpfen nur die
schwarzrotgelben Blätter.
Ehrhardt: Wir stehen fest und
bleiben doch die Alten.
L ü t t w i tz : Die Wahlplakate haben
reckt behalten:
Alle: Der Vater Hindenburg ist unser
Retter!
Sic trennen sich hoffnungsvoll. Vor-
läufig: Ende.
438
Zeichnung von Zacobus Belsen
Ehrhardt und Konsorten werden amnestiert . . .
Die schlotterichte Königin
Wie war sie doch bis gestern auf dem Damm:
Die hehre Fürstin triumphierte dauernd.
Da kriegt aus Moskau sie ein Telegramm,
Vereinsamt hockt sie jählings, blaß und
trauernd.
Vom Throne polterte die edle Ruth
Und ihre Zähren tropfen fett und ölig.
Es sank vom Haupt der stolze Herrscherhut:
Nein, so ein jäher Sturz stimmt keinen
fröhlich!
Sie hatte ja im Eifer des Gefechts,
- Kann nicht solch Mißverständnis mal »a<
sieren't
Sich allzuhäufig koaliert mit rechts,
Statt, wie es nötig war, zu — kollidieren!
Nun war erlöst kein Mensch von seinem Weh,
Vernichtet war kein Henker und kein Würger,
Sie hat nicht mal zerquetscht die S. P. D.,
Entzückt von Ruth sind nur - dre Hinden-
bürger.
Doch was jetzt jammernd die Gestürzte spricht,
Zerquält von Reue, intressiert nur wenig:
Weil für die Freiheit deine Lippe ficht,
Folgt sie, wenn Moskau winkt, höchst unter-
tänig! H. Ouderstadr.
/ Ein dramatisches Spiel von Theoderich Neumond
Szene: Eine deutsche Landschaft. Es
treffen sich Lüttwitz, Ehrhardt und Pabst.
L ü t t w i tz : Seid mir gegrüßt, Ge-
nossen meiner Schmach!
Pabst: Man warf uns jüngst d:e
goldene Freiheit nach,
Lüttwitz: Die wir im Grunde nie-
mals noch entbehrten.
Ehrhardt: Verzeihung, Euer
Exzellenz vergaß,
Daß ich ein Weilchen fest in Leipzig faß,
Bewacht von manchem braven Schupomanne.
Pabst: Als Ihnen dann zu lang die
Sachen währten,
Entflohen flugs Sie aus der Badewanne.
Ehrhardt: Laßt das Vergangene
vergangen fein!
L ü t t w i tz : Zu neuen Ufern lockt ein
neuer Tag.
Pabst: Wir schließen einen frischen
Dienftvertrag.
Ehrhardt: Ich fang' mir wieder
eine Dame ein,
Die zu 'nem kleinen Falscheid mir erbötig.
Es ist nicht immer 'ne Prinzessin nötig,
Ein Bürgermädchen schafft'ö genau so fein,
Vielleicht auch kommt ein adeliges Mädchen.
Pabst: Ich inszenier ein luftig Hoch-
verrätchen.
Als Kerl von Ruf Hab' ich die Oberleitung.
Es nährt ja schon den Mann die Vor-
bereitung,
Stets finden sich die Dummen für die
Kosten.
L ü t t w i tz : Gibt's bei der Reichswehr
nicht 'nen freien Posten?
Gern wär' zur Unterstützung ich vorhanden.
Es ist der Rummel halb so schlimm. Man
siebt's
Doch an der Probe, die wir jetzt bestanden.
Alle: Es hilft uns aus der Patsche
die Justiz!
P a b st : Und geht ein sogenannter
Staatsmann flöten,
Man weiß cs vom Excmpel Rathcnau:
Nur die Verführten schweben dann m
Nöten.
Ehrhardt: Dem teutfchen Gott fei
Dank: Wir sind zu schlau.
L ü 1 t w i tz : Verreckt mal wer, was ist
denn groß dabei?
Alle: Die deutsche Republik ist
vogelfrei!
Pabst: Laßt schimpfen nur die
schwarzrotgelben Blätter.
Ehrhardt: Wir stehen fest und
bleiben doch die Alten.
L ü t t w i tz : Die Wahlplakate haben
reckt behalten:
Alle: Der Vater Hindenburg ist unser
Retter!
Sic trennen sich hoffnungsvoll. Vor-
läufig: Ende.
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