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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 2.1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0534
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Deutschlands Drost! Beim Wort genommen

Zeichnung von Hans Kossah

Jetzt wird sich alles, alles finden!

Lehrer Drost, das treffliche Medium von
Bernburg, macht offenbar, was unseren
Sinnen verborgen bleibt!

nn

Er, der Geisterseher, wird
auch den Geist in den moder-
nen Operetten zu finden wissen!

Man weiß,

daß Richard Strauß nicht
nur ein genialer Komponist,
sondern auch auf geschäft-
lichem Gebiet eine er-
drückende Kapazität ist. So
pflegt er sich für harmlose
Gefälligkeiten Honorare
zahlen zu laffen, die bei den
betreffenden Intendanten
noch nach Stunden respekt-
voll gedämpfte Waden-
krämpfe verursachen.

Einmal wurde nun Peter
Altenberg, der Unvergeßliche,

Ein Schauspieler hat eine
Vorladung vom Gericht er
halten, um als Zeuge ver-
nommen zu werden. In den
gedruckten Formular heißt es:
„Sie haben in angemeffenem
Anzug Punkt 10 Uhr an Ge-
richtsstelle zu erscheinen."

Als der Zeuge vernommen
war, geht er zur Gerichtskasse
und beansprucht 170 Mark
Zeugengeld. Entrüstet weist der
Beamte bei der Gerichtskaffe
den Anspruch zurück. Höchstens
10 Mark könne er bewilligen.
Da sagt der Schauspieler: „Und
meine 150 Mark Auslagen für
den Matz-Anzug — ich trage
sonst nur Konfektion."

Er wird den Privatmann im Gutsherrn
von Oels zu erblichen vermögen!

Zeichnung von Hans Kossatz

„Warum ist denn die Ellen mit ihrem Bank-
dircktor auseinander?"

„Der Mantel, den er ihr geschenkt hat, war nichts
wert."

„Na — wegen eines Mantels."

„Ja, es war aber ein Aktienmantel."

auf einem Spaziergang von strömendem Regen über-
rascht. Er ging gerade an der Wiener Oper vorbei,
als auf dem Damm ein Auto hielt, dem Richard
Strauß und sein Sekretär entstiegen. Beide eilten
in die Oper, ohne zu bemerken, daß der Aktentasche
des Sekretärs ein Notenblatt entfiel. Peter Alten-
berg war im Begriff, es
aufzuheben, als ihm etwas
einfiel. Er ließ das regen-
durchnäßte Blatt liegen und
baute sich daneben auf, der
Dinge harrend, die da
komm n sollten.

Nach einigen Minuten
erscheint mit rotem Gesicht,
eifrig suchend, der Sekretär,
hinter ihm Strauß sehr er-
regt. Beide entdecken das
aufgeweichte Notenblatt und
den daneben stehenden Herrn.

„Ich gestehe", wendet sich
Richard Strauß an Peter

Er wird das Recht in der deutschen
Justiz auffinden!

Krieger-Denkmal, gestiftet vom General a. D. Sixt von Armin.

Altenberg, „Ihre Unge-
rührtheit setzt mich in Er-
staunen! Oder wäre wirk-
lich die Anstrengung zu groß
gewesen, dies Blatt aufzu-
heben und vor dem Wolken-
bruch zu schützen?"

Altenberg zog höflich den
Hut:

„Das nicht, verehrter
Meister, Sie müssen ent-
schuldigen, aber es wäre in
der Tat über meine Ver-
hältnisse gegangen, an Sie
die übliche Leihgebühr für
die zeitweise Überlassung
einer Partitur zu entrich-
ten." J-s.

Und er wird sehen können, wie die
Preise sich senken!

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