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https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0573
Zeichnung von Alois Florath
Lang?
sam senkte
sich bereits vor
längerer Zeit das
letzte Herbstlaub
von den Bäumen,
aber noch erkennen
wir nicht geradeklar,
womit sich die Da-
men gesellschafts-
fähiger Kreise in
dieser Saison aus-
ziehen werden.
Wenn wir es wa-
gen, einige Modelle
der letzten Mode zu
bringen, so sind wir uns ihrer Unvollständig*
keit wohl bewußt.
Um zu unseren Abbildungen zu kommen,
ist zu bemerken, daß das Modell 1 („Was tat
ich dir?“ Entwurf: Firma Kalt und Nackig)
nur von einer wahrhaft mondänen Frau ge-
tragen werden kann. Bemerkenswert hierbei
ist, daß der Bubikopf fast ganz wegfällt, dafür
ein kleiner Gardeunteroffizierscheitel oberhalb
der Stirn aufgesetzt wird.
Modell 2 („Retterin“, Firma: Vaterländischer
Frauenverein) ist sehr kleidsam und wird
schnell Anklang bei allen Damen mit natio-
nalem Geschmack finden. Zu einem Kneifer
trägt man einen Stahlhelm aus schwarzem
Velour mit diskret ausgestopfter Gans; letztere
kann auch durch kleines Pleitegeiermodell er-
setzt werden. Hierzu können Plattfüße oder
Gummischuhe getragen werden.
Modell 3
(„Gretchen“,
Firma: Wulle &
Schreihals G. m. b.
H.) ist eine reine Re-
vanchepelerine aus
schwarzer Schmach*
seide, neckisch ge-
mustert mit Rache-
motiven. Dazu eine
gedämpft gehaltene
Hornochsenbrille
(Firma: Kalb & Zie-
ge). Statt Hut kann
die Jugend einen
über dieHerzseite ge-
flochtenen abgelegten blonden Wilhelm tragen.
Modell 4 („Papiermark“, Firma: Hitler und
Bube) stellt einen reizenden Jungmänneranzug
dar. Man sieht: zu einem hohlen Kopf paßt
ein Sakko prima.
Modell 5 („Hedwig“, Firma: Plump &Reizend).
Für Damen, die sich bereits dem dezenten
Alter nähern. Hier kann wieder Busen aus-
gelegt werden. Eine kurz vor der Entblätte-
rung stehende Rose, als Balkonbepflanzung
gedacht, ist dazu sehr kleidsam.
Modell 6 („Goldelse“, Firma: Meschugge &
Trumpf) ist ein Abendpelz von erlesenem
Geschmack. Kostbarstes Schweinepelzwerk,
weich um den offen getragenen Hals gelegt.
Wird wohl leider schon wegen der Fleischteue-
rung immer nur ein Erlebnis für Damen mit
Herren bevorzugter Preise finanziell zugäng-
lich bleiben. Clothilde-Clementine von Kokotwitz.
570
Lang?
sam senkte
sich bereits vor
längerer Zeit das
letzte Herbstlaub
von den Bäumen,
aber noch erkennen
wir nicht geradeklar,
womit sich die Da-
men gesellschafts-
fähiger Kreise in
dieser Saison aus-
ziehen werden.
Wenn wir es wa-
gen, einige Modelle
der letzten Mode zu
bringen, so sind wir uns ihrer Unvollständig*
keit wohl bewußt.
Um zu unseren Abbildungen zu kommen,
ist zu bemerken, daß das Modell 1 („Was tat
ich dir?“ Entwurf: Firma Kalt und Nackig)
nur von einer wahrhaft mondänen Frau ge-
tragen werden kann. Bemerkenswert hierbei
ist, daß der Bubikopf fast ganz wegfällt, dafür
ein kleiner Gardeunteroffizierscheitel oberhalb
der Stirn aufgesetzt wird.
Modell 2 („Retterin“, Firma: Vaterländischer
Frauenverein) ist sehr kleidsam und wird
schnell Anklang bei allen Damen mit natio-
nalem Geschmack finden. Zu einem Kneifer
trägt man einen Stahlhelm aus schwarzem
Velour mit diskret ausgestopfter Gans; letztere
kann auch durch kleines Pleitegeiermodell er-
setzt werden. Hierzu können Plattfüße oder
Gummischuhe getragen werden.
Modell 3
(„Gretchen“,
Firma: Wulle &
Schreihals G. m. b.
H.) ist eine reine Re-
vanchepelerine aus
schwarzer Schmach*
seide, neckisch ge-
mustert mit Rache-
motiven. Dazu eine
gedämpft gehaltene
Hornochsenbrille
(Firma: Kalb & Zie-
ge). Statt Hut kann
die Jugend einen
über dieHerzseite ge-
flochtenen abgelegten blonden Wilhelm tragen.
Modell 4 („Papiermark“, Firma: Hitler und
Bube) stellt einen reizenden Jungmänneranzug
dar. Man sieht: zu einem hohlen Kopf paßt
ein Sakko prima.
Modell 5 („Hedwig“, Firma: Plump &Reizend).
Für Damen, die sich bereits dem dezenten
Alter nähern. Hier kann wieder Busen aus-
gelegt werden. Eine kurz vor der Entblätte-
rung stehende Rose, als Balkonbepflanzung
gedacht, ist dazu sehr kleidsam.
Modell 6 („Goldelse“, Firma: Meschugge &
Trumpf) ist ein Abendpelz von erlesenem
Geschmack. Kostbarstes Schweinepelzwerk,
weich um den offen getragenen Hals gelegt.
Wird wohl leider schon wegen der Fleischteue-
rung immer nur ein Erlebnis für Damen mit
Herren bevorzugter Preise finanziell zugäng-
lich bleiben. Clothilde-Clementine von Kokotwitz.
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