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Lachen links: das republikanische Witzblatt — 2.1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.8804#0606
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Der Geschmack

Oer Prinzipal kontrolliert
das Lager und stößt «dabei auf
sin großes Quantum Suppen-
würfel. Drum fragt der Herr
den Lagevrrwalter, warum von
der Sorte Würfel soviel: lagern.

Gibt -er Lagerverwalter
Auskunft: „Kein Mensch kauft
was «davon ... sind alte Sachen,
längst durch Besseres überholt,
halber Mist . . . nicht mehr zu
verkaufen . . ."

Der Herr kriegt Falten im
Gesicht. Er steht da wie ein
Feldherr in tiefen Gedanken.

Plötzlich wird fein Antlitz

Zeichn!ng von H. Abeting

H. ABEKiNfe' as

„Wat hast du denn da. Ein Monokel mit Drahtschutz?"
— „Ja, denkste denn, ick will mir »ach jeder Keilerei ein
neues kaufen?"

heiter und er sagt zu seinem
Lagerhalter: „Jetzt ist die Zeit,
wo alles den Ar«men gibt . . .
wir überweisen dir Würfel ir-
gend einer Anstalt zu Geschrnk-
suppen für die Armen . . ."

Der Lagerhalter hebt den
Kopf und sagt: „Schön, Herr."

Und nun kreuzt der Prinzipal
die Arme über die Brust und
meint: „Schön, sagen Sie,

weiter nichts? Weiß schon, bin
im Bild, Sie sind ja auch einer
von denen, die überall verkünden,
in der Welt soll es keine Armut
geben . . . und nun sehen Sie
selber, wie notwendig wir die
Armen brauchen!" £. p.

£. £.-Ieitungsschau

Über das deutsch-russische Abkommen läßt sich
die „Deutsche Tageöztg." Nr. 562 folgendermaßen vernehmen:

Es ist nur ein Versuch und kann nur ein Anfang
bleiben. Möglichst bald wird man aufs neu: daran gehen
müssen, eine wirklich befriedigende Regelung der deutsch-

russischen Beziehungen zu suchen, die vielleicht auch nach
,e. politischen Seite ergänzt werden könnte. Das würde
allerdings voraussetzen, daß das Eigenleben und verfassungs-
mäßige Selbstbestimmungsrecht der Kontrahenten von
beiden Seiten peinlichft verspekuliert wird.

Das könnte den Diktaturschwärmern hüben und drüben so
paffen! Wir respektieren diesen Wunsch nicht.

Das rettende Mittel

Zeichnungen von

Willi S fei n er t

Herr Generaldirektor Schulze war nach
schlaflosen Bürostunden endlich dahinter
gekommen, wie die Wirtschaftskrise zu
beheben sei.

Man muß die Kaufkraft der breiten
Massen heben, hatte er sich gesagt, die
Leute kaufen ja nischt, die Leute müssen
eben mehr kaufen!

Die Leute kaufen mehr, hatte er sich
gesag , wenn sie Anreiz haben.

Anreiz haben s;e, hähä, wenn sie
Bedarf haben!

Bedarf haben sie, wenn ihr Einkommen
derart mäßig ist, daß sie eben dauernd
Bedarf haben!

Deshalb also möglichst niedrige Löhne
dann haben sie dauernd Bedarf, hatte
Herr Generaldirektor Schulze sich gesagt

Und nach diesen geistigen Anstrengungen fühlte Herr Generaldirektor Schulze steh so abgespannt,
daß die Arzt» ihm einen längeren Aufenthalt in einer stillen, ruhigen Gegend anrieten. Er brauchte

(Bitte wenden!)

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