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Lustigs NsujaHrsrvünschs

Goethe- ... >
schen Wort
scheinen die
humorvollen
Verfertiger der
Altberliner Neu-
jahrökarten verfahren zu sein,
von denen wir hier eine Aus-
wahl den Lesern unterbreiten.

Die Sitte, sich Neujahrs-
wünsche in gedruckter Form zu
schicken, wurde in Deutschland
um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts allgemein. Sie waren
in hochpathetischen Versen ge-
halten, wünschten dem Bedach-
ten alle reinen Freuden dieser
Erde und wurden manchmal
harmlos schalkhaft. Um 1848
herum wurde man etwas mun-
terer, die Berliner Neujahrs-
karten - Industrie hatte Ruf
wegen ihres Witzes, und nach 48
wurde man gar politisch. Zog, wie unsere Proben beweisen,
über Bureaukratismuö und Untertanenseligkeit her, und nahm
die allgemein menschlichen Schwächen aufs Korn. Bis in
unsere Tage hinein haben sich die Neujahrswitzkarlen gehalten,
aber was sie graphisch und literarisch bieten, ist leider der
bare Schund.

gessen-

','K beit ent-
rissen zu
werden ver-
dient ein witzi-
ger Neujahrs-
wünsch Saphirs, der nach 1848
geschrieben wurde:

„Nimm, du neues Jahr, den
Ehefrauen ihr letztes Wort und
erinnere dagegen die Ehemänner
an Ihr erstes. — Gib den
Schwindsüchtigen eine kräftige
Konstitution und nimm dagegen
unseren Konstitutionen die
Schwindsucht. — Verwandle
unsere jetzigen Helden in Bür-
ger und unsere Bürger in Hel-
den — Laste den Krieg nicht
unsere Felder ruinieren und den
Frieden nicht uns. — Gib den

'' -•->& -" £-■. Juristen Fleiß und dem Fleiß

sein Recht. — Laste alle Lumpen
zu Papier werden, aber nicht uns durch lauter Papier zu
Lumpen. - Laste das Eigentum nie als Diebstahl gelten,
aber auch den Diebstahl nicht als Eigentum. — Laste die
Leute kein falsches Geld machen, aber auch das Geld keine
falschen Leute. — Gib den Regierungen ein bcstereS Deutsch
und den Deutschen eine bestere Regierung. — Nimin den

.Zum neuen Jahre Glück und Heil!
AufWeh und Wundengute Salbe!
Auf groben Klotz ein grober
Keil! Auf einen Schel-
men andertbalbe!"

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Folgsamkeit, kic findet schon
Auf Erden hier den reichsten Lohn,
Drum folge stets in Folgsamkeit
Der Vorgesetzten Obrigkeit.

Tann wird gewiß ini neuen Jahr
Der schönste Lohn Dir offenbar.

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dazumal

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