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Der Jäger schweift durch Wald und Flur
Und bringt das Wild zur Strecke.

Die Staatsminister schießen nur
Daneben oder Böcke. —

Er hat was weg vom letzten Frost,
Der deutsche Freiheitsfunken,

Er wärmt sich an der Morgenpost
Und ist auf Null gesunken.

Im Februar, da klappern laut
Die Hand- und Narrenschellen.

Es plätschern wieder, aufgetaut,
Unzuverläss’ge Quellen.

Der Tauwind schnauft im Stegerwald.
Man sieht zur demokrat’schen
Sozialkostümverleihanstalt
Die Fachminister latschen.

Das Veilchen im Verborgnen blüht.
Die Republik desgleichen.

Und leise zieht durch ihr Gemüt
Ein Duft von Bismarckeichen.
Windjacken wallen arisch blond.

Die Herzen auf, die Klappe!

Der Silberstreif am Horizont
War bloß bronzierte Pappe.

Nun, armes Herz, vergiß der Qual:

Herr Stresemann baut Brücken.

Er wird verstehn, uns wieder mal
In den April zu schicken.

Man hängt den Mantel nach dem Wind.

Es klingt wie Frühlingsahnen.

Die Friedensglocken? — Nein, das sind
Die alten Wetterfahnen.

Am ersten Mai ist Morgenrot.

Es blüht an allen Büschen.

Es blüht vielleicht auch ein Verbot,
Das kam schon oft dazwischen.

Doch weht auch kalter Kellerdunst
Aus allen Staatsbehörden,

Und wenn der Bürger noch so grunzt,
Es muß doch Frühling werden.

Es schießt und grünt in Schrot und Korn,
Und Halm und Helme sprießen.

Es geht ein Blumentopp nach Doorn;

Wir lassen freundlich grüßen.

Nun schwirren wieder aus der Stadt
Die Konkubinenschwärme.

Der Arbeitslose fühlt sich satt
Mit Wärme im Gedärme.

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Die Sonne brennt. Man wappne sich
Nicht zu faschistisch-römisch.

Der nationale Sonnenstich
Ist so schon epidemisch. —

Der Reichstag macht die Bude zu
Und wandelt in die Ferien.

Doch wachen oder handeln Kuh
Die Ordnungsministerien.

D e man im Winter gut gedüngt,

Mit Trommeln und mit Pfeifen,
Soweit die deutsche Zunge schwingt,
Die weichen Birnen reifen.

Auch schießt der neue Kohl ins Kraut
In allen Amtsgebäuden.

Der alte liegt noch unverdaut
In unsern Eingeweiden.

Nach Hause fährt die Industrie
Mit herbstlichen Gedanken;

Man fühlt sich so erschöpft als wie
Das Konto auf den Banken.

Und auch den nationalen Most
Verdarb ein Regenschauer.

Es war im Mai ein bißchen Frost.
Die Trauben sind zu sauer.

Es schnürt der schwarz-weiß-rote Fuchs
Verstohlen um die Lichtung;

Er riecht ex Oriente lux

Und sucht die neue Richtung. —

Pflügt den Verfassungsboden um,

Und dies Jahr etwas tiefer:

Beim ersten Frost liegt alles krumm,
Das ganze Ungeziefer.



richtiger Novemberbraus,

Hr läßt sich nicht verbieten,

Der reißt die morschen Eichen aus
Und alle Parasiten.

Packt der nur einmal richtig an,
Dann fliegen alle Blätter,

Da heißt es: Rette sich, wer kann!
Da gibt es keinen Retter.

Wir wissen noch nicht unbedingt,

Was nach Novembertosen
Dezember uns für Wetter bringt;

Hier stocken die Prognosen. —

Vielleicht war’s wieder mal ein Traum! —
Das Jahr ist nun zu Ende. —

Wann feiern wir beim Weihnachtsbaum
Die rote Sonnenwende? —

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