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Vorbildliche Momente aus Meinem Leben

in Wort und Bild, mit Devisen Meiner Erlauchten Ahnen umrahmt, wie ich sie
auffasse, Meinem Volk an Meinem 67. Geburtstage überreicht:

Im ersten Bilde sieht
man Mich

Feldmarschmäßig aus-
gerüstet,

Ein Preußenaar, der
fürchterlich,

Dem Feind die Brust
entgegenbrüstet.

ln treuer Ein- und
Einheitstracht
Hing alles an der roten
Biese.

So zog Ich in die Her-
mannsschlacht,
Getreu der eigenen
Devise:

,Ich verkenne keine Lakaien mehr /“

Als die Verräter Mich bedrückten.

Zum Zwecke Meines Thronabbaus,

Da wich Ich tragischen Konflikten
Wie auch dem Heldentode aus.

Was damals in Mir vorgegangen,

Das singt kein Lied, kein Heldenbuchl
O Volk, dein Kaiser ward gefangen;

Er schied mit Seines Ahnen Spruch:

„Lerne scheiden, ohne es zu sagen

Ein düstres Bild! Mein Volk, hier schmachtet
Dein Angestammter im Exil,

Die kaiserliche Stirn umnachtet,

Bei schmalem Mahl: Es ist zuviell
Doch ungebrochen ist Sein Mut.

Drum fürchtet, Meine Untertanen,

Nicht, daß der Höchste Kriegsherr ruht;

Er spricht mit Seinem Großen Ahnen:

„Ich habe keine Mahlzeit müde zu sein!u

Ich lebte wie ein Steineklopfer
Im Schweiße Meines Angesichts.

Jedoch, Mein Volk, du brachtest Opfer,

Und hattest doch schon selber nichts.

Mein höchster Dank ist euch gewiß.

Doch leider war es noch zu wenig.

Mir leuchtet durch die Finsternis
Dos Wort vom Großen Preußenkönig:

„Der Fürst ist der erste Verdiener seines
Staates l“

Noch tragischer wird Mein Geschicke.

Mein Volk, vom Feinde rings umringt,

Siehst du im Bild, wie welsche Tücke
Den Preußenaar ins Lichtbild zwingt. —

Doch unverzagt! Noch harret ER!

Mein Treuer Aar zieht Seine Kreise

Und spricht: Mit Gott! Viel Feind, viel Ehr’!

Das Aug’ empor! Nach alter Weise:

„Er weicht auch der Osram-Sonne nichtl*

Erich Weinert.
 
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