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Natürlich kann sie! **»»

„Vor Jahren zwanzig, da Hab ick mal eene Nacht 'n veritabeln Ferschten uff de Bude jebabt. Ob ick da nich

als fürstliche Mätreffe ooch Abfindung beanspruchen kann?"

der allzu einfachen Regierungs-Vorbereitungen auszuarbeiten.
Hoffnungsvolle Ansätze dazu haben sie ja schon gemacht.

Das parlamentarische System bei uns arbeitet zu rasch, zu
eifrig und zu nüchtern. Man sollte mehr «dramatische
Effekte einlegen — dann wird das Volk, das ja weiter
keine Sorgen als das Aufpaffen auf die Regierungsmaschinerie
in diesen lustigen Zeiten hat, auch mehr Zufriedenheit mit
seinen Vertretern «beweisen. Vielleicht führt man die im
Reichstagsplenum bereits bestens bewährten Musikinstrumente
bei «den Besprechungen ein. Die kommunistische Fraktion ist ge-
wiß so freundlich, ihre Trillerpfeifen und Kindertrompeten zu
diesem Behufe leihweise abzugeben. Auch «die völkischen Me-
thoden verdienen stark« Beachtung. Wie wäre eS, den lang-
weiligen Kampf mit rein geistigen Waffen durch Einführung
des PiftolenduelleS amüsant zu unterbrechen? Eine nach Un-
garn zu entsendend« Studienkommission der Parteien wird aus
Budapest einen reichen Schatz diesbezüglicher Erfahrungen
mikbringen und hier in die Tat umfetzen können. Man dürfte

sich davon eine ungeheure Steigerung des jetzt etwas gemin-
derten Intereffes der Nation an der Kabinettsbildung ver-
sprechen. Wie hübsch, wenn auf dem Königsplatz zum Beispiel
Herr Gustav Stresemann mit Herrn Müller-Franken die
Kugeln wechseln würde, fünf Schritte Di-ftanz und dreimaliges
Feuern? Wie sehenswert, wenn Dr. Brauns sich mit Frau
Ruth Fischer auf scharfe Säbel schlüge, ohne Binden und
Bandagen, sine, sirie! Das gäbe noch einmal die not-
wendig« Resonanz in «der Bevölkerung! Das wäre eine wirk-
lich erfrischende Neuerung «im StaatSleben, der der Erfolg
nicht versagt bleiben könnte.

Aber unsere Leute im Reichstag sind so furchtbar konser-
vativ und eilfertig. Sie gehen nicht vom Alten ab u«nd sind zu
hastig, um die Methoden der Kabinettsbildung zu ändern. So
werden wir nur auf den Ausnahmezustand unsere
Hoffnungen setzen dürfen. Und «der wird uns «dann das muntere
Treiben endlich bringen, das wir bisher «bei der Kabinetts,
bildung so schmerzlich vermißten. W ö l f ch e n.

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