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https://doi.org/10.11588/diglit.8805#0118
Oskar M. Graf: Fürstengunst und Untertanentreue
Zur selbigen großen Zeit, als wir noch das „Gott strafe
England" recht reichlich in unseren Gauen und Vaterländern
herumschmetterten, damals also, als eS noch Mode gewesen ist,
daß Menschen mit gewiegtem Instinkt für bic Zeitbedürsnisse
auf Grund eines Einfalls von unseren pp. Landeshäuptlingen
mit Orden und Titeln belohnt wurden, stieg für Herrn. Josef
Bitterlich ans Chemnitz der bekannte Stern -des Ruhmes auf.
Herr Joseph Bitterlich nämlich — seines Zeichens Reisender
in geflochtenen Bastmatten, Korbwaren und Fußabstreifern —
saß eines Tages im Zug und lai einen epochemachenden Artikel,
der von einem bekannten Professor stammte und der in einem
Blatte stand, das sich dazumal jeder echte Deutsche hielt. Also
gut, Bitterlich liest und lieft und erfährt aus besagter Abhand-
lung, daß unsere Feinde in hygienischer Hinsicht allesamt aus-
gemachte Säue seien. Säue deshalb, weil sich der schreibende
Professor in besonders markig-deutschen Ausdrücken gefiel und
folgendes wortwörtlich als Begründung anführte: „Trifft man
doch nicht nur in Rußland, in Belgien und Frankreich, sondern
auch in dem sonst hygienisch scheinbar so hochkultivierten Albion
vor Haus- und Wohnungseingängen keine Fußabstreifer! Was
bei uns bei einfachsten Leuten als Selbstverständlichkeit gilt,
würde man in unseren Feindländern als Kuriosum ansehen.
Ist eö da gar so ferne liegend, wenn wir als reinlichkeitsliebende
Germanen von dieser äußeren Schmutzigkeit unserer Feinde
auf ihre innere schließen? Eine Erscheinung wie der Erz-
lügner Grey ist nur in solchen Ländern denkbar . . ."
Herr Joseph Bitterlich hörte, daß die gebremsten Räder des
Zuges knirschten und quietschten und vernahm den weithin
schreienden Schrei des Kondukteurs: „Nürnberg!"
Er riß sich aus seiner Versunkenheit, stieg aus, ging ins
nächstbeste Hotel und wollte sich nach dem frugalen Abendbrot
gleich ins Bett begeben. Hingegen der Geist des Professors
drang wirklich in fein versacktes Gehirn, so tief und so nach-
haltig, daß er absolut nicht schlafen konnte. Und, Zufall oder
göttliche Eingebung — der Wahrheit muß die Ehre gegeben
werden: Herr Josef Bitterlich entdeckte dazumal seine wahrhaft
deutsche Mission. Es befiel ihn gewissermaßen, gleich dem
seinerzeitigen Saulus und nachmaligen Paulus, der göttliche
Strahl. Er vergaß alle Geschäftsbesuche in Nürnberg, er
begab sich unverzüglich nach Chemnitz und — ward innerhalb
von knappen drei Wochen der Sozius seines Chefs.
Nämlich seit jener Zeit breiteten sich die in den Kriegsjahren
so beliebten Fußabstreifer mit ungeahnter Schnelligkeit in ganz
Deutschland aus, welche Sir Edward Grey's Antlitz packend
und lebenswahr zeigten. Und dieser sehr niedliche Verö um-
rahmte den „Erzlügner":
Rehlameprels
kostet echte deutsche Herren-Ankeruhr Nr. 52 stark
vernickelt, ca. 30 st. Werk, genau reguliert nur 4.— Mk.
Nr. 53, dieselbe mit Scharnier .... hur 4.50 Mk.
Nr. 51, dies, echt vers.m. Goldr.u. Scharnier
nur . 5.- Mk.,
j» Nr. 55, mit besser.
3 Werk .... nur 0.50 Mk..
E. Nr. 58, ganz verg.
« m. Sprungd. nur 155.80 Mk.,
Ä Nr.39,Damenuhr,
* v. m. Goldr. nur 7.50 Mk.,
«■ Nr. 79, dies, klein.
Format . . . nur IO.— Mk.,
Nr. 81, dies, echt
•? Silber, 10 Steine 20.- Mk.,
* Nr. 47, Armband-
uhr mit Riemen nur 8. — Mk., Nr.44, diese mit besserem
Werk 12 — Mk., Wecker, pa. Messingwerk n. 3.50 Mk.,
Metall-Uhrkapsel nur 0.25 Mk., Panzerkette, vernickelt
0.50 Mk., echt versilbert 1.50 Mk., echt vergoldet
2.— Mark, Golddublee Kavalier-Kette 5. — Mark.
Von den ihren vei haute Idi Jöhrlldi zlrha
" io ooo stuth
Uhren-Klose, Berlin 248, Zossener Strafe 8.
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