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Gott wendet alles zum Guten

Es ist gerade nach dem Mittag und der Parleitner und sein
Bub misten den Stall aus. Der Sepp schafft den Dung aus
dem Stall heraus auf die Gred und der Vater wirft ihn gut
verteilt auf den Haufen. Wie der Sepp nun grad wieder eine
Gabel voll vor ihn hinlegt, sagt der Vater: „Sepp, sollst
heiraten. Wir ersparen uns eine Dirn. Haft eine?"

„Ja", sagt der Sepp und schmunzelt, ,^verde wohl eine
haben. Könnt schon taugen, die Meinige."

„Han, taugen!" meint der Parleitner. „Wer ist denn dann
dieselbige?"

„Brauchst net weit zu gehn, Vater", sagt der Sepp und
deutet nach dem Nachbarhof hinüber. „Die Leni, die mag
mich."

„Um GottSwilln!" sagt der Vater und bringt die volle
Gabel nimmer vom Ziegelpflaster weg, „wie kommst denn auf
die Leni?"

Sagt zornig der Sepp: „Soll ich vielleicht net? Wo bloß
ein Sprung nüber ist? Warum
tust denn so damisch? Hast viel-
leicht was gegen die Leni?"

„Nein . . . ja . . . nein . . ."
sagt der Vater und kratzt mit dem
Holzschuh den Mist von der Gabel.

Gar nicht Weggehen will der lange
Dung. „Es ist wirklich nir zum
sagen gegen die Leni . . ."

„Na also", meint der Sepp
und ist schon wieder ruhig und ver-
schwindet im Stall, während der
Alte endlich die noch daliegende La-
dung weiterbefördert. Dann wischt
er mit dem Arm über das Hirn.

Der Arm ist ganz naß, ja, und wie
er ihn an der Hose abtrocknet,
kommt der Sepp schon wieder.

„Sepp", sagt der Vater, „es
geht nicht. Nein, das mit der Leni
geht nicht."

„Geht nicht?" fragt der erstaunt,
weil er denkt, die Sache ist schon im
Reinen. „Es geht schon. Sie kriegt
ein schönes Geld mit, die Leni.

Unsere Hypothek bringen wir weg
damit."

„Wohl, wohl", sagt der Par-
leitner, „die Hypothek. Aber . . ."

„Oder ist sie vielleicht net sauber,
die Leni? Wirft wohl net gleich
eine finden, die so gestellt ist, wie
die Meine."

„Wird wohl so sein", meint der
Vater schmunzelnd, „wird wohl so
sein."

„Na also!" sagt der Sepp und
verschwindet wieder. „Kruzitürken",
sagt der Vater und schon kommt
die nächste Ladung.

„Arbeiten tut sie für zwei",
trumpft der Sepp auf. „Die Arm'
und die Haren!"

„Aber . . . freilich . . . arbeiten
tuts . . . aber es geht nicht!"

Da wird der Sepp wild. „Was
aber? Ich nimm sie, Vater. Ich
nimms ... ich sag dir, ich tuö!

Oder . . ." und gebt knurrend in
den Stall.

Der Parleitner kratzt sich derweil
mit dem Gabelstiel den Buckel.

„Bub", sagt er, wie er den Sepp wieder kcmmen hört,
„Bub, es geht net. Wenn ich dir doch sag, daß es net geht."

Da wirft der Sepp eine Riesenladung aus dem Stall über
die Gred hinweg auf den Haufen, daß die Hühner gell gackernd
davonrennen.

„So", sagt der Vater, „verwirf mir die Hühner." Der
Sepp aber hört nicht drauf und geht drohend gegen den Vater:
„Jetzt möcht ich aber schon wissen, waö du gegen die Leni hast.
Die Leni ist . . ."

„ ... ein sauberes Madel und Geld hat's auch und arbeiten
tuts für zwei," sagt der Vater und schmunzelt wieder, weil die
Dirn so sauber ist. „Aber" — und er schmunzelt nimmer —
„sakra, wenn ich das gewußt hält! Eine verteufelte Geschichte
ist das schon" und eggt mit den Fingern über die Bartstoppeln
vom vorigen Samstag.

„Was du gegen die Leni Haft, das frag jetzt ich", schreit der
Sepp.

„Nix Hab ich gegen die Leni", schimpft der Vater. „Was
soll ich gegen die Leni haben? Wo sie doch . . ." er windet

Mussolini in der

Rechts: Dos böse Zahr! Aus den
Ziffern der Jahreszahl 1926 hat
 
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