Lachen links: das republikanische Witzblatt (3.1926)

Zeichnung von Willi Gtelnert

Schöne Erinnerung

Oai scheunste Stück Arbeit, wat ich gemacht Hab, bat war dunnemals in Bordeaux, da hew ick

dognacfäffer abgerollt — — —

Zwei Frauen

„Das geht vorüber, mein Kind, nun kommt die heiße Suppe dran
und Bettwärme dazu und wieder eine heiße Suppe, dann ist es gut."

„Ach, können Sie nicht hier bleiben, Mutter Pawletzka, und ein
wenig erzählen und am Bett sitzen, damit die schrecklichen Köpfe ver-
schwinden? Immer kommen sie an — von der Tür und werden größer
und größer und wachsen bis ganz dicht zu mir ran, da reiße ich die
Augen auf und sie sind weg. Und wenn ich schlafen will, sind sie da.
Sehen Sie, wie ich dem Herrn Wigger nachgereift bin, damals, von
den Eltern weg und hierher, da war so etwas Großes und Heiliges
in mir, wie in der Kirche vor der Konfirmation, und ich habe gedacht,
wir werden heiraten, und das Kind wird schön sein, so weich und
rosig. Ich werde ihm Schleifen ins Haar binden, habe ich gedacht,
und mit ihm spazieren gehen im Park. Ganz glücklich wurde ich, wenn
ich eS ihm sagte — in Gedanken. Aber wie eS so weit war, habe ich
doch Angst gehabt. So dumm bin ich gewesen, daß ich mir erst ein
Herz faffen mußte, es ihm zu sagen. Da hat er gelacht und gemeint,
morgen gehst du mit mir zum Arzt, dann ist alles ausgestanden und
du fährst nach Haus. Und in der Nacht habe ich eS gefühlt - wie
etwas Lebendiges und Heiliges, und nichts Schlechtes ist in mir gewe-
sen. Immer hat eS ausgesehen wie die Liesl vom Fräulein nebenan,
bei uns zu Haus, und mich angeguckt, und eS war wie damals, als
der Herr Pastor gesagt hat am großen Tag: so will ich dir die

Krone des Lebens geben." Und ich habe geweint. Aber wie es
Morgen war und ich die Kleider anzog, auf die Straße sah, und die
Bahnen fahren und die Menschen gingen daher, so leicht und so
froh, als wenn nichts geschehen wäre, da dachte ich, eS ist gut so und
eS soll nicht anders sein. Wie wir dann im Wagen zum Arzt gefahren
sind, habe ich nicht die Spur von Angst gehabt, und ich mußte nur

immer lachen und froh sein. So war ich damals. Nachhause bin ich
dann nicht gefahren. Wie der Herr Wigger weg war, ist eS auch
gegangen. Kleider und Esten habe ich immer gehabt und ich konnte
mich nicht beklagen. Aber wie es wieder so weit war, ist eS noch mal
über mich gekommen, und ich habe es wachsen lasten und keinem etwas
gesagt. Und wenn ich so dalag und dachte, ob der wohl der Vater
ist oder jener, da ist mir heiß und kalt geworden. Als es die Mädels
gemerkt hatten, sagten sie: „Bist du verrückt geworden?" und ich bin
hingegangen und habe eS wieder machen lasten und bin dagelegen wie
heute, und etwas ist herausgeristen aus mir, wie aus meinem Herzen.
Da ist eö mir schon bei klarem Verstände gemacht worden, daß ich
es ziehen und kratzen fühlte und wußte, sie zerreißen eS in Stücke,
und du bist schuld daran. Geben Sie mir von der Suppe, Mutier
Pawletzka und erzählen Sie mir eins und bleiben Sie, daß sie nicht
wiederkommen von der Tür."

„Sie ist noch heiß, mein Kind, du mußt effen und trinken und
warm bleiben. Dann ist es vorüber, und wir ziehen wieder schöne
Kleider an und leben fein in den Tag hinein. Wie eS bei mir ge-
wesen ist, da habe ich es zur Welt gebracht wie die Mutier Maria,
wie die Heilige Mutter Gottes im Stall. Und die Wände sind so
naß gewesen, daß ich eö dir zeigen könnte, so auf den Fingern ist eS
geblieben, das Master von den Wänden. Wenn ich so meine steifen
Hände sehe manchmal beim Abwaschen, muß ich dran denken - so
naß. Da war ein neuer Knecht auf dem Hofe, ein Fremder für ein
paar Tage, der hat Heu geholt aus dem Stall und hat es in einen
Sack getan. Ich dachte, was will er mit dem Heu in dem Sack, ich
werde mir aber nicht den Mund verbrennen und habe getan, als ob
ich nichts seh'. Weil ich erst vierzehn Jahre alt war und keiner mich

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