Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lachen links: das republikanische Witzblatt — 3.1926

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8805#0263
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das bereinigte Denkmal

Am Zugang zum Lucherdenkmal auf dem Neuen Markt in
Berlin sitzen, aus Bronze gegossen, Ulrich von Hutten und
Franz von Sickingen. Diese «beiden find den Fronunen im
Lande schon seit langem Dörner im Auge. Ulrich von Hutten
hielt es mit dem gemeinen
Mann, führte öffentlich
ein sehr ungebundenes Le-
ben und war nachweisbar
geschlechtskrank; und
Franz von Sickingen war
ein Rebell gegen die ge-
heiligte Majestät der
Fürsten. Der Umstand,
daß Ferdinand Laffalle

die beiden Männer im Drama zu Trägern «seiner Ideen gemacht
hat, ist auch nicht dazu angetan, chren Ruf zu bessern. Die
nächste evangelische Landessynode wird daher von der Stadt
Berlin die Entfernung der anstößigen Figuren verlangen und

Vorschlägen, diese zu er-

Zeichnung von Kurt Hügel»» B^mffe des

Pfarrers Hell von
P « rlach und des Pfar-
rers Münchmeyer
von Borkum, in
denen man wahrhaft wür-
dige Repräsentanten ihrer
Kirche erblickt.

Pem.

Hu* jflow -

Bei mir, verftehste, übern Pol . . .!

Amundsen drang mit Radio,
mit Mut und Film (det sowieso)
durch jede Katastrophe.

Jetzt frieren bei Alaska wo
drei bunte Fähnchen Kaliko.

Wat ick mir dafür koofe!

(Chanson, nicht nur für Berlin.)

Baldwin sprach contra, Thomas pro.
So hielt man das Kulturniveau,
und galt noch was bei Hofe.

Der Häuer, dem der Sieg entfloh,
fährt noch nicht ein. Er murmelt roh:
Wat ick mir dafür koofe!

Herr Luther sprach bestürzt: Wieso?!
Da wies man ihm den — (apropos,
das ist die letzte Strophe).

Jetzt sucht man einen Mann! (Oho!)
Bald haben wir den — Status quo.
Wat ick mir dafür koofe!

Zeichnung von Kurt Hügelow

Vom Haberfeldtreiben

Bet' und arbeit', und der Himmel
wird dich segnen — mit einer elenden
Bettelkammer voller Kinder.

Der alte Friedl trägt mit seinem
Weib den Segen so ein Menschenalter
'rum, wird krumm und bucklig dabei,
und legt sich endlich zur ewigen Ruhe
hin.

Aber der Friedl will es bestimmt
wissen, daß er im Himmel fein«

Ruhe auch wirklich hat, und fragt drum den
würden, schauens, af da lumpigen Erd Hab
ka Ruh' g'habt . . . i war Nachtwächter
i schustern müssen. . . ."

„Wollen Sie nicht einem Feuer
bestattungsverein beitreten?"
„I wo, denk nicht dran!"

„Na, dann können Sie sich be
graben lassen!"

Pfarrer: „Hoch-
i Tag und Nacht
und am Tag Hab

Salbungsvoll versichert der Pfarrer:
„Mein Sohn, im Jenseits ist göttliche
Gerechtigkeit, die Fleißigen der Erde
werden Ruhe haben und die Erden-
faulen wird der Himmel beschäftigen."

Da setzt sich der Frredl mit der letzten
Kraft im Bett auf und erlebt die letzte
Erdenfreude mit den Worten: „Was?
. . . fo iS? . . . Herrgott! no wär i
narrisch vor lauter Freud . . . bal die
irdischen Saufbrüder, die Studenten,
die vasuffenen Prinzen drenten, vo da Welt im Himmi die
Nachtwächter machen müssen, nachdem sorg i drom a jedi Nacht
für a gut «bayerisches Haberfeldtreiben. . . . Jesses, Jesses,
wird dös a Gaudi!" . . .

263
 
Annotationen