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Nach bem Magdeburger Urteil

„Unter bem alten System war solch Zustizchaos denn doch nicht möglich. Da wäre zur Wahrung
des Ansehens ber Justiz ber Schröber einfach freigesprochen worben!"

Vom Wanderleben muß er ins Krankenhaus einer kleinen
Stadt. Da wird reichlichster Gottesdienst abgehalten.
Der kranke Wanderer tut nicht mit. Schaut zum
Fenster 'naus und läßt sie beten hinter seinem
Rücken. Aber die Schwester betet. Die Ober-
schwester ist unermüdlich für das Seelenheil
des Kranken tätig. Der dreht sich auf die
andere Seite 'rum. Mühselig, denn er
wird sterben. Die Oberschwester läßt
aber nicht nach und bringt den
Schwerkranken wirklich 'rum.

Mit gefatteten Händen be-
richtet sie ihren Erfolg dem
Geistlichen. Der schickt
stehenden Fußes ein
Dankgebei hin-
auf. Mitten
hinein in die-
sen Herr-

Er

p i p i N:

Oer Pfuscher

lichen Erfolg
platzt der Kranken-
hausdoktor mit seiner Kunst,
wird an dem Kranken

Mosjöh Überall!

Er ist ein Faktum nicht ohne Reiz,
in jedem Kientopp zu konstatieren!

Man sieht ihn in Bomst so gut wie in Zeitz

die Ufa-Wochenschau dekorieren —

mit einem Blumenbouquet in der Hand,

von Geraldinen umfächelt,

füllt er huldvollst die Flimmerwand

und winkt ins Volk und lächelt. . . .

Der „stille Landmann vom ölser Strand“,
der republikanische Agrikulturpraktikant
Wilhelm, Kronprinz von Preußen!

Letzte versuchen und ihn operieren. Es geht auf Leben
und Tod. Meint die Oberschwester: „Aber zu was
denn? ... der auf Nummer zwölf ist doch so herr-
lich vorbereitet . . ." Allein der Doktor operiert.

Wie eben enttäuschte Frauen sind, aufgeregt
und halbwild kommt die Oberschwester zum
Hausgeistlichen und legt los: „Schaun's,
Hochwürden. Sie wissen doch, wieschön
der Kranke auf Nummer zwölf war
. . . net?" „Ja, ja, herrlich vor-
bereitet", meint der Geistliche,
und die Schwester eifert:

„Ja . . . und jetzt hat der
Doktor alles verpfuscht
. . hat den Kranken
operiert und jetzt
kommt er durch
.. der arme
Kerl.."

das

Er ist ein Faktum nicht ohne Haut-Gout —
aus dem Leibmagazin, aus der Illustrierten
lächelt er so seinem Volke zu,
dem leider immer noch so bornierten!

Mit Golfstab, Racket, am Scheibenstand,
per Trakehner und per pedes
wirkt er für Vater und Vaterland,
im Flugzeug und im Mercedes!

Der „stille Landmann vom ölser Strand“,
der republikanische Agrikulturpraktikant
Wilhelm, Kronprinz von Preußen!

Er ist ein Faktum von besonderem Fall —
mischt sich ins Volk und ist nicht zu verkennen!

Bei jedem Sportfest und besserem Ball,
bei jedem Auto- und Pferderennen
drückt er irgendeinem die Hand
vor diversen photographischen Linsen,
umgeben von seiner spanischen Wand,

Gardeoffizieren und Prinzen!

Der „stille Sämann vom ölser Strand“,
der republikanische Agrikulturpraktikant

Wilhelm, Kronprinz von Preußen! josef Maria Frank.

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