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Abenteuer mit Ecke

„Ein Herr!" zittert das Mädchen in der Straßenbahn.

Steigt aus. Der Herr folgt.

Das Mädchen nimmt einen Wagen.

Der Herr fährt hinterher.

„Ein Herr!" schließt das Mädchen aufgeregt die Haustür auf. Der Ver-
folger geht zwei Stunden vor ihrem Fenster auf und ab.

„Ein Rendez-vouS", fleht ein Brief am Morgen.

„Ein Rendez-vous", bettelt das Telephon des Mittags.

„Ein Rendez-vous", stöhnen weiße Rosen zum Tee.

„Ein Herr", läßt das Mädchen Master in die Wanne, „heute Nacht."

„Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind", küßt er ihr die Hand.

„Denken Sie nicht schlecht von mir. Es ist das erste Mal in meinem
Leben", atmet das Mädchen im Sonntagsnachmittagskleide.

„Fürchten Sie nichts Schlimmes. Ich wollte Sie lediglich fragen, ob
Sie Intereste an Schwades Weltgeschichte, acht Bände, Halbleder, zahlbar
in zehn Monatsraten, haben?" I. H. R.

Charleslons

Hermann Abeking

Politik entnommen!

Aus der Gesellschaft

Zeichnung von Malier Trauischold

„Einen interestanten Fall habe ich gestern
erlebt. Im Klub erschien ein Hochstapler.
Aber er wurde sofort erkannt. Seine Ma-
nieren waren zu gut!"

*

Ja, der Individualismus. Es ist hübsch, daß
jeder Deutsche über jedes Ding seine eigene An-
sicht hat. Entsetzlich ist nur, wenn er auf den
Einfall kommt, sie zu äußern. Man entdeckt
dann, daß es die mißverstandenen Ansichten an-
derer sind. R.

im Hause Westarp

von Theoderich Neumond

Wir können nämlich wirklich nicht mehr tiefer!"

(Der Kommunist unter Bücklingen ab.)

H e r g t : Ja, wenn die wackeren Freunde wir nicht hätten!
Steckt mal die Karre völlig in dem Mist,

So weiß man doch, wo treue Hilfe ist:

Die Bande schlägt Radau, um — uns zu retten!

Westarp (ablenkend): Man nutzt sie aus, doch man

verachtet sie.

H e r g t : Auch schwärm' ich fürchterlich für Thoiry,

Wie ich in Liegnitz schon erörtert habe.

Herrn Briand schwör' ich Liebe bis zum Grabe,

Für Frankreich Hab' ich stärkste Sympathie.

Westarp: Wie reimt sich mit dem Erbfeind das zu-

sammen?

H e r g t : So harte Worte kann ich nur verdammen.

Der rauhe Ton bedrückt mein zart Gemüt,

Weil Friedenssehnsucht ganz mein Herz durchglüht.

Wir müssen heute stark uns menagieren,

Denn, bester Freund, wir wollen doch — regieren!

Westarp: Das ist der Kernpunkt, und ich bin bereit.
Ich und mein Haus, ich will dem Frieden dienen.

Her gl: .Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit!
Westarp: Blüht neues Leben auch aus uns Ruinen?

(Sie gehen kopfschüttelnd weiter.)

Max Barthel: Die Arbeiter

Der Hammer, der auf das glühende Eisen schlägt,

Das Schwungrad, das sausend anläuft,

Der Traktor, der den Boden aufreißt:

Brüder, Arbeiter, Schmiede mit dem Hammer,
Maschinisten im Maschinenraum,

Glasbläser an den feurigen Öfen,

Alle, die in die Arbeit wachsen,

Alle, die mit der Arbeit wachsen,

Ihr Räder im Radwerk der herrischen Arbeit,
Flammenberührte, finstere Stirnen:

Alarm!

Wundervoll ist die Schöpfung der Arbeiter.

Sie verschmieden in fühlloses Eisen ihr Herz.

Sie beseelen den Stein. Ihr Blut springt dampfend
Hinüber in alle Metalle und macht sie lebendig.

Das sind die großen Ruhlosen der Erde,

Doch wenn sie bauen, ist Friede und Wohltat.

Sie selbst sind finster und erleuchten die Welt.

Was blüht aus den Rinnen der Arbeiterhände?

Was strahlt aus den Furchen der finsteren Stirnen?
Was tragen sie alle, die Helden an den Maschinen?
Die Welt blüht aus ihren Schwielen!

Wille zur Macht strahlt aus ihren Stirnen!

Das Schicksal des Erdballs tragen sie alle,

Die grauen Helden der Gruben und der Maschinen!
Sie schweigen.

Aber ihr Stummsein ist nichts als
Alarm!

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