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Mu/Irierie deut/che Ge/chichte

.. bum Kaus- und Schufgebrauch

(3. Fortsetzung)

Zeichnungen von Hermann Abekin

Inzwischen nabm das
Gebühren der Nachfahren
Adalrichs immer mehr
deutschnationalen Cha-
rakter an.

„Ich werde zum deut-
schen Kaiser gehen, sagte
^^el, „der deutsche
Parser wird mir helfen!"

ft


„Ich werd' dir helfen", sagte der deutsche Kaiser, „ich
werd' dir helfen, mein Junge!" Woher die berühmte
Redensart stammt.

Da ergrimmte Michel und griff zur Fahm des Bundschuh.

(Fortsetzung folgt.)

Chor der Bekenner

/

Eine erlauschte Kabinettssitzung von Theoderich Neumond

Es bekennen

Reichskanzler Marx: Einst war ich Volksblock,
kandidat.

Heut' quält mich bittere Reue,

Daß ich den schwungvollen Ausspruch tat
Von der törichten Treue um Treue.

ReichSinnenminifter von Keudell: Wer

wirft mir aus der Vergangenheit
Vor manche schaurige Schandtat?

Man wird ja doch erst als Minister gescheit,

Und damals, da war ich bloß Landrat!

Reichsjustizminister Hergt: Die Justiz, wie
sie ist, na, die ist doch famos
Und bereitet mir großes Vergnügen.

Sie kann bestimmt, was ist denn los,

Gleichfalls nicht schwimmen und fliegen.

Reichswehrminifter Geßler: Ich sehe es nicht
und ich höre es nicht,

Und ich halte es ferner für schädlich,

Wenn jemand schlecht von der Reichswehr spricht,

Die schwarz ist und weiß ist und rötlich.

ReichSverkehrsminifter Or. ft. e. K o ch: Was
Hab' ich gegrübelt, was Hab' ich geschwitzt.

Bis mir die Erleuchtung erschienen,

Daß, wer nicht auf dem Geldsack sitzt,

Arbeiten soll und dienen.

ReichSernährungSminister Schiele: Laut

und freudig bekenn' ich mich itzt
Als Minister für Reichsernährung,

Zu dem, was in Deutschland großgrundbesitzt,

Für Geld, und für Gütervermehrung.

Reichswirtschaftsminister CurtiuS: Und
scheiterte auch meine Reichskanzlerei
Trotz heißestem Mühegeben:

Ich verwalte die Wirtschaft und bin jetzt dabei,

Sie bürgerblöcklich zu heben.

Reichspostminister Schaetzl: Mich hat mit
meinem Amt betraut
Der blauweiße Bayernklüngel.

Darum bekenn' ich mich freudig und laut
Zum Fridericuö-Stingl.

Reichsfinanzminister Köhler: Fast verspür'
ich im Herzen ein heimliches Weh:

Ich habe mich, da ihr so meckert,

Wenn ich mich in Eurer Gesellschaft seh',

Nicht eben mit Ruhm bekleckert.

Reichsaußenminister Stresemann: Wie

singt ihr hold, wie singt ihr schön!

Da muß ich wirklich sagen:

Herrn Briand und Herrn Chamberlain
Wird solch' Konzert behagen.

Reichsarbeitöminifter Brauns: Eö fällt
mir Euer Kurs nicht schwer,

Ich werd' Euch den Kram nicht verschandeln.

Ich bleibe genau so reaktionär
Und brauche mich nicht zu wandeln.

Im Chorus: So köstlich wie ein Rosenftock
Soll unsre Freundschaft blühen.

Stimmen aus dem Hintergrund: Der Bür-
gerblock, der Bürgerblock,

Der wird sich auch verziehen!
 
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