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Diese unsicheren Zeiten nehmen einem jede Arbeitsfreude. Drei Wochen haben wir an der falschen
Scheckunterschrifi geübt und jetzt, wo wir so weit sind, macht der Kerl pleite!"
Das deutschnationale Beuteltier
Zeichnung von Zatobus Belsen
Ordensbrüdern usw. Der ganze Saal war
zu diesem Zweck hergerichtet. Jeder hatte
dazu beigetragen. Das stilechteste Requisit
sollte prämiiert werden.
Kolossal eindrucksvoll der Einzug der
Ritter zum Turnier. Wuchtige Gestalten.
„Paß auf", sagte August, „die fordern
jetzt ihr Jahrhundert in die Schranken!"
„Welches?" fragte Emil.
„Nun, wie sonst auch: das I Zte!"
Ein umfassend gebauter Ritter öffnete
das Visier.
„Du", erklärte Emil, „bas ist der alte
Rittergutsbesitzer v. Pibberow. Nichts
gegen Pibberow, August! Der ist dafür
bekannt, baß er oftmals wie ein Vater an
seinen Leuten gehandelt hat."
„Tat. . - säch . . . lich?"
„Was ich dir sage! Wenn du dir seine Leute anschaust, siehst
du es hier und da noch an der Ä h n l i ch k e i t."
Übrigens — der alte Knorkow auf Klein-Knorkow entledigte sich
bei dieser Angelegenheit eines Teiles seiner Weltanschauung.
„Es wird", redete er unter anderem, „übergenug von den Bedürf-
Peinlich, wenn in so feierlichem Moment
plötzlich das Junge aus dem Beutel guckt!
nissen des Volkes gesprochen, meine Da-
men und Herren, der deutsche Mann jedoch
hat nur e i n Bedürfnis, nämlich treu
einzuftehen immerdar für Kaiser und Reich!
Sonst ist er kein deutscher Mann!"
„Gräßlich, gräßlich, lieber Freund",
sagte Emil, als der alte Knorkow nachher
einmal hinter einer kleinen, aber stark fre-
quentierten Tür verschwand, „nun ist auch
der alte Knorkow kein deutscher Mann
mehr."
Wie gesagt, sehr hübsch die ganze
Sache. Kolossales Mittelalter!
Um auf die Prämiierung des stilechtesten
mittelalterlichen Requisits zurückzukom-
men: Herr v. Pibberow erhielt den Preis
für das von ihm gestiftete Modell einer
seiner Leutewohnungen.
„Trotz alledem", meditierte August, umherschauend, „ich weiß nicht,
in einer Beziehung scheint mir das 13. Jahrhundert zu . . hm . .
zu fortschrittlich zu sein - tja!"
„Tu mir 'n Gefallen!" beschwor Emil.
„Ja, ja, ja! Sieh mal, da fehlt doch die evangelische Geistlich,
keit vollkommen!" G.Z-s.
Diese unsicheren Zeiten nehmen einem jede Arbeitsfreude. Drei Wochen haben wir an der falschen
Scheckunterschrifi geübt und jetzt, wo wir so weit sind, macht der Kerl pleite!"
Das deutschnationale Beuteltier
Zeichnung von Zatobus Belsen
Ordensbrüdern usw. Der ganze Saal war
zu diesem Zweck hergerichtet. Jeder hatte
dazu beigetragen. Das stilechteste Requisit
sollte prämiiert werden.
Kolossal eindrucksvoll der Einzug der
Ritter zum Turnier. Wuchtige Gestalten.
„Paß auf", sagte August, „die fordern
jetzt ihr Jahrhundert in die Schranken!"
„Welches?" fragte Emil.
„Nun, wie sonst auch: das I Zte!"
Ein umfassend gebauter Ritter öffnete
das Visier.
„Du", erklärte Emil, „bas ist der alte
Rittergutsbesitzer v. Pibberow. Nichts
gegen Pibberow, August! Der ist dafür
bekannt, baß er oftmals wie ein Vater an
seinen Leuten gehandelt hat."
„Tat. . - säch . . . lich?"
„Was ich dir sage! Wenn du dir seine Leute anschaust, siehst
du es hier und da noch an der Ä h n l i ch k e i t."
Übrigens — der alte Knorkow auf Klein-Knorkow entledigte sich
bei dieser Angelegenheit eines Teiles seiner Weltanschauung.
„Es wird", redete er unter anderem, „übergenug von den Bedürf-
Peinlich, wenn in so feierlichem Moment
plötzlich das Junge aus dem Beutel guckt!
nissen des Volkes gesprochen, meine Da-
men und Herren, der deutsche Mann jedoch
hat nur e i n Bedürfnis, nämlich treu
einzuftehen immerdar für Kaiser und Reich!
Sonst ist er kein deutscher Mann!"
„Gräßlich, gräßlich, lieber Freund",
sagte Emil, als der alte Knorkow nachher
einmal hinter einer kleinen, aber stark fre-
quentierten Tür verschwand, „nun ist auch
der alte Knorkow kein deutscher Mann
mehr."
Wie gesagt, sehr hübsch die ganze
Sache. Kolossales Mittelalter!
Um auf die Prämiierung des stilechtesten
mittelalterlichen Requisits zurückzukom-
men: Herr v. Pibberow erhielt den Preis
für das von ihm gestiftete Modell einer
seiner Leutewohnungen.
„Trotz alledem", meditierte August, umherschauend, „ich weiß nicht,
in einer Beziehung scheint mir das 13. Jahrhundert zu . . hm . .
zu fortschrittlich zu sein - tja!"
„Tu mir 'n Gefallen!" beschwor Emil.
„Ja, ja, ja! Sieh mal, da fehlt doch die evangelische Geistlich,
keit vollkommen!" G.Z-s.