Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stachus: Marschlied

Hollaheh, die Reichswehr kommt marschieret
Und die Trommeln rasseln rumtumtum.

Hei, wie stolz der Leutenant sie führet.
Ringsum jauchzt das gute Publikum.

Denn es merkt gar froh — hurra — hurra —
Deutscher Heldengeist, er ist noch da.
Trotzdem daß die Republik geschah, —
Hollaheh, hallo, terumtumtum.

Augen rechts! Mit roten Hosenstreifen
Naht der General und denkt: Humhum,
Diese Kerle muß ich besser schleifen,
Äh, ihr Heilruf klingt mir viel zu stumm!
Denn zum kräftigen Hurra-Hurra
Und zum Präsentieren mit Trara,

Dazu ist doch meine Truppe da, —
Hollaheh, hallo, terumtumtum.

Kommt ein Hetzer von der linken Seite
— Und er fragt gar traurig: Ach warum.

Meine braven, jungen Reichswehrleute,
Bringen sich so viele von euch um?

Denn vergebens harr' ich beim Hurra,

Daß sich einmal eine Woche nah’.

Wo kein Selbstmord bei dem Heer geschah.
Hollaheh, hallo, terumtumtum ....

Der Soldat spricht: Brauchst dich nicht zu grämen,
Lieber Bruder, spare dein Gebrumm!

Wenn wir uns das junge Leben nehmen.

Das beweist nur unser Heldentum.

Denn was nützt wohl eine Wehr, hurra,

Welche nie dem Tod ins Auge sah
Und Herrn Geßler und dem Reichspapa? —
Hollaheh, hallo, terumtumtum.

Der schönste Tag aus dem Leben der Kaiserin tzermine

Die Linden waren flaggenübersät. Adler umknatterten die
Sandsteinportale, Hakenkreuze wimpelten von den Dächern.
Nicht die kleinste Gösch wagte sich hervor. Die Straße war
bis zur Treppe mit Eichenlaub bestreut und bis zum Branden-
burger Tor erstreckte sich das Potsdamer Ehrenspalier.

Die Kaiserin
reckte sich in wohli-
gem Triumph und
die Fischbeinftäbe
ihres ehrfurchtge-
bietenden Steh-
börtchens mischten
ihr leises Knarren
in den Jubel des
Volkes. Hermine
hob in feierlicher
Erregung die
leicht vergilbte
Büste. Sie wog-
te IHM entge-
gen. IHM, der in
diesem Augenblick
wenige Straßen
weiter am Aschin-
ger-Palaft mit
einem Meer zarter
Vergißmeinnicht
überschüttet wurde.

So hatte sie es
denn mit altpreu-
ßischer Tüchtigkeit
doch noch geschasst.

Allen Gewalten
zum Trotz was er-
halten. Aus dem
grünlichen Grau
ihres sürstlichen
Auges brach ein
Blitz: Ha, jetzt mö-
gen die Kousinen
wüten, es ist er-
reicht! Mögen die

sich um Haupt- oder Seitenlinien, um Erb- oder Uradel
streiten, sie ist unangreifbar, erhaben und einsam: Kaiserin
der geeinten Deutschen! Um den majestätischen, hohnvoll ge-
runzelten Mund schießt noch einmal ein kurzes Zucken, dann
ist sie wieder unbeweglich und gebietend. Gelblicher Marmor.

Da — ein Fan-
farenstoß, in das
Hupen des treuen
Autos, das IHN
einst über die
Grenze getragen,
mischen sich die
Glockentöne der
Parochialkirche, -
ER steht vor dem
Tore.

Ein Wink ihrer
kaiserlichen Hand,
der Kittelsche Chor
unter Leitung des
Generalmusikdirek-
tors Bruno Walter
läßt machtvoll sei-
nen Gesang ertö-
nen. Gewaltig er-
braust das uralte
Lied mit Heinrich
Heines herrlichem
Text: „Komm, o
Bräut'gam, ent-
gegen der Braut!"

ER ist heimge-
kehrt! Hermine ge-
leitet ihren Willi
ins warmgehaltene
Bett.

Dies war der
schönste Tag aus
dem Leben der Kai-
serin.

Karl Schnog.

Gespräch um Borsig

„Herr von Borsig hat gesagt, man muß selber so viel erzeugen, wie man
»erbraucht. Und wenn das in acht Stunden nicht zu schaffen ist, müsse man
ben länger arbeiten!"

„Eine gefährliche Theorie. Herr von Borsig wird kaum so viel Verstand
elber erzeugen können, wie er verbraucht. Und schließlich wird dafür
mch ein Zwölfftundentag kaum ausreichen!"
 
Annotationen