Vielmehr soll er im Sommer 1945 im ehemaligen Ab-
geordnetenhaus — unweit Görings Amtsbereich und
Wohnsitz — zusammen mit einigen anderen der 1937
beschlagnahmten Gemälde gesehen worden sein. Marcs
Vermächtnis ist also nicht durch kriegerische Aktion
verloren gegangen. Ob das Werk uns einmal neu ge-
schenkt werden wird? Es fände sich kein würdigerer
Platz als die „National-Galerie“ der Zukunftsstadt
Berlin.
So wenig wir an der völligen Machtlosigkeit bilden-
der Kunst in der heutigen Welt des rücksichtslosen
Egoismus zweifeln dürfen, so wenig können wir es las-
sen, über das Gemälde und seine seltsamen Geschicke
nachzusinnen. Eine alte Weisheit besagt, jedes Volk
habe diejenige Kunst, die es verdiene. Hat sich uns
„Der Turm der blauen Pferde“ entzogen, weil wir sei-
nem Anspruch nicht mehr gewachsen scheinen?
LEBENSLAUF
Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in München als
Sohn eines bayerischen Malers und einer in der fran-
zösischen Schweiz erzogenen Calvinistin aus dem Elsaß
geboren. Nach Aufgabe des Planes, Theologie zu stu-
dieren, um 1900 Besuch der Kunstakademie seiner Hei-
matstadt. 1903 Reise in die Bretagne und nach Paris,
1906 Reise nach Saloniki und zum Athos, 1907 zweite
Reise nach Paris. Seit 1909 wohnhaft in Sindelsdorf,
Oberbayern. 1911 zusammen mit Wassily Kandinsky
Gründung der Redaktion „Der Blaue Reiter“ (Heraus-
gabe des berühmt gewordenen Almanachs und Veran-
staltung zweier epochemachender Ausstellungen). Freund-
schaft mit August Macke und Paul Klee, Verbindung
mit dem Berliner Sammler Bernhard Koehler. 1912
dritte Reise nach Paris: Besuch bei Robert Delaunay.
1913 Beteiligung am „Ersten Deutschen Herbstsalon“
in Berlin. 1914 Umzug nach Ried b. Benediktbeuern.
Am 4. März 1916 vor Verdun gefallen.
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geordnetenhaus — unweit Görings Amtsbereich und
Wohnsitz — zusammen mit einigen anderen der 1937
beschlagnahmten Gemälde gesehen worden sein. Marcs
Vermächtnis ist also nicht durch kriegerische Aktion
verloren gegangen. Ob das Werk uns einmal neu ge-
schenkt werden wird? Es fände sich kein würdigerer
Platz als die „National-Galerie“ der Zukunftsstadt
Berlin.
So wenig wir an der völligen Machtlosigkeit bilden-
der Kunst in der heutigen Welt des rücksichtslosen
Egoismus zweifeln dürfen, so wenig können wir es las-
sen, über das Gemälde und seine seltsamen Geschicke
nachzusinnen. Eine alte Weisheit besagt, jedes Volk
habe diejenige Kunst, die es verdiene. Hat sich uns
„Der Turm der blauen Pferde“ entzogen, weil wir sei-
nem Anspruch nicht mehr gewachsen scheinen?
LEBENSLAUF
Franz Marc wurde am 8. Februar 1880 in München als
Sohn eines bayerischen Malers und einer in der fran-
zösischen Schweiz erzogenen Calvinistin aus dem Elsaß
geboren. Nach Aufgabe des Planes, Theologie zu stu-
dieren, um 1900 Besuch der Kunstakademie seiner Hei-
matstadt. 1903 Reise in die Bretagne und nach Paris,
1906 Reise nach Saloniki und zum Athos, 1907 zweite
Reise nach Paris. Seit 1909 wohnhaft in Sindelsdorf,
Oberbayern. 1911 zusammen mit Wassily Kandinsky
Gründung der Redaktion „Der Blaue Reiter“ (Heraus-
gabe des berühmt gewordenen Almanachs und Veran-
staltung zweier epochemachender Ausstellungen). Freund-
schaft mit August Macke und Paul Klee, Verbindung
mit dem Berliner Sammler Bernhard Koehler. 1912
dritte Reise nach Paris: Besuch bei Robert Delaunay.
1913 Beteiligung am „Ersten Deutschen Herbstsalon“
in Berlin. 1914 Umzug nach Ried b. Benediktbeuern.
Am 4. März 1916 vor Verdun gefallen.
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