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Lasch, Agathe
Geschichte der Schriftsprache in Berlin bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts: 1. Die Kanzleien der brandenburgischen Herrscher — Heidelberg, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.73232#0012
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zogen: Denn während des ersten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts
hatte in Berlin-Köhi die Bewegung eingesetzt, die mit dem Siege des
Hochdeutschen endete. Wohl hatte in der Kanzlei der „principum
Franci generis" die hochdeutsche Schriftsprache von jeher die Herr-
schaft inne gehabt: um diese Zeit aber wurde die offizielle Geschäfts-
sprache auch bei den städtischen Behörden hochdeutsch.
Zu Beginn dieser Übergangsperiode gab es in den Schwester-
städten mehrere amtliche Kanzleien:
Die kurfürstliche Kanzlei in Köln, mit der auch die des Hof-
und Kammergerichts in engstem Zusammenhang stand,
die Berliner und
die Kölner Stadtkanzlei,
die Berliner Stadtgerichtskanzlei, die nicht ohne Verbindung
mit den beiden Stadtkanzleien war.
Von geringerer Wichtigkeit für die Sprachgeschichte Berhn-
Kölns ist die Kanzlei des Bischofs von Brandenburg in Berlin, zu
dessen Diözese beide Städte gehörten, und dessen Berliner Kommissar
das geisthche Gericht für diesen Bezirk zu verwalten hatte.
Noch weniger tritt die Propstei hervor.
Daneben gab es natürlich — abgesehen von privaten Schreib-
stuben — noch eine Anzahl anderer Stätten, von denen Briefe und
Urkunden ausgingen: die Bischöfe von Lebus und Havelberg, der
Abt von Zinna u. a. hatten Häuser in Berlin, und manches Schreiben
ist während eines Berliner Aufenthaltes dort gegeben. Vom Domini-
kanerkloster in Köln und vom Franziskanerkloster in Berlin, von dem
Kaland und anderen kirchlichen Gemeinschaften in beiden Städten
liegen Schriftstücke vor. Aber diese Schreibstätten sind entweder
nur gelegentlich oder, wo sie dauernd bestanden haben, ohne größere
Bedeutung im Berliner Kanzleiwesen.
I. Das Kanzleiwesen der brandenburgischen Herrscher
bis zum Regierungsantritt der Hohenzollern. — Die
städtische Kanzlei.
Eine ständige kurfürstliche Kanzlei gab es in Berlin-Köln erst
seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, seit die Hohenzollern ihre Resi-
denz in die Burg an der Spree verlegt hatten. Aber bei der Bedeutung,
die die Schwesterstädte schon früh unter den brandenburgischen
 
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