KATALOG NR. 1-6
235
G. Fiocco (1930) ist geneigt, mit Cavalcaselle in den Figuren
der Krieger Einflüsse Signorellis oder Peruginos zu erkennen,
welche nach Ragghianti (1936) jedoch kaum direkt, sondern
am ehesten auf dem Wege über die Kunst Veronas vermittelt
worden sein könnten.
Vgl. Text S. 24.
Literatur: Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907), S. 107 f. - L.
Venturi, Origini (1907), S. 300 f. - A. Venturi, Storia (1915), S. 708. -
Fiocco, Carpaccio (1930), Taf. xxxix-xli, S. 26 u. 65. - van Marle
xviii (1936), S. 210 f. - Berenson, Pitture Italiane (1936), S. 116. -
C. Ragghianti, in Critica d'Arte 1 (1936), S. 280. - Vertova, Carpaccio
(1952), Abb. 14/16. - Pignatti, Carpaccio (1955), S. 44 ff. - Moschini-
Marconi, Accademia (1955), Nr. 102. - Berenson, Venetian School 1
(1957), S. 58. - Perocco (1960), S. 48 f.
4. DIE BEGRÜSSUNG DER VERLOBTEN DURCH DEN
PAPST in ROM Tafel 18, 20
Leinwand; 281X307.
Bez. auf einem Cartellino unten Mitte: victoris. car/
PATIO. VENETl/OPUS.
Das Bild muß zwischen 1492 und 1494 gemalt sein; die
freiere räumliche Gestaltung des Ganzen und die gelockert
rhythmische Ordnung der Figuren scheinen trotz der
unübersichtlich gedrängten Fülle der Gruppe mit Bischöfen
und Fahnenträgern im Mittelgrunde eher für eine Entstehung
gegen 1494 als für das frühere Datum 1491/92 zu sprechen,
das von manchen Autoren angenommen wird.
Ob Carpaccio in Rom gewesen ist, wie Fiocco (1930)
annehmen möchte, muß ungewiß bleiben. Unmittelbare
Eindrücke einer solchen Reise sindjedenfalls in seinem Werk
nicht festzustellen; aus der Wiedergabe der Engelsburg im
Hintergründe dieses Bildes läßt sich kein sicherer Schluß
ziehen, da Ansichten berühmter römischer Bauwerke den
Künstlern aus Wiedergaben verschiedener Art bekannt sein
konnten.
Eine Vorzeichnung mit drei Studien für einen Bischof,
welche mit leichten Änderungen für den Papst und zwei
Bischöfe dieser Komposition benutzt wurde, befindet sich im
British Museum London (Kat. Z. Nr. 25 r., Taf. 19).
Vgl. Text S. 24 f.
Literatur: P. Molmenti u. G. Ludwig, Vittore Carpaccio et la Con-
frerie de Sainte Ursule d Venise (1903). - L. Testi, in Archivio storico
italiano xxxiii (1904), S. 101. - Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907),
S. 101 ff. - L. Venturi, Origini (1907), S. 299 f. - A. Venturi, Storia
(191$), S. 707 (um 1495). - Fiocco, Carpaccio (1930), Taf. xxxvii-
XXXVIII, S. 26 u. 64 f. (etwa 1492). - van Marle xviii (1936), S. 218
(um 1493). - Berenson, Pitture Italiane (1936), S. 116. - Vertova,
Carpaccio (1952), Abb. 11 (1496). - Pignatti, Carpaccio (1955), S. 40
(um 1491/92). - Moschini-Marconi, Accademia (1955), Nr. 99 (um
1490/91). - Berenson, Venetian School 1 (1957), S. 58. - Pignatti,
Carpaccio (Skira 1958), S. 30 (gegen 1495). - Fiocco, Carpaccio (1958),
S. 9 (1493). - Perocco (1960), S. 46 f.
5. DER TRAUM DER HEILIGEN URSULA. 1495 (?)
Leinwand; 274 X267. Tafel 21, 22
Bez. auf einem Cartellino unten: victor. carp. f.
mcccclxxxxv. und cortesius r. 1752.
Die Signatur des offenbar an allen Seiten beschnittenen, dazu
stark übermalten Bildes kann kaum als zuverlässig gelten;
die heutige Fassung der Inschrift dürfte auf den Restaurator
Cortese zurückgehen, der möglicherweise jedoch noch
erkennbare Reste vor sich hatte, zumal das Datum 1495 auch
aus stilistischen Gründen einige Wahrscheinlichkeit für sich
besitzt. Angeblich waren die Begrüßung durch den Papst und
der Traum Ursulas ursprünglich zu einem Bilde vereinigt
(Molmenti-Ludwig, 1907).
Eine Vorzeichnung mit dem Gesamtentwurf zur Komposi-
tion befindet sich in den Uffizien zu Florenz (Kat. Z. Nr. 11,
Abb. Taf. 23).
Die Figur des Wasserträgers über der Tür im Hintergründe
geht auf eine Erfindung Mantegnas zurück, welche in zwei
seinem Schulkreis angehörenden Zeichnungen, in den
Uffizien und im British Museum London, überliefert ist (Vgl.
Abb. des Londoner Exemplars bei Popham-Pouncey, Italian
Drawings (1950), Nr. 164, Taf. cli).
Vgl. Text S. 27.
Literatur: Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907), S. 100 ff. - L.
Venturi, Origini (1907), S. 298 f. - A. Venturi, Storia (1915), S. 706. -
Fiocco, Carpaccio (1930), Taf. xlii-xliii, S. 26 u. 65. - van Marle
xviii (1936), S. 218. - Berenson, Pitture Italiane (1936), S. 116. -
Vertova, Carpaccio (1952), Abb. 12/13. - Pignatti, Carpaccio (1955),
S. 64. - Moschini-Marconi, Accademia (1955), Nr. 100. - Berenson,
Venetian School 1 (1957), S. 58. - Perocco (1960), S. 47.
6. DER ABSCHIED DER VERLOBTEN. 1495 Tafel 26-30
Leinwand; 280X611 (oben und an den Seiten leicht be-
schnitten).
Bez. auf einem Cartellino unten Mitte: victoris/car-
PATIO/vENETI./.OPUS./mcccclxxxxv.
Das durch einen Fahnenmast in der Mitte geteilte, räumlich
einheitlich aufgefaßte Bild vereint zwei der Erzählung nach
zeitlich sowohl wie räumlich voneinander getrennte Episo-
den : links ist der Abschied des englischen Prinzen von seinem
Vater dargestellt, rechts der Abschied beider Verlobten von
Ursulas Eltern. Daß die linke Gruppe der rechten Bildhälfte
die Begrüßung des ankommenden Prinzen durch Ursula,
die Szene im Hintergründe die Einschiffung der Verlobten
darstelle, erscheint wegen des Wechsels der Kostüme, der
Haartrachten und Haarfarben nicht überzeugend; eher
handelt es sich bei beiden Gruppen um Ursulas Gefährtinnen,
welche bereits die Schiffe besteigen, während das verlobte
Paar Abschied von den Eltern nimmt (vgl. dazu Tervarent,
1931).
Auf dem Schriftband des sitzenden Jünglings in der Mitte die
Buchstaben: N.L.D.D.W.G.VI.; mehr als Molmenti-
Ludwigs (1903) Deutung überzeugt Testi (1904), der die
Buchstaben auflöst in: „Nicolaus Lauretanus Donum
Dicavit Venerabili Ursulae Gloriosis Virginibus(que)". Die
von Molmenti-Ludwig versuchte Identifizierung einiger der
assistierenden Porträtfiguren mit Mitgliedern der Familie
Loredan, welche als Gönnerin der Scuola bezeugt ist, bleibt
hypothetisch, ebenso die Deutung der Impresa, welche der
Jüngling mit Schriftband auf dem Ärmel trägt; Molmenti-
Ludwig denken hierbei an die „Calza dei Zardinieri", welche
nach L. Venturi (1908/09) jedoch nicht vor 1512 genannt
wird. Nach Perocco (1960) bedeutet der auf dem Fahnentuch
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G. Fiocco (1930) ist geneigt, mit Cavalcaselle in den Figuren
der Krieger Einflüsse Signorellis oder Peruginos zu erkennen,
welche nach Ragghianti (1936) jedoch kaum direkt, sondern
am ehesten auf dem Wege über die Kunst Veronas vermittelt
worden sein könnten.
Vgl. Text S. 24.
Literatur: Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907), S. 107 f. - L.
Venturi, Origini (1907), S. 300 f. - A. Venturi, Storia (1915), S. 708. -
Fiocco, Carpaccio (1930), Taf. xxxix-xli, S. 26 u. 65. - van Marle
xviii (1936), S. 210 f. - Berenson, Pitture Italiane (1936), S. 116. -
C. Ragghianti, in Critica d'Arte 1 (1936), S. 280. - Vertova, Carpaccio
(1952), Abb. 14/16. - Pignatti, Carpaccio (1955), S. 44 ff. - Moschini-
Marconi, Accademia (1955), Nr. 102. - Berenson, Venetian School 1
(1957), S. 58. - Perocco (1960), S. 48 f.
4. DIE BEGRÜSSUNG DER VERLOBTEN DURCH DEN
PAPST in ROM Tafel 18, 20
Leinwand; 281X307.
Bez. auf einem Cartellino unten Mitte: victoris. car/
PATIO. VENETl/OPUS.
Das Bild muß zwischen 1492 und 1494 gemalt sein; die
freiere räumliche Gestaltung des Ganzen und die gelockert
rhythmische Ordnung der Figuren scheinen trotz der
unübersichtlich gedrängten Fülle der Gruppe mit Bischöfen
und Fahnenträgern im Mittelgrunde eher für eine Entstehung
gegen 1494 als für das frühere Datum 1491/92 zu sprechen,
das von manchen Autoren angenommen wird.
Ob Carpaccio in Rom gewesen ist, wie Fiocco (1930)
annehmen möchte, muß ungewiß bleiben. Unmittelbare
Eindrücke einer solchen Reise sindjedenfalls in seinem Werk
nicht festzustellen; aus der Wiedergabe der Engelsburg im
Hintergründe dieses Bildes läßt sich kein sicherer Schluß
ziehen, da Ansichten berühmter römischer Bauwerke den
Künstlern aus Wiedergaben verschiedener Art bekannt sein
konnten.
Eine Vorzeichnung mit drei Studien für einen Bischof,
welche mit leichten Änderungen für den Papst und zwei
Bischöfe dieser Komposition benutzt wurde, befindet sich im
British Museum London (Kat. Z. Nr. 25 r., Taf. 19).
Vgl. Text S. 24 f.
Literatur: P. Molmenti u. G. Ludwig, Vittore Carpaccio et la Con-
frerie de Sainte Ursule d Venise (1903). - L. Testi, in Archivio storico
italiano xxxiii (1904), S. 101. - Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907),
S. 101 ff. - L. Venturi, Origini (1907), S. 299 f. - A. Venturi, Storia
(191$), S. 707 (um 1495). - Fiocco, Carpaccio (1930), Taf. xxxvii-
XXXVIII, S. 26 u. 64 f. (etwa 1492). - van Marle xviii (1936), S. 218
(um 1493). - Berenson, Pitture Italiane (1936), S. 116. - Vertova,
Carpaccio (1952), Abb. 11 (1496). - Pignatti, Carpaccio (1955), S. 40
(um 1491/92). - Moschini-Marconi, Accademia (1955), Nr. 99 (um
1490/91). - Berenson, Venetian School 1 (1957), S. 58. - Pignatti,
Carpaccio (Skira 1958), S. 30 (gegen 1495). - Fiocco, Carpaccio (1958),
S. 9 (1493). - Perocco (1960), S. 46 f.
5. DER TRAUM DER HEILIGEN URSULA. 1495 (?)
Leinwand; 274 X267. Tafel 21, 22
Bez. auf einem Cartellino unten: victor. carp. f.
mcccclxxxxv. und cortesius r. 1752.
Die Signatur des offenbar an allen Seiten beschnittenen, dazu
stark übermalten Bildes kann kaum als zuverlässig gelten;
die heutige Fassung der Inschrift dürfte auf den Restaurator
Cortese zurückgehen, der möglicherweise jedoch noch
erkennbare Reste vor sich hatte, zumal das Datum 1495 auch
aus stilistischen Gründen einige Wahrscheinlichkeit für sich
besitzt. Angeblich waren die Begrüßung durch den Papst und
der Traum Ursulas ursprünglich zu einem Bilde vereinigt
(Molmenti-Ludwig, 1907).
Eine Vorzeichnung mit dem Gesamtentwurf zur Komposi-
tion befindet sich in den Uffizien zu Florenz (Kat. Z. Nr. 11,
Abb. Taf. 23).
Die Figur des Wasserträgers über der Tür im Hintergründe
geht auf eine Erfindung Mantegnas zurück, welche in zwei
seinem Schulkreis angehörenden Zeichnungen, in den
Uffizien und im British Museum London, überliefert ist (Vgl.
Abb. des Londoner Exemplars bei Popham-Pouncey, Italian
Drawings (1950), Nr. 164, Taf. cli).
Vgl. Text S. 27.
Literatur: Molmenti-Ludwig, Carpaccio (1907), S. 100 ff. - L.
Venturi, Origini (1907), S. 298 f. - A. Venturi, Storia (1915), S. 706. -
Fiocco, Carpaccio (1930), Taf. xlii-xliii, S. 26 u. 65. - van Marle
xviii (1936), S. 218. - Berenson, Pitture Italiane (1936), S. 116. -
Vertova, Carpaccio (1952), Abb. 12/13. - Pignatti, Carpaccio (1955),
S. 64. - Moschini-Marconi, Accademia (1955), Nr. 100. - Berenson,
Venetian School 1 (1957), S. 58. - Perocco (1960), S. 47.
6. DER ABSCHIED DER VERLOBTEN. 1495 Tafel 26-30
Leinwand; 280X611 (oben und an den Seiten leicht be-
schnitten).
Bez. auf einem Cartellino unten Mitte: victoris/car-
PATIO/vENETI./.OPUS./mcccclxxxxv.
Das durch einen Fahnenmast in der Mitte geteilte, räumlich
einheitlich aufgefaßte Bild vereint zwei der Erzählung nach
zeitlich sowohl wie räumlich voneinander getrennte Episo-
den : links ist der Abschied des englischen Prinzen von seinem
Vater dargestellt, rechts der Abschied beider Verlobten von
Ursulas Eltern. Daß die linke Gruppe der rechten Bildhälfte
die Begrüßung des ankommenden Prinzen durch Ursula,
die Szene im Hintergründe die Einschiffung der Verlobten
darstelle, erscheint wegen des Wechsels der Kostüme, der
Haartrachten und Haarfarben nicht überzeugend; eher
handelt es sich bei beiden Gruppen um Ursulas Gefährtinnen,
welche bereits die Schiffe besteigen, während das verlobte
Paar Abschied von den Eltern nimmt (vgl. dazu Tervarent,
1931).
Auf dem Schriftband des sitzenden Jünglings in der Mitte die
Buchstaben: N.L.D.D.W.G.VI.; mehr als Molmenti-
Ludwigs (1903) Deutung überzeugt Testi (1904), der die
Buchstaben auflöst in: „Nicolaus Lauretanus Donum
Dicavit Venerabili Ursulae Gloriosis Virginibus(que)". Die
von Molmenti-Ludwig versuchte Identifizierung einiger der
assistierenden Porträtfiguren mit Mitgliedern der Familie
Loredan, welche als Gönnerin der Scuola bezeugt ist, bleibt
hypothetisch, ebenso die Deutung der Impresa, welche der
Jüngling mit Schriftband auf dem Ärmel trägt; Molmenti-
Ludwig denken hierbei an die „Calza dei Zardinieri", welche
nach L. Venturi (1908/09) jedoch nicht vor 1512 genannt
wird. Nach Perocco (1960) bedeutet der auf dem Fahnentuch