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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 13.1898

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No. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.61690#0039
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No. 3.

LUStlGE BLÄTTER.

3

Der Panama=Prozess.


©[jemals brüHenber Seu, ber gufafe, men er berfdjlänge,
£>eut eine ^armlofe Safe', metclje ein WäuSlem erfeafdjt.

In der Böcklin-Ausstellung.


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©ame Ot), Ijimmlifdj, entäücfcnb, munberbar—wenn er nur baS Skalen

bau unnatürlichen gabetoefen unb unmöglichen ßanbfcljaften taffen luoHte!

Ich kam zum Herren Soundso,
Der wohnhaft in Berlin SO.,
Um seinen Geist zu untersuchen;
Nun merke man sich: Toben, Fluchen
Sind selten das Indicium
Für Geisteskrankheit, eben drum
Such’ ich Symptome and’rer Klassen,
Die ich im Unterhaltungswege
Gewöhnlich zu ermitteln pflege.
Als Sachverständ’ger zu erfassen.

Nachdem ich also hingegangen,
Befragt’ ich ihn ganz unbefangen,
Als das Gespräch erst eingeleitet
Und sich politisch ausgebreitet,
Wie ihm die Aussicht der Marine
In diesem Augenblick erschiene.
Worauf der And’re also sprach:

,MeinHerr,dasCentrumgiebtnichtnach, Thessalien wieder ’rauszugeben;

Es steht, wie sich begreifen lässt,
In dieser Frage bombenfest,
Ein Mann zumal, wie dieser Lieber,
Fällt niemals um und kippt nicht über.'

Da schrieb ich das Attest sogleich:
Der Herr ist ganz und gar verrückt,

Irne n ärztliche Atteste.
Gutachten eines gerichtlichen Sachverständigen.
Sein Hirn ist nur noch pflaumen-
weich,
Er werde schleunigst zum Bereich
Der nächsten Anstalt hingeschickt.

Beim Nächsten, den ich an dem Tage
Auf „Geist“ zu untersuchen hatte,
Lenkt’ ich ganz harmlos die Debatte
Auf Hellas und die Türkenfrage.
Da meinte Jener: „Es ist klar,
Der Friede ist perfekt, nicht wahr?
Der Grund zu Zwist und Streitigkeit

Verschwindet drum für alle Zeit;
Der Grieche wird die Schuld ent-
richten,
Wonach die Türken sich verpflichten,
Wie dieses stipulirt soeben,

Auch wird sich Kreta jetzt bescheiden
Und Zwischenfälle streng vermeiden.“

Ich griff zur Feder sorgenvoll,
Schrieb das Attest: Der Herr ist toll,
Für ganz gestört erklär’ ich ihn,
Er muss sofort nach Dalldorf zieh’n.

Zum Dritten d’rauf verfügt’ ich mich,
Der wohnt’ in Moabit zur Miethe;
Das war ein Zustand schauerlich,
Der sich mir bot bei der Visite:
Er ging umher mit schwankem Schritt,
Wobei er stets Gesichter schnitt
Und and’re Kapriolen macht’,
Die weitgeöffneten Pupillen
Verkündeten die Geisresnacht
Und einen ganz gebroch’nen Willen.
Zum Kranken sprach ich: „Lieber
Mann,
Soll hier noch eine Kur gelingen,
Giebt’s Eines nur, was helfen kann:
Ich werde Sie nach Bethel bringen.“
Dem Andern schien dies sehr fatal,
Er sah mich an und meinte skeptisch:
„Et stimmt, ick bin nich Janz normal,
Un manchmal bin ick epileptisch;
Kurzum mir fehlt ’ne janze Masse,
Det weess ick selbst, doch det ick
mich
Deshalb nach Bethel bringen lasse,
Nee, — so verrückt bin ick noch
nich!“
 
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