Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 14.1899

DOI issue:
No. 2
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41206#0031
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
O^ild-Ov’est.
Vor grauen Jahren lebt’ ein /tfann
im Osten,
So in der Gegend yon der 7jolz-
marktstrasse,
Vo seine ZTöchter auch zur Schule
gingen.
pann musst’ er nach der üützow-
strasse ziehn
Qnd neue Schulen für die Töchter
suchen.
Allein sie waren Jüdinnen, ö.—V!
pa zeigte sich der (Unterschied der
Gegend,
pie SchuWorsteherinnen dort im
Vesten
pie nehmen keine Judenmädchen
auf.
Ver lacht da? Ganz erklärlich ist
die Sache.
€x Oriente lux. Jm Osten geht,
So lang die £rde steht, die Sonne
auf,
per Vesten ist das <£and des
Niedergangs,
prum istauchdortim Vestenmanches
duster.
Von Osten ist ja die Kultur ge-
kommen,
pie langsam, aber sicher vorwärts
dringt!

Im Pensionat.
Lehrerin: Jetzt kommen
wir zum Storch, den wir aber
überspringen wollen!

Cjedankensplitter.

Es ist bitter, wenn einem
Schauspieler seine Kunst
„Früchte“ trägt.


Ein Machtwort.
Herr Stillmann begleitet seine Schwiegermutter zum Bahnhof. Auf dem Wege dahin findet er die
Strassen wegen eines fürstlichen Besuches polizeilich gesperrt, die Schutzleute verweigern ihm den
Durchlass. Da keine Zeit zu verlieren ist, wendet er sich an den Lieutenant: „Verzeihung, Herr
Lieutenant, ich wollte meine Schwiegermutter zur Bahn bringen.“
Lieutenant (zu den Scliuizleuten): Dringender Fall! Passiren lassen!

3Die neue 23etclerin vom Pont t>ee 2lvte.

TÄUie&er wie in alten Zeiten,
Brg verfolgt vom fißißgefcbicke,
dßit verhärmten, blaffen Wangen
Stebt fie auf her Seine=Krücke.
®ocb kein flbäbcben ift es biesmal;
IRu^es Ebe=3nterme330
Ibat Me Brme burcbgekoßet,
Eine Wtttwe ift fie jet^o.
tanb fie fpricbt in kur3en ©aufen
fDMt verfcbämtem, leifem ©one :
©ebt von Eurem täeberflujTe,
©ebt, baß Eucb ber Ibimmel lohne!

Sie Ipaffanten eilen weiter,
Wen’ge laffen ßcb erbitten.
Da, in vorgerückter Stunbe
TRommt ein ©fÜ3ier gefcbritten.
Sem au* raunt fie in Me ®bren
3-bre altgewohnten IRlagen;
„3br feib arm,“ fpricbt er, „bas feb’ ich,
Kraucht es mir nicht erft 311 fagen;
Hber habt 3-br nidbt Derwanbte,
Sie Eu* btes unb jenes fdxenken?“
„'„Beb, mein Iberr, nidst einen etn3’gen,
WürM icb fonft ans Ketteln benken?

1kür3licb ift mein flßann geftorben,
©an3 allein nun muß icb leiben,
Beb mein flßann! wie war er ehrlich,
©reu unb bieber unb befebeiben !“ “
„Sprecht, was war benn Euer ©atte?“
„ „War Keamter, fubalterner.“ “
„Tllnb er fälfebte wirklich niemalst“
,, „® mein Iberr, nidbts lag ihm ferner!“ “
„Sas verfdblimmert Eure tage,
Wirblidb hart feib Jbr betroffen :
Wittwen ehrlicher Keamten
Ibaben beute nichts 3U hoffen.

3-cb unb viele IRamerabcn,
Sie gut effen unb gut wohnen,
'Ibaben einen Kunb gefdhofTcn,
tttm bas ILafter 3U belohnen:
jfür bes ffälfcbers Ibenrs Wittwe
Spenben wir, was irgenb möglich,
Ueber bunberttaufenb Franken
Öaben wir, unb noch tagtäglidb
ScbwiHt bie Summe, tßun begreift 3br,
Wie bie Singe beute liegen;
Wär’t Jbr Wittwe eines jfälfdbers,
Würbet 3br wohl auch was kriegen!“
m.

(Die modernen Damenhüte.)



Wf'

y

*

— und hier die Olga!“
„„Sehr erfreut! Ich hatte immer gewünscht, die Damen kennen zu lernen.

No. 2.

LUSTIGE BLÄTTER.

5
 
Annotationen