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Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands — 14.1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.41206#0825
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Warum ich die folgende Tischrede
nicht gehalten habe.
„Meine Damen! Meine Herren!“ Ein
beliebter Redner erklärte mir mal, die
Hauptsache bei einer Tischrede liege darin,
die Zuhörer möglichst bis zum Schlüsse
darüber in Spannung zu halten, worauf man
eigentlich hinaus wolle. Ich würde mich, um
auch einmal eine aufmerksame Zuhörerschaft
geniessen zu können, versucht fühlen, das
Recept jenes Mannes zu benutzen, wenn ich
nicht durch eine Charaktereigenschaft daran
gehindert würde. Unter allen meinen hervor-
ragenden Vorzügen nimmt nächst meiner
sprichwörtlichen Bescheidenheit den ersten
Platz meine ausgeprägte Ehrlichkeit ein.
Diese Ehrlichkeit hat es zum Beispiel zu
Wege gebracht, dass ich innerhalb der letzten
drei Jahre wegen Meineides, Strassenraubes
und Falschmünzerei kein einziges Mal
rechtskräftig verurtheilt worden bin; diese
Ehrlichkeit hat es ferner vollbracht, dass
heute von denjenigen silbernen Löffeln,
welche sich um mehr als einen Meter von
mir entfernt hielten, noch kein einziger den
Herren gewechselt hat. Jeder wird zugeben,
dass diese Ehrlichkeit nahezu krankhaft ist.
Sie hindert mich auch jetzt wieder, der Vor-
schrift jenes Mannes zu folgen, und Sie
auch nur einen Augenblick darüber im Un-
klaren zu lassen, worauf ich hinaus will.
Wenn ich gerade eine Thür zur Hand hätte,
würde ich sicherlich sogleich damit ins
Haus fallen.
Mein schlichter, gerader Sinn hat aber

auch zur Folge, dass ich auf ein bekanntes
rhetorisches Mittel, den Vergleich, völlig
verzichten muss. Ein Vergleich ist mir
nicht ehrlich genug und trifft niemals aus-
schliesslich zu. Denn wenn zum Beispiel
jemand alle Feldherren, Alexander und
Napoleon, Moltke und Leonidas, vorführt
und alle Schlachten von Mantinea und
Leuthen, Sedan und Zama in plastischer
Anschaulichkeit schildert, so kann er diese
Rede ebenso gut mit einem Hoch auf den
Kriegsminister schliessen, wie in einen Toast
auf die Schwiegermütter ausarten lassen
Die Vergleiche sind aber nicht nur un-
zutreffend, sondern auch überflüssig. Denn
wenn jemand — um ein anderes Beispiel zu
wählen — einen Trinkspruch auf die Damen
ausbringen will und dabei auf der Leiter
seiner Beredtsamkeit zum Firmamente
klettert und Sonne, Mond und Sterne zum
Vergleiche herunterholt oder aus der Tiefe
der Erde die Diamanten und aus dem Schosse
des Meeres die Perlen an den Haaren herbei-
zieht oder vergleichsgierig im Pflanzenreiche
lustwandelt und mit Rosen und Veilchen
und schlanken Palmen um sich wirft oder
sich gar in das Thierreich verirrt und von
Täubchen und Rehen und Gazellen spricht,
so beweist er mit diesen Vergleichen gar
nichts. Man kann ihm sofort entgegenhalten,
dass es doch stets das Beste ist, wenn ein
Bräutigam, ein Mann, ein Vater, ein Sohn
sagen kann: „Meine Braut, meine Frau
meine Tochter, meine Mutter ist unver-
gleichlich.“
SolcheVergleiche sind aber auch geradezu

gefährlich. Denn wenn ein Mensch, der von
einer so harmlosen Ehrlichkeit besessen ist,
wie ich, derartige Reden und Vergleiche
hört, muss er sie unbedingt für baare
Münze nehmen, und er kann leicht dazu
kommen, in Wirklichkeit mal eine Gazelle um
dieschlankeTaille zu fassen und mitihrWalzer
zu tanzen. Ich glaube, dass dieser Mann sich
am nächsten Tage in Dalldorf aufsuchen
müsste. Oder er könnte durch diese Ver-
gleiche veranlasst werden, den Nachbarzaun
zu übersteigen und Rosen und Veilchen
abzupflücken, um seinem Mangel an Darnen-
bekanntschaften abzuhelfen, und ich bin
überzeugt, dass dieser Mann die Nacht auf
der Polizeiwache zubringen müsste, was ja
allerdings ein idyllisches und nahezu para-
diesisches Erlebniss sein soll.
Da sich somit mein ganzes Inneres gegen
solche Kunststücke der Eloquenz und gegen
das Mittel jenes Redners, die Zuhörer
möglichst lange über das Ziel der Rede im
Unklaren zu lassen, empört, muss ich auch
heute meinem ehrlichen Charakter treu bleiben
und sofort von vornhereinund ohne Umstände
und Abschweifungen kurz und rund mit
schlichten Worten gerade heraus sagen,
worauf ich hinaus will. Ich will, dass die
Herren mit mir rufen: Unsere Damen
leben hoch!“ —
Diese Rede hatte ich mir bestimmt vor-
genommen beim letzten Stiftungsfeste des
„Klubs der verhinderten Hemdsärmel“
zu halten, wurde aber schon vorher hinaus-
geworfen; meine Rede war also nicht mehr
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.Lustige Blätter“ No. 51.
 
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