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Die Ovation.

In einem kleinen Land-
städtchen Plattdeutschlands
fand grosse Feier statt. Der
Fürst, der sich eine Zeit ausser
Landes aufgehalten hatte, kehrte
zu seinen Unterthanen heim und
kam auch durch jenes Städtchen.
Die Bürger Hessen es sich nicht
nehmen, ihren Landesvater fest-
lich zu begrüssen. Der Herr
Schulmeister hatte eigens ein
Lied nach bekannter Melodie
dazu gedichtet, das er mit dem
obligaten Gesangverein des
Städtchens, dessen Dirigent er
war, einübte.

Der Empfang fand statt.
Auf dem Marktplatz hatte der
Sängerbund Aufstellung ge-
nommen, und ergriffen lauschte was sich allerdings im Munde der biederen geendet und momentan eine feierliche Stille ein-
der Fürst im Wagen auf den Plattdeutschen etwa so ausnahm: trat, sagt das Fleischersöhnchen mit lauter Stimme:

poetisch-musikalischen Gruss, . . . Unse lewe Fürscht — hurrah! „Vadding, sünd denn unsere Leberwürste

dessen Versrefrain jedesmal Der Wagen des Fürsten hielt unmittelbar vor so gut?"

lautete: dem Fleischerladen am Marktplatz, in dessen Thür „Döösbartel, warum denn?"

. . . Unser lieber Fürst — der Fleischer des Ortes und sein Thronerbe dem „Na, de Lüd' singen jo all: Unse Lewer-

hurrah! Schauspiele zusahen. Plötzlich, als das Lied würscht — hurrah!" M. w.

Ein Habitu£. ^ Die hilfreiche JVIode

Der alte Jochen Pundt geht seit vielen
Jahren zu Schillers Geburtstag ins Stadt-
theater, wo an diesem Tage nach einer
unverbrüchlichen pietätvollen Gewohnheit
„Wilhelm Teil" gegeben wird. Einmal aber
hatte die Direktion es anders beschlossen:
auf Drängen des Regisseurs war statt des
ewigen „Teil" am Geburtstage Schillers
„Fiesco" angesetzt worden.

Jochen, der niemals einen Zettel ansieht
und von der Neuerung in Folge dessen keine
Kenntniss hat, sitzt schon eine halbe Stunde
vorBeginn derVorstellungmitseinem Freunde
Klaas im Parket. Vom langen Warten müde,
lässt er sein Denkerhaupt auf die Brust
sinken, und ehe die erste Scene beginnt, ist
er fest eingeschlafen. In dieser glücklichen
Position verharrt er bis zum Schluss des
fünften Aktes, wo ihn die Worte des
Verrina „Wenn der Purpur fällt, muss Schaffner: Mit dem Hund, meine Dame,

auch der Herzog nach!" aus dem Schlummer dürfen Sie nicht in die Pferdebahn,
reissen.

Jochen blickt verwundert auf die
Bühne, und als alter Kenner des „Teil" be-
merkt er zu seinem Nachbar: „Kiek doch,
Klaas, viertig Johr haben se em immer
todtschoten, un heit smeten se em
in't Water!"

Die Tracht des Hochländers.

Grenadier (erblickt das Bild eines eng- r. r\ o i i

„ i ■ _ , _ , ... Ein neuer Ur. Bartolo.

Hachen Soldaten im Schaufenster): INa, die

englische Uniform mit den nackten Knieen „Ist es wahr, Doktor, ich habe gehört,

ist ja rein gemacht — zum Davonlaufen! Sie wollen Ihr Mündel heirathen?"

„„Ja, das beabsichtige ich allerdings."*
„Ist denn das Mädchen vermögend?"
„„O freilich, Rosinchen besitzt ein
Kapital von zweimalhunderttausend Mark in
Gast: Sagen Sie mal, warum ist Consols.""
denn Ihr Piccolo so hochmüthig? ^Und jst sie denn mit der Heirath ein-

Oberkellner: Ja, den hat gestern verstanden?"
ein Kavalier um zehn Mark angepumpt, „Ja, da hapert's noch vorläufig; ihre

und nun hält er sich schon für einen Papiere sind mündelsicher, aber das Mündel Dame (den Hund als Boa um den Hals lesend)

Marqueurl ist mir nicht sicher."" Aber jetzt darf ich doch?

QrössenWahn.

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LUSTIGE BLÄTTER.

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