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6tec$frieö un6 t>k Coftma.

3n Bayreuth, 6er Stabt 6er ZTTufen, —
Waa, IDaga, VOaüala, -
Heilert Hicbarö IDagners (Erben —
Stegfrieö un6 6ie (Eoftma.

Iln6 fte quälen mit Projeffen
ZHreftoren t/ier un6 6a
Durrfj perfd;ie6ene 3nftau3en<
Siegfrieb un6 6ie £oftma.

llnb fte örob/en mit 6en „Kecf/ten",
lüeil fte bei6e „(Erben" ja,
Hämlid) pon 6en Cantiemen,
Siegfrieb un6 6ie (Eofima.

Dod) von jenem Kecfyt 6es Wersens,
Das jebroebem 2TCenfd)en nah,',
Scheinen fte nicfjt Diel ju roiffen,
Siegfrieb uttö 6ie (Eofima.

Iiis roir unfern 8etj begruben,
IDar fein Kran3 von ilmen 6a,
JDotan tjatten ganj nergeffen
Siegfrie6 un6 6ie (Eofima.

3f?m, „fytns Sactjs", ,,6em IDanbrer",

„IDolfram",

,,CeIramun6" etcetera,
IPeir/ten fte nicfjt eine Blume,
Siegfrieb un6 6ie (Eofima.

Un6 mm nädjften ^eflfpielcyclus
3n 6en „Siegfrieö" roill id) getm;
Iftufj bod) in Bayreutb, mal roieöer
Siegfrieb un6 6en Drachen ferm! ,„.

Seltener Qenuss.

Gast (im Hochgebirgrswirthshaus): He,
Kellner, das Lagerbier hier oben ist wohl
historisch?

Kellner: Wie meinen der Herr das?

Gast: Das scheint noch ein Rest von
Wallensteins Lager zu sein.

Stilvoll.

Der Direktor des Stadttheaters von Hohen-
Kietz ist durchgebrannt und hat seine Truppe
im grössten Elend zurückgelassen. Um das
tägliche Leben zu fristen, spielen die Schau-
spieler auf Theilung. Da sie jedoch weder
Dekorationen noch Kostüme haben, auch in
ihrer Privatgarderobe total abgerissen sind,
macht die Repertoirebildung ihnen einige
Schwierigkeiten. Schliesslich hat einer die
einzig rettende Idee, das Repertoire den Um-
ständen anzupassen. Und so lautet es denn
folgendermassen:

Montag: Die glücklichen Bettler.

Dienstag: Lumpacivagabundus.

Mittwoch: Die Bettlerin v. Pont des Arts.

Donnerstag: Die Lumpen.

Freitag: Der Bettelstudent.

Sonnabend: Der Fechter v. Ravenna.

Sonntag: Lumpengesindel.

Turandot up to date.

Sie hat noch heut der Räthsel viel,
Die Lösung will nur schwer gelingen;
Wann wird dies ew'ge Räthselspiel
Sie selber ins Verderben bringen?

Was ist eine Zungenübung?

Wenn der Mikado Cacao aus Tioko und
Khaki aus Tokio nach Taku schickt.

Der Sieger in spe.

(Btammtischgespräche bei der kühlen Blonden.)

„Wen halten Sie eigentlich für be-
deutender: Cäsar, Alexander den Grossen,
Napoleon, Blücher oder . . ."

„„Waldersee'n? natürlich diesen; was
die andern vollbracht haben, kommt garnicht
in Betracht gegen die Siege, die Waldersee
in Ostasien erfechten wird.""

„Darum sind auch die andern nicht so
viel photographirt und interviewt worden und
haben nicht soviel Galadiners mitgemacht."

„ „Verdienten sie auch nicht. Jeder grosse
Heerführer der Vergangenheit ist wohl ein-
mal in die Lage gekommen, zu retiriren.
Das kommt bei unserem Waldersee garnicht
vor; er hat es ja selbst gesagt, dass ein
Befehl zum Rückzug niemals über seine
Lippen kommen wird; das hat selbstMoltke
niemals von sich behauptet.""

„Moltke hat überhaupt niemals etwas be-
hauptet; der hat bloss immerfort gesiegt."

„„Das finde ich eben zu wenig. Siegen
kann jeder. Aber Siegesehren in Empfang
nehmen, bevor man noch nach dem Kriegs-
schauplatz abgereist ist, das kann nicht jeder,
dazu muss einer ein geborener Redner sein,
wie Waldersee.""

„Er ist darin, wie gesagt, Moltke'n quan-
titativ wie qualitativ bedeutend überlegen.
Was hätte aus Moltke werden können, wenn
er die Eloquenz von Waldersee besessen
hätte."

„„Bedauerlich wäre nur, wenn Waldersee
in China garnichts mehr zu thun fände.""

„Das würde nichts ausmachen. Ich
illuminire trotzdem zur Feier seiner militä-
rischen Grossthaten, darauf verlassen Sie
sich; und zwar fange ich übermorgen
damit an."

„„Die Gesandtschaften sind freilich
schon ensetzt.""

„Dann entsetzt sie Waldersee noch ein-
mal; so ein Generalissimus kann alles; ja
ich möchte sogar behaupten, dass die Ge-
sandten nichts sehnlicher wünschen, als
noch einmal belagert und dann von Walder-
see befreit zu werden. Doppelt hält besser."

„„Aber Peking ist doch schon einge-
nommen.""

„Von den Japanern! was das sagen will!
nur Talmi-Eroberung! lassen Sie nur erst
Waldersee hinkommen, da können Sie was
erleben, wie Peking erobert wird."

„„Ganz meine Ansicht. Und deshalb,
meine ich, hätte Begas längst das grosse
Waldersee-Denkmal anfangen können, mit
der Unterschrift: ,dem Erstürmer Chinas1;
worauf wartet er denn noch eigentlich?""

„Vielleicht darauf, dass der Oberbe-
fehlshaber in Taku landet."

„„Ja, diese Bildhauer nehmen sich immer
Zeit; die Ereignisse gehen schneller vor!""

„Und am schnellsten die chinesische
Kaiserin. Die floh tausend Kilometer land-
einwärts, als sie bloss hörte, dass Waldersee
in den ersten Stock des Hotels Kaiserhof
eingerückt wäre. Das nenne ich Wirkung
in die Ferne!"

„„Ja, auf solche Distanz hat eben weder
Cäsar, noch Alexander der Grosse, noch
Napoleon, noch Blücher, noch Moltke jemals
einen Gegner in die Flucht getrieben.""

„Gar kein Gedanke. Und deshalb er-
heben wir unsere Gläser und rufen: Hoch
Wald ersee! Hurrah, hurrah!" m.

4

LUSTIGE BLÄTTER.

No. 36.
 
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