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Glossen zum KwHecki-Prozess.


So grundverschieden sind Beide,
Das sieht doch ein Biinder im Schlaf:
Der eine ist eben ein Meyer,
Der andere ist eben ein Graf.
Sie haben je eine Nase,
Die mitten sitzt im Gesicht,
Selbst unter'm Vergrösserungsglase
Entdeckt man den Unterschied nicht.
Zwei Beine hat man bei Beiden,
Zwei Augen dazu konstatirt.
Mit Wonne will ich beeiden:
Die Aehnlichkeit hat mich frappirt.
Es giebt auf der Welt nicht zwei Eier,
Die ähnlich wie jener und der.
Ich folgre: ist einer ein Meyer,
So ist es der andere noch mehr!

Standesamtliches.
a) Gestorben sind:
7 weibliche Personen im
Zuhörerraum vor Ungeduld
über den Ausgang des Pro-
zesses.
b) Getraut wurde:
vom Staatsanwalt den Be-
lastungszeugen, von der Ver-
teidigung den Entlastungs-
zeugen.
c) Entbunden wurden:
2 Postassistenten von der
Amtsverschwiegenheit,
2 Hauptbelastungszeuginnen
von je einem Kinde männ-
lichen Geschlechts, a. H.

„38er tvaren bie etftett Sogtg?"
31ntioorf: 9R3ro3, fern 3%rge.unb
ber ^brann Qiont)3. Qtejer erklärte
ttämlicf) feinen (SinfrtM in bie Ot'gnni-
fafion mit folgenben 3Borfen:
„So nel)mt and) tut cl) aum „@e-
noffen" ani"

Die Aehnlichkeit
zwischen dem Sohne der Cäciiie Meyer und dem
angebiich untergeschobenen Grafen.
J. €ine gcugtu erjagt, ctn Pfarrer t]ahe er.
Hart, es heftete feine Spur uon Hrbniiddcir.
Ich wundre mich ungeheuer,
Was diesen Punkt betraf:
Der Meyer sieht aus wie ein Meyer,
Der Graf sieht aus wie ein Graf.
Die Aehnlichkeit zwischen den Beiden
Ist ganz dieselbe schier
W4e zwischen dem Mann im Monde
Und Rechtsanwalt Wronker hier.
Wie zwischen Heinz Tovote
Und Otto Brahm in Berlin,
Wie zwischen Cleo Merode
Und etwa Clara Zetkin.

Vorsitzender des Wnhtkomites (zu Bause vor Frau und Tochter setne Wahtrede einübend, mit Pathos):
3a, er ist ein mann uon gediegenem, vortreittichem Charakter, ein fllann, der eine hochgeachtete, unab-
hängige Stetiung einnimmt, denn er ist vermögend, ein lllann in den besten Bahren, grossherzig, kiug,
brav, es binden ihn keine famiiienrücksichten, denn er ist noch iedig . . .
fr au (ihren Mann begeistert unterbrechend): Hber Kart, das wäre ja ein lilann für unsere H matte!

Das Lied vom Eheleben.
Kann's im Eheleben
Etwas Schöneres geben,
Als die höchste gegenseitige Toleranz?
Schilt ein Frauenmündchen
Auch mal „Schweinehündchen!"
Das erzeugt noch keine Dissonanz!

Dafür muss im Leben
Ja die Frau vergeben
Ihrem Mann so manchen kleinen Seitensprung!
Ach, des Lebens Würze
Ist doch stets die Schürze,
Wenn ein Mädel dran, das frisch und jung.

Und wenn Kummer drücket
Und's „Verhältniss" tücket.
Wenn mich Amor fliehet — ei, was thu' ich da?
In das Eheglücke
Eil' ich flugs zurücke.
Und werd' — niech zyje! — wieder
' mal Papa!

Generalprobe.


No. 47

LUSTIGE BLÄTTER.

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