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(Hochzeit.)



Kennt sie ihre
pfttdztcn wieder.
Und den König auf
derSdzwette
ijäit sie auf mit
Biitzesschneiie;
Und sie ruft — dte
Diener stutzen —
„Bitte, Sdzuhe abzu-
putzen!"
Jd) — ich weiss nid)t
wie's gekommen
Und wo id) den Muth
genommen,
Dass id)'s in der Ord-
nung finde,
BBtenn mit einem boiden
Kinde
Eines Königs Majestät
Schnaufend meineCreppc
gebt.
Und id) steif mid)aiso
nur
Seibstbewusst in Positur.
Und der König reicht zum Kusse
Mir die Rand. Bei dem Genüsse
Denh' id), ob das Cödztertein
Möchte auch so gnädig sein?
Doch der König winht dem Mohr,
Der sd)iebt einen Sessei vor.
Meinen Sd)reibtischsessei hoi' ich
für das fräuiein, das sich wohiig,
Slie von Müdigkeit befiegt,
Jn die weichen Kissen sdnniegt.
Mind)en, Crinchen und Mathiide,
Die ihr eurer Kunst Gebiide
einst zur BUeihnadzt mir beschecrt,
Hbnt ihr wohi, wer sie beschwert?
Und der König spricht: „Die Meine
Königiiche Roheit, meine
Vielgeliebte Codzter, iiest,
Utas 6ud) aus der feder fiiesst.
6urer Dieder 6oidsd)nittbände
Kamen auch in ihre I)ände.
Zweie hab' ich seibst besorgt
Und den dritten ausgeborgt;
Denn das ew'ge Büd)erhaufen
Geid braud)t's, um davon zu taufen!
Die Prinzessin von Castiiieti
Diest seit iange in famiiten
Jedem wiii'gcn Dausdzerohr

6ure heche Dyrtk vor.
Die Prinzeffin Santa Cruz
(Sie war nie was Red)tes nutz)
Kauft, wie ich veriäßticb hör',
Sure Docken vom frifeur.
Utas foii nun mein Cöchtertein
I)eut'fo viei vernünftiger Mn?
Jene färben fd)on die f)aare,
Sie war geftern fiebzehn Jahre,
Und da möcht's zur Diebe Zeit fein.
Kurz — fie wiii von Such gefreit fein!

6b' teb tiod) das BUort begriffen,
f)at der feifte Mohr gepfiffen,
Und ein Knab' und noch ein Knabe
Kommt mit beider Morgengabe:
perien, Spenzer für das Rümpfd)cn,
Obrgebäng' und feid'ne Strümpfd)en,
Gold'neSdzaaien, feid'ne Bänder
Und in einem Moraftänder
Dädzeind königtich und miid
Meines Sdzwiegervaters Biid.
fädzer aus dem Schwanz der Pfauen,
Stickereien ind'fcber frauen,
Diamantbcfetzte Kettchen
Und zuletzt ein f)immetbettcben,
Sd)weiiend wie das Paradies
Und mit Daunen aus Paris.

Und mein I)erz, das freut fich hindiid),
Bios der Kopf ift etwas fdzwindiig.
Undicbftammte: „Majeftät,
Ob das ohne Priefter gebt?
Zwar id) fetbftbin nid)tfo frumm,
Hbcr fpäter geht das dumm;
Fjcute ift der Pfaff bereit,
Morgen macht er Schwierigkeit."

Zum Prinzeßeben fieht der König;
Und fie iäcbeit erft ein BUenig,
Darauf fagt fie leis und ton tos:
„Mein Papa ift honfeffiontos."
Und der Mohr meint ziemlich roh:
„Daßdetman. etjebtauebfo."

Dieblich fetzen die Schaimei'n
Jetzt zu frohem Brautmarfcb ein.
Und der gute König fiennt:
„'s ist hait immer ein Moment,
BUcnn das Kind man, das man Hebt,


Zwötf febiug ieif man
Schreibtifchührdzen,
His der König uns zum
Cbürcben
Unf'rer Kammer führt und
fang
Küßt dem Mägdiein Mund
und BUang'.
„Kleine, hab ich's gut ge-
macht?"
Und Prinzeßeben weint und
iaebt,
Reißt Heb tos und tauft
hinein,
BUo in Käften fchon und
Sdzrei'n
Biondgeiodde Hinke Knaben
Unfern Schatz gefd)ichtet haben:
Perienfpenzer für das Rümpfeben,
Obrgebäng' und feid'ne Strümpfcben,
fäcbcr aus dem Sdzwanz der Pfauen,
Stidicreien ind'fcber fraucn,
Oiamantbefctzte Kettchen —
Und im BBiinkei Hebt das Bettd)en.

Draußen mit vier Hotten Schimmein,
Rinten zwei betreßten Dümmeln,
Huf dem Bock ein Mobrenfobn,
fährt der König atiein davon.
Seines Reidzes Kleinod und Giüdz
Biieb an meinem J)ais3uriick,
BBtifcht von: Hug' ein Hbfchiedsthränchen,
Defteit aus dem fjaar ihr Kröndzen,
Sieht vom Bett mir fchelmifch zu:
„Dieber, geit, wir fagen ,Du'?"

Meine Köchin, die Kathrine,
Stand am Bett mit finftrer Miene,
Kat mich durch das BBtort erfebredd:
„Dreimat hab' ich febon gewedst,
Draußen iad)t die Sonne froh,
6eh'n Sie heut' nicht auf's Bureau?"
R. P.

LUSTIGE BLÄTTER.
 
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