(2t empfing mid; feljr liebensmiirbig in
feinem gentralbureau, faß auf einem ühtfif«
brefjfeffel, biftterte gerabe ein Bunbfdjreiben an
feine iTtitglieber unb mollte mid; fofort als
Dramaturg engagieren.
„Waten Sie mit ber Saifon äufrieben?"
,,©Iätt3enb! ©Iätt3enber]l 2lm glänjenbftenlll
3dj beabfidjtige, für bie itäd?fte Spie^eit Krön«
leudjter.Siße unb pläße hinter ben Kuliffcn
ein3urid;ten, rno mau bie Bücffcite ber Drel;biil;ue
in aller ÜTuße betrachten faiinl"
Brillanter (Einfall! 2lnt beften, Ijerr
Direftor, b;at mol;I „Der Kaufmann von Deitebig"
gentadjt ?"
(Er uiefte:
„3a, Sdjilbfraut »ergebt nid?tl"
„über ber „Hartuffe" mit Webefittb mar
bod; ein Heinfall! Sie roetben jetjt moljl bie
Derbiubuitg mit biefetn Dichter, ber ben milbcit
Ulaitn mad;t, lofen?"
„Durchaus tiidjt, memt Webefiitb bas l;ält,
mo3U er fiel? mir gegenüber perpflidjtet l;atl"
(„IVarcn Sic mit bet Saiten 5ufric»cn?")
„Hiimlid;?"
,,3't neun HTonateit will id? allen Blättern
initteilen foulten, baß id; fjerru Webefittb, ^rau
Webefinb unb bas Webefittb *Ktttb für meine
Biiljife r>erpftid;tet habe I Übrigens nod; eine
Mitteilung, bie für bie Berliner bjausfrauen von
großem 311tercffc *ft: 311 ber näd;ftett Saifon
laffe id;, es l;ängt bas and; mit betn DreljfYftem
3ufammen, unter bem „Deutfdjett ©fjeater" einen
Hiefeirfeller anlegeit mit ber Deptfe:
„£?ier tarnt gerollt merbeul" . . ."
Sitleßt, uadjbem id; mid; ttod; fdjncll gegen
Unfall hatte perficfjerti laffeit, fndjte id; Ejcrrti
Direftor ^erbtuaitb Bonn potn „Berliner
Cljcater" auf. (Er faß por feinem Sd;reibtifd;
auf einem großen papierballen (pro3eßaften in
ben Klagen feiner Sd;atifpie!er unb Bütjnen«
arbeitet fontra Bonn) unb empfing mid; auf
bas liebeitsmürbtgfte.
„Waren Sie mit ber Saifon 3tifrieben?"
„Der Kufattg mar ja fetjr mieß, aber ttad;
bent „Winter unferes Mißvergnügens" — id;
3tfiere f?ier ein Wort meines Kollegen Sl?aFc-
fpeare — l?at jtd; gegen Sd;Iuß ber season, id;
tnad;e Sie barauf aufmerffam, baß bas englifd;
ift, bie Sad;e überrafdjettb güitftig geftaltet.
Somie id; unb meine ^ratt nidjt mel;r auftraten,
ging bie Sadje glänjertb. Das ÜTosfauer tEl;eatcr
l;at mid; ’rausgeriffeit. Das publifum mar bc>
geiftert über bie Stiicfe, pon benen es fein Wort
perftartb. 3d? laffe besljalb jetjt „Hitbalofia"
Port Map ©orfi ins Buffifcße iiberfeßett unb
rnerbc bann bamit in ber näcfyfien Saifon ein
großes ©efdjäft madjenl (Es ift übrigens ein
©liief, baß bie Buffen nidjt im ITTai 3U mir
gefommen ftttbl"
„Wesljalb?"
„Ha, meil jeßt alle Huffert ausgemiefeit
merbettl . . . 3d? fann 3l?rlcli übrigens rtod;
eine Heuigfeit mit auf ben Weg geben. 3d?
ättbere uädjfte Saifon ben Hamen bes ©tjeaters."
„Wie mirb es beim tjeißen ?"
„^erbtttanb unb ÜTaria Boitu’s Ber>
liuer CLljeaterl" Ohbaue.
Tauf=Akt
beim Stapellauf eines neuen
Panzerschiffs.
Hochgeehrte Herrschaften I
MH Stolz und Bewunderung
blicken wir zu dem Stahlkoloss
empor, der soeben auf der Werft
fertiggestellt ward und in
wenigen Minuten in die Flut
hinabrollen soll, ein Wahrzeichen
deutscher Grösse und Herrlich-
keit, unserm Vaterlande zur
Ehr und Wehr, unseren Feinden
zum Trutz. Dies Schiff hat
40 Millionen Mark gekostet, und
ich will Innen jetzt auseinander-
setzen, wie diese Riesensumme
aus den einzelnen Beträgen der
neuen Reichssteuern zusammen-
gebracht worden ist.
Die Konstruktion des starken
Panzergürtels ist im wesent-
lichen auf Grund der Biersteuer
zustandegekommen, die be-
kanntlich eine erhebliche Ver-
teuerung und Verschlechterung
des Bieres bewirkt hat. Die Be-
wohner von zwanzig grösseren
Städten haben ihren Abscheu
und Ekel vor dem neuen Steuer-
gesöff überwunden und tapfer
darauf los getrunken, bis der Er-
trag der Brausteuer diesen
mächtigen Panzer ergeben hat.
Dass dabei auch einige Dutzend
kleinere Brauereien verkracht
sind, erwähne ich nur beiläufig:
die Tatsache, dass dieser wunder-
volle Panzer dazu bestimmt ist,
deutschen Handel und deutsche
Industrie zu schützen, kann
durch die Konkurse noch so
vieler Brauereien nicht er-
schüttert werden.
Die Zwillingsschrauben sind
vorwiegend aus der Zigaretten-
steuer bezahlt worden, die sechs
bis sieben Tausend Zigaretten-
Dae HUerneuefte.
<Sin tiroler 93auer in ber Stabt. SS ift JpimtnelfafntStag, unb foeben
jieljt eine IfJrojeffion mit violett verhülltem Ärujifip vorbei. Da fragt baS
©üuerlein einen ©täbter; „ÜBaruin Ijabt’S benn l;eunt bös Brett} verfängt?"
— „„SBeil l?eut’ Sl)riftuS }um jpimmel gefahren ift!"" — „Da fcljaufi her,
bei uns baßeam erfal>rft aber fcljo gar nix!"
arbeiterinnen brotlos gemacht
und auf die Strasse getrieben
hat. Sozialdemokratische Ab-
geordnete behaupten, dass diese
Arbeiterinnen der Prostitution
verfallen müssen. Hierauf
wollen wir natürlich nicht
eingehen; uns genügt es, zu
wissen, dass diese Schiffs-
schrauben sich viel schneller
herumdrehen als jene Mädchen,
mögen sich die herumdrehen,
wie sie wollen.
Die Maschine dieses Kriegs-
schiffes von 6500 indizierten
Pferdekräften verdankt ihre
Entstehung der Fahrkartensteuer
nach der abgestuften Stempel-
skala. Diese, wie man sagt,
verkehrsfeindliche Steuer hat
eine immense Erschwerung des
Reisens hervorgerufen, über die
sich der einzelne Passagier wohl
beklagen darf. Aber was be-
deutet der einzelne Passagier
zu Lande gegen 6500 indizierte
Pferde zur See?!
Und so schreite ich denn zur
symbolischen Handlung, indem
ich eine Flasche Schaumwein
an deinem Bug zerschmettere;
das soll bedeuten: mag der
Dalles noch so gross sein, zu
einer Pulle Sekt reicht' s
immernoch. „Stengel“ sollst
du heissen, so taufe ich dich!
Steuer und Schraube seien deine
Wahrzeichen! Ziehe nun hin
in die fernen Zonen, schütze
dort den deutschen Reisenden,
der die Fahrkarten im Inland
nicht erschwingen kann, und
verkünde den Ruhm unserer
Steuerkraft. Und wenn du dich
auf den starken Schultern des
Ozeans wiegst, so erinnere dich
bisweilen, auf welch schwachen
Schultern du zuvor mit deinem
enormen Stahle ewicht geruht
hast! m.
feinem gentralbureau, faß auf einem ühtfif«
brefjfeffel, biftterte gerabe ein Bunbfdjreiben an
feine iTtitglieber unb mollte mid; fofort als
Dramaturg engagieren.
„Waten Sie mit ber Saifon äufrieben?"
,,©Iätt3enb! ©Iätt3enber]l 2lm glänjenbftenlll
3dj beabfidjtige, für bie itäd?fte Spie^eit Krön«
leudjter.Siße unb pläße hinter ben Kuliffcn
ein3urid;ten, rno mau bie Bücffcite ber Drel;biil;ue
in aller ÜTuße betrachten faiinl"
Brillanter (Einfall! 2lnt beften, Ijerr
Direftor, b;at mol;I „Der Kaufmann von Deitebig"
gentadjt ?"
(Er uiefte:
„3a, Sdjilbfraut »ergebt nid?tl"
„über ber „Hartuffe" mit Webefittb mar
bod; ein Heinfall! Sie roetben jetjt moljl bie
Derbiubuitg mit biefetn Dichter, ber ben milbcit
Ulaitn mad;t, lofen?"
„Durchaus tiidjt, memt Webefiitb bas l;ält,
mo3U er fiel? mir gegenüber perpflidjtet l;atl"
(„IVarcn Sic mit bet Saiten 5ufric»cn?")
„Hiimlid;?"
,,3't neun HTonateit will id? allen Blättern
initteilen foulten, baß id; fjerru Webefittb, ^rau
Webefinb unb bas Webefittb *Ktttb für meine
Biiljife r>erpftid;tet habe I Übrigens nod; eine
Mitteilung, bie für bie Berliner bjausfrauen von
großem 311tercffc *ft: 311 ber näd;ftett Saifon
laffe id;, es l;ängt bas and; mit betn DreljfYftem
3ufammen, unter bem „Deutfdjett ©fjeater" einen
Hiefeirfeller anlegeit mit ber Deptfe:
„£?ier tarnt gerollt merbeul" . . ."
Sitleßt, uadjbem id; mid; ttod; fdjncll gegen
Unfall hatte perficfjerti laffeit, fndjte id; Ejcrrti
Direftor ^erbtuaitb Bonn potn „Berliner
Cljcater" auf. (Er faß por feinem Sd;reibtifd;
auf einem großen papierballen (pro3eßaften in
ben Klagen feiner Sd;atifpie!er unb Bütjnen«
arbeitet fontra Bonn) unb empfing mid; auf
bas liebeitsmürbtgfte.
„Waren Sie mit ber Saifon 3tifrieben?"
„Der Kufattg mar ja fetjr mieß, aber ttad;
bent „Winter unferes Mißvergnügens" — id;
3tfiere f?ier ein Wort meines Kollegen Sl?aFc-
fpeare — l?at jtd; gegen Sd;Iuß ber season, id;
tnad;e Sie barauf aufmerffam, baß bas englifd;
ift, bie Sad;e überrafdjettb güitftig geftaltet.
Somie id; unb meine ^ratt nidjt mel;r auftraten,
ging bie Sadje glänjertb. Das ÜTosfauer tEl;eatcr
l;at mid; ’rausgeriffeit. Das publifum mar bc>
geiftert über bie Stiicfe, pon benen es fein Wort
perftartb. 3d? laffe besljalb jetjt „Hitbalofia"
Port Map ©orfi ins Buffifcße iiberfeßett unb
rnerbc bann bamit in ber näcfyfien Saifon ein
großes ©efdjäft madjenl (Es ift übrigens ein
©liief, baß bie Buffen nidjt im ITTai 3U mir
gefommen ftttbl"
„Wesljalb?"
„Ha, meil jeßt alle Huffert ausgemiefeit
merbettl . . . 3d? fann 3l?rlcli übrigens rtod;
eine Heuigfeit mit auf ben Weg geben. 3d?
ättbere uädjfte Saifon ben Hamen bes ©tjeaters."
„Wie mirb es beim tjeißen ?"
„^erbtttanb unb ÜTaria Boitu’s Ber>
liuer CLljeaterl" Ohbaue.
Tauf=Akt
beim Stapellauf eines neuen
Panzerschiffs.
Hochgeehrte Herrschaften I
MH Stolz und Bewunderung
blicken wir zu dem Stahlkoloss
empor, der soeben auf der Werft
fertiggestellt ward und in
wenigen Minuten in die Flut
hinabrollen soll, ein Wahrzeichen
deutscher Grösse und Herrlich-
keit, unserm Vaterlande zur
Ehr und Wehr, unseren Feinden
zum Trutz. Dies Schiff hat
40 Millionen Mark gekostet, und
ich will Innen jetzt auseinander-
setzen, wie diese Riesensumme
aus den einzelnen Beträgen der
neuen Reichssteuern zusammen-
gebracht worden ist.
Die Konstruktion des starken
Panzergürtels ist im wesent-
lichen auf Grund der Biersteuer
zustandegekommen, die be-
kanntlich eine erhebliche Ver-
teuerung und Verschlechterung
des Bieres bewirkt hat. Die Be-
wohner von zwanzig grösseren
Städten haben ihren Abscheu
und Ekel vor dem neuen Steuer-
gesöff überwunden und tapfer
darauf los getrunken, bis der Er-
trag der Brausteuer diesen
mächtigen Panzer ergeben hat.
Dass dabei auch einige Dutzend
kleinere Brauereien verkracht
sind, erwähne ich nur beiläufig:
die Tatsache, dass dieser wunder-
volle Panzer dazu bestimmt ist,
deutschen Handel und deutsche
Industrie zu schützen, kann
durch die Konkurse noch so
vieler Brauereien nicht er-
schüttert werden.
Die Zwillingsschrauben sind
vorwiegend aus der Zigaretten-
steuer bezahlt worden, die sechs
bis sieben Tausend Zigaretten-
Dae HUerneuefte.
<Sin tiroler 93auer in ber Stabt. SS ift JpimtnelfafntStag, unb foeben
jieljt eine IfJrojeffion mit violett verhülltem Ärujifip vorbei. Da fragt baS
©üuerlein einen ©täbter; „ÜBaruin Ijabt’S benn l;eunt bös Brett} verfängt?"
— „„SBeil l?eut’ Sl)riftuS }um jpimmel gefahren ift!"" — „Da fcljaufi her,
bei uns baßeam erfal>rft aber fcljo gar nix!"
arbeiterinnen brotlos gemacht
und auf die Strasse getrieben
hat. Sozialdemokratische Ab-
geordnete behaupten, dass diese
Arbeiterinnen der Prostitution
verfallen müssen. Hierauf
wollen wir natürlich nicht
eingehen; uns genügt es, zu
wissen, dass diese Schiffs-
schrauben sich viel schneller
herumdrehen als jene Mädchen,
mögen sich die herumdrehen,
wie sie wollen.
Die Maschine dieses Kriegs-
schiffes von 6500 indizierten
Pferdekräften verdankt ihre
Entstehung der Fahrkartensteuer
nach der abgestuften Stempel-
skala. Diese, wie man sagt,
verkehrsfeindliche Steuer hat
eine immense Erschwerung des
Reisens hervorgerufen, über die
sich der einzelne Passagier wohl
beklagen darf. Aber was be-
deutet der einzelne Passagier
zu Lande gegen 6500 indizierte
Pferde zur See?!
Und so schreite ich denn zur
symbolischen Handlung, indem
ich eine Flasche Schaumwein
an deinem Bug zerschmettere;
das soll bedeuten: mag der
Dalles noch so gross sein, zu
einer Pulle Sekt reicht' s
immernoch. „Stengel“ sollst
du heissen, so taufe ich dich!
Steuer und Schraube seien deine
Wahrzeichen! Ziehe nun hin
in die fernen Zonen, schütze
dort den deutschen Reisenden,
der die Fahrkarten im Inland
nicht erschwingen kann, und
verkünde den Ruhm unserer
Steuerkraft. Und wenn du dich
auf den starken Schultern des
Ozeans wiegst, so erinnere dich
bisweilen, auf welch schwachen
Schultern du zuvor mit deinem
enormen Stahle ewicht geruht
hast! m.