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^jvchon glaubt’ ich mich im Hafen,
Schon wähnt’ ich mich in Ruh}
Mein Herz war eingefchlafen
Und fchloß die Augen zu.
Kein Traum mehr wollt ihm künden
Den Sturm aus totem Jahr,
Weil es To müd’ der Sünden
Und müd’ des Frühlings war.
Doch jetzt — wie Toll das enden —
Zu neuer Glut entfacht,
ln deinen jungen Händen
irt es mir aufgewacht.
Die Narben bcTer Zeiten
Verlachend ohne Grau’n
Sehnt fich’s in blaue Weiten
Und will den Frühling fchau’n.

Du blonde Einzig-Eine,
Verriegle meinen Mund —
Ein Ring drückt ohne Steine
Den zarten Finger wund;
Ein Ring uon güld’ner Glätte,
Der viel oom Leid erzählt
Als letztes Glied der Kette,
Die deine Dugend quält.
ich Taß bei deinem 6atten
Und Tchweigend haßt’ ich ihn.
Der Abend Tpann die Schatten
Um Seffel und Kamin.
Wie kühl er doch erzählte,
Wie dacht’ er doch gering —
Da grüßt’ mich ein Gemälde,
Das ihm zu Häupten hing.

Ich fah auf dunklem Bilde:
Nach hartem Ritt und Strauß
Trabt mit zerteiltem Schilde
Ein Ritter wund nach Haus.
Im WarnTe Blut und RiTTe,
Die Stirn zerfetzt - und doch:
Er trägt der Liebften KüKe
Auf blafren Lippen noch.
Ein Kaufherr reitet heiter
Mit Marktgewinn nach Haus
Und biegt dem wunden Reiter
Mit Tcheuem Lächeln aus;
Den Beutel unterm Hemde,
Weinfroh das Augenpaar
Und ahnt nicht, wo der Fremde
Die Nacht zu Garte war . . .

Seit ich das Bild gefehen,
Verfolgt’s mich immerfort:
So wird auch mir gefchehen,
Wie jenem Ritter dort.
So werd’ ich Tchweigend büßen
Die Flamme, die ich heg’;
So wird dein Mann mich grüßen
Auf meinem letzten Weg.

Trunken uon deinen KüTfen,
So reit’ ich in den Tod;
Und keiner Toll es wiTfen,
Wer mir die Lippen bot.
Der Himmel laß’ in Gnade
Mir alle Sinne klar,
Daß nie mein Mund verrate,
Wer meine Herrin war!
Rudolf Presber.


m BILDE.

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