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Ballade vom gefpelften Schulkind.

* „<2Bir haben oon 3(wnt Etenb oernotnmen.
3hr Töd)ferd)en foll warm Mittag befommen
9?ur rnüffen Sie erft auSfüprlid) unb wahr
du» füllen beifolgenbeS Formular,
©ann fpenbet gratis baS Effen fd>on
Sofort
©ie Sdmlbeputation.
©rofje 5reube in Stube unb Michel ©ie Eltern Schmubicfe tonnen
nämlid) oom Erften näd)ften l20tonafS ab mittags nicht mehr ttad) Saufe
fomtnen, Weit bie ßlrbeitSftätfen $u Weit oon ber Sffiofmung finb. ®aS
Stinb für ©elb in S?oft ju geben — baju reicht’S leiber nicht $alte
Stullen als Mittag fann baS ^Burm nicht oertragen. Übermorgen ift
ber „Erfte" alfo nur rafd> baS Formular auSgefüllt unb an bie
Schulbeputation gefd)icft, bamit baS QBurm fein warmes ©ratiö ©QJiftag
triegt . . .
„<2Bir haben 3hr Formular erhalten
Unb eiten,'unfereS 2lmfeS ju Walten.
Sier ift ein 3 weites Formular,
‘Sefdweiben Sie alles genau unb ftar
finb fenben Sie bann baS Rapier gcfd)Winbe,
Sin ben — Ätaffenleprer oon 3hrem Mnbe!"
ßllfo baS aud) nbd>! Seufe ift aber fd)on ber Erfte. 9?un, ba muh
baS QBurnt eben bod) einmal Stullen 51t Mittag effen. ©elb für Sclag
haben Wir fo Wie fo heute nicht, unb bie troefene Stulle wirb ihm biefeS
einzige ©CRal nid)f oiet fchaben. 9tur trafdtj baS Formular auSgefüllt unb
jum Eehrer bamit . . .
„3d> empfing 3hr geehrtes Formular,
3<h glaube aud) gern: baS ift alles wahr.
3d) fenbete gerne morgen fchon
Q3erid>t an bie ßlrmenfotnmiffion.
®od) ohne Firmen--‘2ltteft gibt’S lür;
Senben Sie fotd>eS bem
fiehrer X."

Unausrprecbltcbes.
„Jcp möchte ein gange» Siüett für mich unb ein halbe» für meinen Sub’u nach Sumpftttgett!"
Beamter: 11 ber ber 'Junge hat ja lange ^ofen?!
„Pta, wenn’» barnacb ginge, brauchte ich ja auch nur ein halbe»!"
3weite Säuerin: Pta, unb ich überhaupt Fein’».

©aS wirb unS nicht lange auf-
halten. ‘Jßir haben ja fchon ein
iJlrmenatteft; ba ftecCf eS, in bem
großen, grauen U’uoert. So,
fd)leunigft jum ßeprer bamit!
©aS arme QBurtn fieht fd>on gang
blaß auS . . . freilich, fünf Tage
lang fein Warm Mittag bei bem
fd)Wad)en ‘OTagen . . .
„3d> fanbte ßlfteft unb Petition
Sofort an bie ‘Jtrmenfontmiffton:
©ie jieht jetjf Erfunbigungen ein,
‘Salb wirb bann bie Sache er-
lebigt fein.
©er 3'uccf fold)er Ußoplfat ift ein
hehrer.
©OZit achtungSoollem ©ruß!
©er ßehrer."
©ie&ommiffion arbeitet wie ber
‘JBinb! Mtum gwei QBochen finb um
— fd>on ift bie SluSfunft über
unS ein geh olt unb lautet glücf-
lid)erwetfe fo ungünftig, bah baS
warme Mittag für unfer <2ßurm
oon übermorgen ein Uhr an
bewilligt ift. Übermorgen um ein
Uhr — wie fein fid) baS trifft!...
©enau bie 3eit, unt bie ber Toten-
gräber für unfer ocrhungerfeS
QBurm baS ‘SegräbniS feftgefept
hat . . . G. H.

Die Superlative
des Jahrhunderts.
Bülo<w istdergrösste
Reichskanzler des
Jahrhunderts, King
Eduard ist der grösste
Geschäftsreisende des
Jahrhunderts, die mo-
derne Frau trägt den
grössten Hut des Jahr-
hunderts, China hat den
jüngsten Kaiser des Jahrhunderts,
Fallier es ist der dickste Franzose des
Jahrhunderts, Fürst Eulenburg ist der
kränkste Mann des Jahrhunderts . . .
Aber die „Lustigen Blätter“ sind
die beste humoristische Zeitschrift des
Jahrhunderts, und alle vernünftigen
Menschen des Jahrhunderts tun deshalb
•wohl daran, sofort bei der nächsten Post-
anstalt oder Buchhandlung für das ganze Jahrhundert zu
abonnieren oder mindestens für das erste Quartal des Jahres 1909.

lflit der heutigen Hummer fdiiießt das IV. Quartal 190$. Ulir bitten um lofortige Erneuerung des Abonnements bei der
bisherigen Bezugsftelle.
 
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