Lustige Blätter: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands (29.1914)

<3n einer Dornenhecken, Der Ciebknecbt, «Srimm-beroebrt; 933iß er bas frohe Singen

93 on ^leib unb (Sram oerjehrt, 93on bürrem Caub umraufcbt 3u Schoben könnte bringen.

SÖnjjf er fich ba oerftecken, Sr lauert ba unb laujcbf, ©lad; 9ti<$avb 2B«gner, „gjtdfterfinger".)

©ie ©alof(f)cn be£ &rii

2öae bas eine [Jreube, als bie jätete
ausgeEramt tourben! Sieben oielcm Sinn-
lichen unb fjfelbbrauchbaren befanb fid; and;
manches liebensmürbig Xtnnü^Iid;e barin,
aber gleid;oiel, in jeber ©abe oerEörperte
lieh Hoffnung, © üdipunfd), 2lnbacl;t, £iebe,
treues ©ebenEen, unb ber tüchtige 'Qdiftlier
$onrab Sßerner fühlte fid; oollEornmen ber
rauhen 28irElicl;Eeit entrüeft, ba fo oiele be-
rebte Sengen aus lieber Heimat ihn hier,
in Söeftflanbern, umgaben.

$)alt! ba mar ja nod; ein Dafet; mit
Stuffchrift oon unbeEannter §anb unb fel;r
feltfam ocrfd;nürt, aber jebcnfalls für Kon-
rab beftimmt. Slls er es öffnete, fanb er barin
einDaar gebrandeter ©alofd;en. ©ir, lieber
£efer, brauche ich nicht erft befonbers 311
fagen, bafc eine gütige See bie Slbfenberin
mar, unb ba^ bereu freunbliches Slngebinbe
gar nichts anberes oorftellte, als bie ,,©a-
lofchen bes ©lüds“ aus bem meltberühmten
92tärd;cn. ©u Eertnft auch ihren Sauber:
Seöcr, ber fie anjielpt, mirb augeublictlidp
an bie 6tclle unb in bie Seit perfekt, mo
er am liebften fein möchte. Ql ber ba unfer
Selbgrauer nicht fo belefen mar, mie mir
beibe, fo münfd;te er im erften Slnlauf gar
nichts, fonbern probierte 3unäd;ft mal bie
©alofd;en an, um 311 fel;en, ob fie ihm
paßten unb oielleicht bei bem 921atfd;metter
für feine Spicbeftale als Trodenmärmer bie-
nen t’önntcn.

Söie angegoffen faffen fie. Söenn fie
nur auch recht bauerhaft finb, badete S?on-
rab, baf5 fie über ben garten Selb3ug burd;-
halten! ©ar fo fd;nell toirb's ja nid;t oor-
bei fein; ja menn mir nur erft in Daris
mären_

©iefer burcl; fein §irn 3ud’enber Söunfd;
genügte, um bie Söirlfamteit ber ©alofd;en
31t beflügeln. Unfer Krieger fah fid; plö^-
Ud; auf bem Slfpl;alt einer prächtigen aber
gän3lid; oeröbeten Gira^e. Sin ber ©de
las er bie 2luffd;rift: CLamps Elyse s unb
in ber [Jerne bemerEte er ben Triumph-
bogen, ber ihm oon SlnficbtsEarten her be-
Eannt mar.

sguias* <SBeibnad;f6märd)en nach Sin

Sllfo bas ift Daris oon ber Snnenfeite!
murmelte S^onrab; hotte id; mir eigentlid;
gan3 anbers oorgeftellt; bas ficht ja gott-
perlaffen unb öbe aus mit ben oielen 3uge-
fperrten ©afes! SBie fagen bie Seute 31t
§aus? £cip3ig ift 5Hein-Daris; Hnfinn!
Daris ift ©rofpDofcmudel! llnb bas mill
bie ^auptftabt eines £anbes fein, beffen
Dräfibent fortmätn'enb horumreift unb gra-
tuliert? mal;rl;aftig, bei uns im flanbrifd;en
6d;üt3cngraben mar’s manchmal gemüt-
licher als hier in ber Drad;tftraf;e.

Dehn SBcitergchen fiel ihm ein: ctmas
bebcnflid? ift's bod;, fid; in beutfd;er Uni-
form aufs Darif er Dflaftcr 311 magert. Slber
es miberfuhr il;m nid;t bas gcringfte. ©ie
menigen Daffantcn fd;icncn ihn gar nid;t
3U bemerEcn. llnb bas lag miebcr an ben
guten ©alofd;en, bie ihren Träger niemals
oerraten, fonbern bei jeber ©efatm unfid;t-
bar machen. Sllfo gcfdpü^t achtete er auf
bie Söorte ber Dorübcrgehenbcu. ©ie aber
fprachen untcreinanber:

„Sd; habe ein fclfenfeftes Dertrauen:
bie Japaner merben uns fchon helfen!“

„Dlein Dertrauen ift nod; uner-
fd;ütterlid;er: fclbft menn bie Japaner ben
Slnfd;luf5 oerfäumen, fo merben bie
SPiontcnegriner herbeieilen, um Daris o11
fehütjen !“

„SBenn aber bie Sllontencgriner aus-
bleiben?“

,,©ann ift es felbftoerftänblid; Gacbe
ber Dedugicfen, unfere $)auptftabt 3U oer-
teibigem“

„Gie oergeffen aufferbem bie &ongo-
Sleger, bie Ecin höheres ftbeal fennGri; a{6
ihr Scbcn für unfere Douleoarbs 311 opfern.“

DlerEmürbig — bad;te unfer Süfilier, —
baff biefe Sl'an3ofen fo menig auf bie Q'ran-
3ofen 3ählcn! llnb biefe Dermunberung
ftieg nod;, als ein Seitungsausträger oor-
beifprang unb in bie £uft brüllte: „Sleue
Offenfioe ber Allemands beoorftehenb!
©ie ©urt’has, .bie GiE'hs, bie Gcncgalefen
unb bie guluEaffern merben Söunber ooll-
bringen!“

berfen.

S^onrab überlegte: 6d;abe, baff id; ba
nid;t babei bin, fonbern hier mit anhören
muf$, mie bie öioilparifer mit ihren fd;lim-
men gdeunben renommieren; märe id;
bod; lieber bei meinen .^ameraben unb ihrer
neuen Offenfioe!

3m llmfchcn mar er ba. ©as Seen-
gefchenE mirEte mit fabell;after DönEtlid;-
Eeit, unb biesmal maren es erft red;t bie
©aiofd;en bes ©lüds. ©ettn unfer Krieger
[türmte in ber oorberften Slngriffsgruppe
unb pflan3te als erfter bas 6ieges3eid;en
auf bie Stellung ber ^-einbe, bie auf ben
„0ol;lcn bes llnglüds“ 3urüdmicl;en unb
babei allerbings and; eine märchenhafte
©efchminbigEeit entmidelten. m.

□

Kriegerat.

5\tng ©eorg !am 00m Dalaffe her
Shtf einem 0d)ijf bitrd;§ Dlrmelmecr.

©r fam 00m S3itdingham=Dalace,

QBo er oorbem in 9\itf)e fa§.

S3ei 9]pcrn traf er bie um kreuch
60 3ioifd;en ixaffeegeif unb £itnd).

931an fal; fid) an ba^ ßagerleben,

©ie llnfcrftänbe in ben ©räben.

Äcrr ©eorg 3U feinen '©rcunben fprtd;f:
©cmütlich finbe ich ba^ nid;f;

©g ift fogar, lremt^ ffitrmf unb fdtneif,
Q3on l;öd;ftcr llngemütlid;feif.

3a, toie id; euch oerficheru !aitn,

3d; fönnf mid; fdprer geioöhnen brau.

3ch fpür’^, toie mich bie ©ehnfuchf fapt
9tad; meinem SSudingham^Dalaff,

Töol;in id; mid; oon 9}pcrn3 ©rbe
3ct;t gleich surüdoerfügen roerbe.

Denn mein Dalaft ift oor ber 3oaub
Tod; nod; ber hefte llnterftanb! m.

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No. 51