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Lehmann, Friedrich Rudolf
Peter Paul Rubens: Menschen und Mächte des Barock; ein Zeitbild — Stuttgart: Union Dt. Verl.-Ges., 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.66541#0163
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den Minister zu und stach, noch ehe Buckingham eine Abwehrbe-
wegung machen konnte, mit einem Dolch aus den Herzog ein. Seine
Begleitworte waren: „Gott sei deiner Seele gnädig ?" Der Puritaner
Felton hatte gut gezielt. Der Herzog war auf der Stelle tot, der
Dolch saß mitten im Herzen. — Der Tod wurde von der englischen
Regierung bisher geheimgehalten.
Die aufsässige Hugenottenfestung La Rochelle kapituliert am
18. Oktober 1626 aus Hungersnot. Ludwig XIII. ist nun Herr im
eigenen Land, und Richelieu kann damit beginnen, auf der Linie
Heinrichs IV. Frankreichs ganze Kraft der Außenpolitik zu widmen.
Doch Olivarez hat jetzt eine gute Gelegenheit, dieser französischen
Außenpolitik, die nun bestimmt nicht mehr prospanisch sein wird,
entgegenzuarbeiten. Denn König Karls Unterhändler, Endymion
Porter, ist in Madrid eingetrofsen.
Mit der Aufnahme der Verhandlungen durch die Berufsdiplo-
maten ist Erbens' politische Aufgabe erfüllt. Er muß nunmehr den
privaten Auftrag der Erzherzogin erledigen, also die Porträte aller
Mitglieder der königlichen Familie für Ihre Hoheit in Brüssel
malen.
Velazquez und Rubens sind in der kurzen Zeit ihrer persön-
lichen Bekanntschaft gute Freunde geworden. Der dreißigjährige
stolze Spanier hegt eine große Bewunderung für den um zwei
Jahrzehnte ältern Niederländer, und Rubens, von dessen Stil
bisher noch jeder Maler, der in seinen Gesichtskreis trat, beein-
flußt wurde, sieht mit stiller Freude, wie sich dieser eigenartigste
und eigenwilligste Künstler selbst treu bleibt. Sie besuchen sich täglich
gegenseitig in ihren Ateliers und bummeln auch zusammen durch die
Straßen Madrids, in denen die Hochhäuser besonders auffällig sind;
sie machen Ausflüge in die Sierra, sie erklettern die Gipfel der
Berge und sie reiten auch zum Klosterschloß Escorial. Velazquez
führt Rubens in die Kemenate, die einst die Zentrale der Welt
war. Von dieser balkonartigen Ausbuchtung blickte Philipp II.

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