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Lehmann, Friedrich Rudolf
Peter Paul Rubens: Menschen und Mächte des Barock; ein Zeitbild — Stuttgart: Union Dt. Verl.-Ges., 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.66541#0247
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Tag der Friedensproklamation ein Fest zu veranstalten: „Verschonen
Sie mich doch endlich damit, Gevartius. Gewiß, es würde mir ein
Vergnügen sein, ihre fließende lateinische Tischrede zu hören, doch
kann ich dies nicht auch haben, wenn wir beide allein ein Glas Wein
trinken?" 21 m meisten aber bedrängen Albrecht und Nikolas den
Vater; um seinen Jungen eine Freude zu machen, gibt Peter Paul
schließlich nach. Das erste große Fest seit dem Tod Isabella Brants
wird am iH. November im Palais am Wapper ^stattfmden.

Als Albrecht Rubens dreizehn Jahre alt war, schrieb er in la-
teinischen Versen das Vorwort zu einem Werk über antike Münzen.
Das Erscheinen der wissenschaftlichen und in wohltönender Sprache
abgefaßten Ausführung erregte in interessierten Kreisen berechtigtes
Aufsehen. Gaspar Gevartius war außerordentlich stolz. Denn vor-
mittags besuchte Albrecht die Lateinschule der Augustiner, doch nach-
mittags unterrichtete ihn der gelehrte Gaspar in der griechischen
Sprache und in der Altertumskunde.
Der junge Herr Albrecht ist jetzt sechzehn Jahre alt, bald wird
er seine erste Kavalierstour antreten, auf der er selbstverständlich
alle Korrespondenten seines Vaters in den Hauptstädten Europas
besuchen wird; er freut sich schon besonders auf Herrn de Peiresc und
dessen berühmtes Haus in Aix, denn er will mindestens ein so be-
deutender Universalgelehrter werden wie dieser Freund seines Vaters.
Der junge Herr hat von seinem „Alten Herrn" die Erlaubnis
erhalten, mit Genehmigung Daniel Fourments dessen Tochter, „die
Lern", aus Brüssel abzuholen, wo sie seit einem Jahr zur Vervoll-
ständigung ihrer Bildung bei den frommen Schwestern im Pen-
sionat ist. Rubens hat seinem Sohn den großen Reisewagen zur
Einholung Lenis zur Verfügung gestellt. Jetzt befinden sich die
jungen Leute aus der Fahrt von Brüssel nach Antwerpen. Albrecht
ist sehr befangen, das „Du" ihrer gemeinsam verlebten Kindheit
ist einem „Sie" gewichen.

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