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Lehrs, Max [Editor]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (2, Textbd.): [Meister E.S.] — Wien, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.29822#0189
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DER MEISTER «(£

175

s tatljrus in uitam ptrrara amrn 1

93 : 61 mm. Einf.

97 : 65 (?) mm. PI.

B. VI. 21. 49.

PARIS, S. v. Rothschild (Gering und verrieben.) — WIEN, A. (Prachtvoll.)

Diese schöne Folge, die uns wenigstens in dem prachtvollen Exemplar der Albertina
vollständig erhalten ist, gehört der zweiten Periode des Meisters an, d. h. der Zeit
seiner farbigsten Behandlungsweise. Sie dürfte ungefähr gleichzeitig mit dem Barbara-
Martyrium (Nr. 161) oder doch nur wenig später entstanden sein. Der Stecher zeigt
sich hier ebenso unbefangen in der lateinischen Sprache, gegen deren Regeln seine
Legenden zahlreiche Verstöße enthalten, wie in der Typologie der Apostel. Thomas ist
ganz fortgelassen und Judas Thaddäus in zwei Apostel: St. Judas und St. Thaddäus,
getrennt. Auch die Credo-Stellen sind nur etwa bei der Hälfte der Apostel die üblichen,
bei den übrigen sind sie vertauscht, so daß Jacobus major die des Andreas führt und
umgekehrt Jacobus minor die des Thomas, Simon die des Jacobus minor usw.

Passavant spricht p. 43 von einer Kopienfolge, die sich von den feiner gestochenen
Originalen durch häufiger angewandte Querschraffierungen unterscheiden soll, und bei
der der Boden horizontal gestrichelt sei. Er rechnet dazu einen Christus im Berliner
Kabinett, der aber von Israhel van Meckenem gestochen ist, 2 und führt als Beispiele
einen Philippus und Bartholomäus in Dresden an, die zu der vom Meister «0 ° ganz

unabhängigen Apostel-Folge des Meisters der Berliner Passion 3 gehören. Ferner zitiert
er einen Simon mit der Säge in der Sammlung Friedrich August II. zu Dresden und
meint damit wahrscheinlich den Judas Thaddäus von Meckenem, * der nicht nach
unserer Folge, sondern nach dem Stich Nr. 137 kopiert ist.

Von vier gravierten Apostelfiguren an einem Ziborium des Kunstgewerbe-Museums
in Frankfurt a. M. sind zwei: Petrus und Matthäus, nach Nr. 100 und 108 kopiert,
letzterer mit einer Lanze statt der Helmbarte, der Petrus ziemlich frei, aber doch mit
erkennbarer Abhängigkeit, beide in Halbfiguren. &

112-123 DIE ZWÖLF APOSTEL SITZEND

Folge von 12 Blatt. Sie sitzen mit großen Scheibennimben und in
weite Mäntel gehüllt auf Bänken, Stühlen, Sesseln und Steinsitzen von
wechselnder Form. Außer Bartholomäus, Matthäus und Simon sind

1 Die Credo-Stelle: rt oitattt artrrnant ninrn gehört eigentlich dem Matthias zu,
und die Walkerstange bildet sonst das Attribut des in unserer Folge fehlenden Thomas.

2 P. II. 90. 4L — Geisberg 131.

3 B. X. 17. 15-27. - P. II. 90. 39.- Jahrb. XXL (1900) 149. 41-53. (L.)

* B. VI. 297. 33. - P. II. 193. 33. - Geisberg 218.

6 Die zwei anderen Apostel: Johannes und Jacobus major, entsprechen nicht denen
des Meisters °(|~
 
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