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Leipziger Kunstverein; Museum der Bildenden Künste Leipzig
Deutsch-Römische Malerei und Zeichnung 1790-1830: Ausstellung vom 1. August bis 31. Oktober, Leipzig 1926 — Leipzig: Leipziger Kunstverein, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.73213#0016
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10
Jahrhundertwende ein rasches Anwachsen der deutschen
Künstlerkolonie ein. Nach dem Vorgange von J. A. Carstens
suchte man diese Stadt auf, da Deutschland in seiner natio-
nalen Schwäche und Zerrissenheit noch keinen ausgespro-
chenen Mittelpunkt besaß, dessen sich eine nationale Kunst
bedienen muß. Nur hier glaubte man das Zentrum einer
großen Kunst gefunden zu haben, die einer neuen Genera-
tion und neuen Welt Richtung und Halt verleihen sollte.
Im Gegensatz zu dem internationalen Zuge und dem
kosmopolitischen Einschläge der Monumentalmalerei des
A. R. Mengs, hinter der jedoch bereits ein bestimmtes
theoretisches deutsches Wollen — abweichend von französi-
scher und italienischer Kunstanschauung — wirksam war, er-
stand in J. A. Carstens zum ersten Male wieder eine rein
germanische Kraft, die fast revolutionär sich gegen den
akademischen Klassizismus aufgebäumt hatte. Seine Wege
wurden durch Gottlieb Schick und J. A. Koch über die
Schwelle des Jahrhunderts weitergeleitet. War in Carstens
eine neue monumentale Gesinnung erwacht, so wurde ganz
analog durch Joh. Christian Reinhart und Jos. Anton
Koch das römische Landschaftsbild neu geformt und ge-
staltet. Auch in der Landschaft sollte sich eine große Idee
offenbaren. Und wenn sich auch das neue Landschaftsbild
einer älteren, stets wachgehaltenen Tradition anschloß, so
war es doch aus einer neuen glühenden und strengen Liebe
zur Natur herausgeboren worden. Der Einfluß J. A. Kochs
war so stark, daß alle Landschafter, wie Fohr, Horny,
 
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