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Dürer, Albrecht; Leitschuh, Friedrich [Editor]; Hauer, Johann [Oth.]
Albrecht Dürer's Tagebuch der Reise in die Niederlande — Leipzig: F.A. Brockhaus, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.53447#0037
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dass es für ihn von besonderm Nutzen sein müsse, wenn er
über die Einnahmen und Ausgaben während der Reise ein
Rechnungsbuch führe. Wir haben daher unter diesem Tage-
buche nicht etwa die Beschreibung einer Künstlerfahrt im
modernen Sinne, gewürzt mit geistreichen Bemerkungen und
witzigen Einfällen, zu verstehen: es erscheint uns als ein ein-
faches Notizbuch, in welchem Gewinn und Verlust, Ankauf
und Verkauf, Einnahme und Ausgabe auf Stüber und Weiss-
pfennig gewissenhaft registrirt ist. Es liegt in der Natur der
Sache, dass er die Ortschaften, in welche er kommt, und
manche Thatsache, die seine Geldbörse um etwas leichter
macht, sorgfältig verzeichnet. Aber bald lässt er im ur-
sprünglichen Rechnungsbuche seinen Empfindungen freien
Spielraum und vertraut ihm an, welche Eindrücke er da und
dort empfangen und welche Erlebnisse seine Sinne gefangen
hielten. Für die Ausdehnung dieser Aufzeichnungen ist
natürlich immer das jeweilige mehr oder minder bedeutende
Interesse, welches er an der Sache nimmt, und die Zeit,
welche ihm zur Führung- seines Tagebuchs eben zur Ver-
fügung steht, massgebend. Er wird wol kaum alltäglich die
nöthige Musse gefunden haben, um seine Einträge zu machen,
denn er berichtet nicht selten zugleich über die Ereignisse
mehrerer Tage. Auch finden sich zuweilen nachträgliche
Ergänzungen bereits erwähnter Thatsachen. Wie schon Thau-
sing vermuthet, muss das Tagebuch daheim noch eine Re-
daction erfahren haben, ohne dass es dabei zugleich abge-
schrieben worden wäre. Denn wäre letzteres der Fall ge-
wesen, so hätte Dürer gewiss so manches zusammeng-ezogen,
so manche naheliegende Aenderung zur Rundung des Gan-
zen vorgenommen. So würde er zweifelsohne in einer Rein-
schrift, bei Aufführung- der Mahlzeiten, nicht die im Urtexte
üblichen Lücken gelassen haben. Dieselben waren bestimmt,
um die bei einem Gönner eingenommenen Mahlzeiten kurz
durch nebeneinandergesetzte Striche oder j nachtragen zu
können, erwiesen sich indess aber meist als über Bedarf
Leitschuh, Dürer. o
 
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