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Leitschuh, Franz Friedrich
Einführung in die allgemeine Kunstgeschichte — München, Kempten: Verlag der Jos. Kösel'schen Buchhandlung, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.68251#0226
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Die Kunst der Renaissance.


Abb. 204. Stationen vor der Stiftskirche zu Xanten (1525)
(Grablegung und Auferstehung.)

Die Bildnerei der deutschen Renaissance.
Bode, Geschichte der deutschen Plastik. Berlin 1882.
Tönnies, Tilman Riemenschneider. Straßburg 1000.
Daun, Beit Stoß. Leipzig 1903.
Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts ist die deutsche Bildnerei
der gleichzeitigen Malerei so weit vorausgeeilt, daß sie an Fülle und Um-
fang des Schaffens der Schwesterkunst wesentlich überlegen erscheint. Offen-
bar kam ihr eine mehr auf das Plastische als auf das Malerische gerichtete
Anlage des deutschen Volksgeistes zustatten. Wurde doch an vornehmster
Stelle, für den Aufbau der Altäre, seit dem Beginn des fünfzehnten Jahr-
hunderts überall der Bildnerei der Vorzug gegeben, und in der Holzschnitzerei
kam der uralt germanische, beim Bauen und Bilden betätigte Hang zur Holz-
technik wieder mit Macht zutage. Als dann der Realismus in Deutschland
einzudringen begann, wirkte er zwar in erster Linie auf die Malerei, die
namentlich in Oberdeutschland den neuen Impulsen zu folgen wußte; aber
mit nicht minder glänzenden: Erfolge brach sich der neue Realismus in der
Plastik, besonders in der volkstümlichen Schnitzkunst, Bahn. Zugleich aber
fand in der Mehrzahl dieser Werke die malerische Tendenz der Zeit ihr
Genügen, denn die Pracht der Farben und der Vergoldung fügte den plasti-
schen Arbeiten in der Regel noch den Reiz der Gemälde hinzu. So wurde
die Malerei zurückgedrängt und sah sich im günstigsten Falle auf die Aus-
schmückung der Flügel und etwa der Staffel beschränkt.
Die plastische Kunst, die von vielen ehrsamen Handwerkern geübt
wurde, beschäftigte Hunderte strebsamer Hände; denn ihr lag die Befriedigung
aller künstlerischen Bedürfnisse der Kirche ob. Es entstanden zahllose Grab-
 
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