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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Hrsg.]; Kunsthaus Lempertz [Hrsg.]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Mitarb.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Gemälde alter Meister des XV. bis XVIII. Jahrhunderts: Sammlung Professor Dr. Wedewer Wiesbaden †, I. Teil sowie eine geringe Anzahl von Gemälden aus anderem Besitz ; Versteigerung: Mittwoch, 25. November 1925 — Köln, Nr. 233.1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.18289#0005
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Die seit Jahrzehnten bestehende weithin bekannte Gemälde-Sammlung des im Jahre
1922 verstorbenen Professors Dr. Wedewer, Wiesbaden, ist uns vom Testaments-
vollstrecker des Erblassers zur Versteigerung übergeben worden. Der Erlös ist
zu karitativen Zwecken vermacht.

Vorliegender Katalog beschreibt den ersten Teil der Sammlung Wedewer und enthält aus-
schließlich Werke alter Malerschulen des 15. bis 18. Jahrhunderts. Der zweite Teil mit
Bildern des deutschen 19. Jahrhunderts wird im kommenden Monat zum Angebot gelangen..
Weitere Kataloge, darunter die graphische Sammlung, sind in Bearbeitung.
Wedewers Sammlerliebe galt in erster Linie den Niederländern des 17. Jahrhunderts. Der
Katalog verzeichnet eine stattliche Anzahl feintoniger Landschaften der Jan Brueghel-Nachfolger:
David Vinckeboons, Jodocus de Momper, Lucas van Uden etc. Ihnen schließen sich an Land-
schaften von Alexander Keirincx, Dirk Daelens, Jacques d'Arthois, Pieter van Avont, darunter voll-
bezeichnete Werke in bester Erhaltung. Besonders erwähnt werden mag eine goldtonige Landschaft
mit Räuber-Ueberfall (Nr. 114), die, obwohl unsigniert, unbedenklich dem Jan von Goijen zu-
geschrieben werden kann. Ein eigenartiges Werk subtilster Malerei ist das Interieur einer
Gemäldegalerie (Nr. 260), dessen Vorwurf, freilich in anderer Auffassung, der jüngere David
Teniers einmal behandelt hat. Unser Bild scheint, vor allem wegen des Tones, die Hand
des Frans Francken II zu verraten. Außerdem besagt die Ueberlieferung, daß der eine der
beiden Amateure, die links am Tische sitzen, Frans Francken II selber sei, während der andere
Dargestellte der Humanist und Kunstfreund Justus Lipsius sein soll. Ein sehr vornehm
wirkendes Bildnis ist Nr. 241, das der feine Kenner Wedewer mit Sicherheit dem Gerard
Terborch zuschrieb: Ein junger Edelmann in vornehmer Zeittracht sitzt mit dem Gewehr
zwischen den Knien neben seiner Jagdbeute. Die vorzügliche malerische Qualität des Bildes
scheint dem Urteil Wedewers wohl Recht zu geben. — Von Frans Francken II enthält der
Katalog zwei bezeichnete Werke. Das eine (Nr. 99) variiert das mehrere Male von ihm
behandelte Thema von den sieben Werken der Barmherzigkeit, ist mit seinem vollen Namen
bezeichnet und 1613 datiert. Das andere (Nr. 100) auf Kupfer gemalt, stellt ein figurenreiches
Gastmahl dar und hat eine fragmentarische Bezeichnung, die des Näheren aus der Beschrei-
bung zu ersehen ist. Die sehr reizvolle Ansicht einer niederländischen Stadt mit Figuren
im Vordergrunde gibt uns das Bild Nr. 120, bezeichnet: Heck 1648 (Jan van den Hecke
1620—1684). Das dem Marinus van Romerswale zugeschriebene Bild Nr. 214 bringt den
des öfteren von diesem Meister behandelten Vorwurf eines alten Bankier-Kontors mit zwei
Kaufmannstypen eigenartiger Charakterisierung.

Von anderen als niederländischen Bildern findet sich nur weniges in der Sammlung, abge-
sehen von der Reihe deutscher Bilder des 17. und 18. Jahrh., die den Stil der Niederländer
nachahmen. Einiges Bedeutende aus anderen Kunstkreisen sei im Nachstehenden hervor-
gehoben. Da ist z. B. (Nr. 170) ein mittelrheinisches Martyrium aus dem 15. Jahrh. auf
Goldgrund; eine kölnische Tafel mit Christus vor Pilatus (Nr. 158), die viele Züge des Meisters
von St. Severin aufweist, und ein „Spanisch od. portugiesisch 16. Jahrh." genanntes Altar-
bild (Nr. 232) von kraftvoller Wirkung.

Aus anderem Privatbesitz enthält der Katalog ein ganz hervorragendes Triptychon, das von
Dr. Theodor Frimmel in Wien als ein eigenhändiges Werk des Barend van Orley ange-
sprochen wird (Nr. 192) und ein männliches Bildnis von Jacob Adriaensz Bakker, ein Werk
von faszinierender Wirkung und Rembrandtesker Wucht.

KUNSTAUKTIONSHAUS MATH. LEMPERTZ
 
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