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Kunsthaus Lempertz [Hrsg.]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Mitarb.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Orient-Teppiche, Sammlung Georg Wilhelm Müller, Düsseldorf: Versteigerung: Mittwoch, 18. und Donnerstag, 19. Dezember 1929 — Köln, Nr. 295.1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.30287#0005
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V O R W O R T

Das vorliegende Verzeichnis beschreibt den zweitenl Teil der Teppich-Sammlung G e o r g
Wilhelm Müller, Diisseldorf, nachdem der erste Teil vor zwei Jahren, im
November 1927, von unserer Firma versteigert worden ist. Die jetzt angekiindigte zweite
Auktion hat den Zweck, nunmehr diese ganze so reiche Privat-Sammlung zur Auflösung
zu bringen.

Die Sammlung Miiller setzt siclr zusammen aus Teppichen aller Herstellungszentren des
Orients. Sie umfaßt kaukasischei und zentralasiatische Teppiche sowohl wie persische und
tiirkisch-kleinasiatische. Unser Sammler hat es verstanden, aus allen diesen Herstellungs-
bezirken typische Vertreter jeder Art aufzufinden und in seiner Kollektion zu vereinigen;
sowohl hervorragende Sammelstiicke aus dem frühen 19. und dem 18. Jahr-
hundert als auch eine große Zahl ausgezeichneter Gebrauchsteppiche, die hin-
sichtlich Zeichnung, Farbe und Wollmaterial den frühen Stücken nicht nachstehen und als
sogenannte „V o r k r i e g s t e p p i c h e“ im Verkehr immer seltener geworden sind.

Aus diesen Gründen wird nicht nur der Liebhaber, der dem wissenschaftlichen Studium
orientalischer Teppichkunst obliegt, in der Sammlung Müller so manches interessante alte
Stück entdecken; auch derjenige, der sich an einem wirklich schönen Zimmerteppich er-
freuen will, findet Zufriedenstellendes in diesem überaus vielseitigen Angebot, dessen Qualität
den üblichen Rahmen der Teppiche, die heutzutage im allgemeinen gezeigt werden, beträcht-
lich überragt.

Das Studium orientalischer Teppich-Kunst, das in Deutschland durch Wilhelm von Bode,
Sarre und andere Forscher in den! letzten Jahrzehnten vorigen Jahrhunderts angeregt
wurde und zahlreiche begeisterte Jünger fand, wird keinen Kunstfreund enttäuschen, der
sich ihm mit Hingabe widmet. Es ist richtig, daß man, wie; ein englischer Forscher einmal
gesagt hat, bei edlen orientalischen Teppichen, stets neue Schönheiten entdecken kann, je
länger man sie besitzt. Sie erschließen ihre Schönheit, die auf der Tradition früherer Zeiten
beruht, allerdings nur dem, der sich in sie hineinlebt.

,,You must indeecl live with them and live with them long.“

Ihren W'ert werden sie, wie jedes echte Kunstwerk, immer behalten.

H. R.
 
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