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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Hrsg.]
Gemälde alter Meister: aus süddeutschem Adelsbesitz ; Versteigerung: Dienstag, 3. Juni 1930 (Katalog Nr. 301) — Köln, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.5529#0005
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VORWORT

Auf den folgenden Blättern ist eine Sammlung von Gemälden alter Meister beschrieben,
die aus bekanntem süddeutschem Adelsbesitz stammt und in der Hauptsache frühitalienische,
deutsche und niederländische Bilder vom 14. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts enthält.

Das italienische Trecento ist gut vertreten mit zwei großen Aposteltafeln von Siena,
einer oberitalienischen Spitzbogentafel mit reich gepunzter Madonnen-Darstellung, sieben
kleinen Bildchen mit musizierenden Engeln. Aus dem Ende des Quattrocento begegnet
uns eine Heilige Familie von Palmezzano und ein Weibliches Bildnis des L o r e n z o
Costa, das ebenso wie das dem Cinquecento angehörende monumentale Damenbildnis des
Agnolo Bronzino zu den besten Stücken der Sammlung zu zählen ist. Aus gleicher Zeit
stammt ein ausdrucksvolles Bildchen des Polidoro Veneziano, mit drei Männern,
die im Mittelgrunde einer Landschaft zwischen Bäumen knien.

Unter den deutschen und niederländischen Bildern des 16. Jahr-
hunderts seien besonders angemerkt ein ausdrucksvolles Frauenbildnis von Nicolas
Neufchatel (Lucidel) und eine nächtliche Landschaft mit St. Christophorus, der das Jesuskind
über einen Fluß trägt, von Herri met de Bles. Monumentalität und Anmut vereinigt eine Tafel
des Augsburgischen Meisters von 1477 mit zwei Heiligen und dem Idyll dreier Stifterinnen in
kleinen Figuren, dessen Werk Dr. Ernst Buchner in seinen „Forschungen zur gotischen Malerei
in Augsburg" zusammengestellt hat. Seltsam und eindrucksvoll wirkt des Passauers Wolfgang
Huber Darstellung von Mariae Tempelgang. Ein deutsches Bild aus der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts ist die farbenschöne, dramatisch bewegte Tafel „Christus heilt Kranke". —
Ferner sei hingewiesen auf die Himmelfahrt Mariae, als deren Maler wohl ein schwäbischer
Meister anzusprechen ist. Von miniaturmäßiger Feinheit sind die beiden Täfelchen mit Heiligem
bzw. Prophet, vom Vorbesitzer einem Kölnischen Maler vom Anfang des 16. Jahrhunderts
zugewiesen, von Dr. Ernst Buchner als Werke des Meisters des Marienlebens festgestellt. Das
männliche Bildnis, das im Katalog, den Angaben des Vorbesitzers entsprechend, als Jan Scorel
erscheint, wird von Dr. Walter Cohen für Marten van Heemskerk in Anspruch genommen.

Den breitesten Raum der Sammlung nehmen die Niederländer des 17. Jahr-
hunderts ein, und diesem quantitativen Reichtum entspricht auch der qualitative. Hier
finden wir Stilleben, Landschaften, Bildnisse, Figurenbilder von den namhaftesten Meistern
der Epoche: Mehrere Jagdbeuten von Jan Fyt, eine von Frans Snyders, farbig prunkende
Stilleben von Peter Gysels, Jan Davidsz de Heem, Juriaen van Streek, einen Geflügelhof

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